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11.12.2017 | 08:17 | Agrar-Einkommen 2016/17 

Einkommen der Landwirte im Südwesten gestiegen

Stuttgart -„Die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise für tierische Produkte haben sich positiv auf die Unternehmensergebnisse ausgewirkt. Ackerbauern müssen Einbußen verkraften.“

Einkommen in der Landwirtschaft
Nach schwierigen Jahren geht es Baden-Württembergs Landwirten wieder etwas besser. (c) proplanta
Das erklärt Joachim Rukwied, Präsident des Landesbauernverbandes (LBV), zu den Unternehmensergebnissen der Haupterwerbsbetriebe im Wirtschaftsjahr 2016/17 am 11. Dezember 2017 in Stuttgart.

Das erklärt Joachim Rukwied, Präsident des Landesbauernverbandes (LBV), zu den Unternehmensergebnissen der Haupterwerbsbetriebe im Wirtschaftsjahr 2016/17 am 11. Dezember 2017 in Stuttgart. „Nach zwei sehr schlechten Jahren haben sich die Einkommen in der Veredlung endlich verbessert. Die Milchviehbetriebe haben ebenfalls ein höheres Unternehmensergebnis erwirtschaften können.“

Das Ergebnis stieg im Wirtschaftsjahr 2016/17 (1. Juli 2016 bis 30. Juni 2017) in den landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben im Durchschnitt um 29,9 Prozent auf 49.860 (2015/16: 38.380) Euro je Unternehmen. Nach schlechten Unternehmensergebnissen in den vergangenen Wirtschaftsjahren konnten die Bauernfamilien in vielen Sparten ein höheres Einkommen erzielen. „Die Steigerung ist für unsere Betriebe dringend notwendig, um Kredite zu bedienen, erforderliche Investitionen zu tätigen und für schlechte Jahre vorzusorgen“, erklärt Bauernpräsident Rukwied.

Baden-Württemberg zwölf Prozent unter Bundesdurchschnitt

Im Bundesdurchschnitt erwirtschafteten die Betriebe im Wirtschaftsjahr 2016/17 56.833 Euro je Betrieb. Baden-Württemberg liegt damit zwölf Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Nach Schleswig-Holstein nimmt Baden-Württemberg den vorletzten Platz ein. Unverändert besteht eine große Spannbreite zwischen den Ergebnissen der einzelnen Bundesländer.

Einzelne Betriebsformen verlieren

Die Ackerbaubetriebe erwirtschafteten im abgelaufenen Wirtschaftsjahr ein Unternehmensergebnis von 33.015 (36.175) Euro je Betrieb. Das entspricht einem Rückgang um 8,7 Prozent. Im Vergleich zu allen anderen Sparten nehmen die Ackerbaubetriebe den letzten Platz im Einkommensranking ein. Im Weinbau sanken die Ergebnisse um 2,5 Prozent auf 50.550 (51.855) Euro je Unternehmen.

Schweinehaltende Betriebe erwirtschaften Einkommenszuwachs
nach Krisenjahren

Nach Krisenjahren in der Veredlung (insbesondere Aufzucht von Ferkeln und Mastschweinen) haben die Schweinehalter ein höheres Unternehmensergebnis erzielen können. Sie konnten dieses von einem äußerst niedrigen Niveau auf 77.874 (29.725) Euro je Unternehmen steigern. „In der Vergangenheit lagen die Ergebnisse so niedrig, dass die Betriebe von der Substanz leben und viele Landwirte die Schweinehaltung aufgeben mussten“, sagt Rukwied. „Dieser dringend notwendige Einkommenszuwachs verschafft den Schweinehaltern etwas Luft, um überhaupt eine Zukunftsperspektive zu haben.“

Einkommenssteigerungen auch bei anderen Betriebsformen


Die Milchviehbetriebe profitierten vor allem vom gestiegenen Milchpreis. Die Unternehmensergebnisse haben um 32,7 Prozent auf 56.530 (42.601) Euro je Betrieb zugelegt. Futterbaubetriebe mit Rindermast und Mutterkühen verbuchten eine Ergebnissteigerung um 22,4 Prozent auf lediglich 33.635 (27.480) Euro je Unternehmen. Gemischtbetriebe erwirtschafteten ein Ergebnisplus um 38,4 Prozent auf durchschnittlich 44.364 (32.048) Euro je Betrieb. Bei den Obstbaubetrieben stieg das Unternehmensergebnis im Durchschnitt um 33,8 Prozent auf 51.209 (38.273) Euro je Unternehmen.

Wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft etwas besser

„Nach schwierigen Vorjahren haben die Betriebe dringend eine Preiserholung und bessere Erlöse gebraucht", stellt Rukwied fest. „Allerdings warten die Ackerbauern immer noch auf eine Verbesserung ihrer Einkommenssituation." Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben und wichtige Investitionen für die Zukunft tätigen zu können, seien langfristig höhere Preise aller landwirtschaftlichen Erzeugnisse notwendig.

Steuerlich begünstigte Risikovorsorge endlich einführen

„Die Krisenjahre haben beispielsweise bei der Veredlung tiefe Löcher ins Betriebsbudget gerissen“, erklärt der LBV-Präsident. „Verluste müssen ausgeglichen und für künftige Tiefpreisphasen sollte vorgesorgt werden. Eine Steuervorauszahlung, basierend auf einem guten Jahr, trifft die Bauernfamilien bei einem darauffolgenden schlechten Jahr besonders hart. Die Politik muss endlich für alle landwirtschaftlichen Betriebe eine steuerlich begünstigte Risikovorsorge möglich machen“, fordert Rukwied. "Mit dieser Vorsorgemöglichkeit könnten die Betriebe Einkommensschwankungen ausgleichen und damit Risiken mindern. So zeichnet sich beispielsweise für viele Betriebe im Obst- und Weinbau im laufenden Wirtschaftsjahr (2017/18) eine sehr schwierige Lage durch die Frostschäden im April ab.“

Unternehmensergebnisse der einzelnen Betriebsformen

- In den Milchviehbetrieben stieg das Unternehmensergebnis 2016/17 im Durchschnitt um 32,7 Prozent auf 56.530 (2015/16: 42.601) Euro je Unternehmen.

- Die Futterbaubetriebe mit Rindermast und Mutterkühen verbuchten eine Ergebnissteigerung um 22,4 Prozent auf 33.635 (27.480) Euro je Unternehmen.

- Nach jahrelangen roten Zahlen konnte die Veredlung die Unternehmensergebnisse 2016/17 im Durchschnitt um 162 Prozent auf 77.874 (29.725) Euro je Unternehmen steigern.

- Die Ackerbauern müssen ein um 8,7 Prozent niedrigeres Ergebnis verkraften. Je Unternehmen erwirtschafteten sie im Durchschnitt 33.015 (36.175) Euro.

- Die Gemischtbetriebe erwirtschafteten ein Ergebnisplus um 38,4 Prozent auf durchschnittlich 44.364 (32.048) Euro je Unternehmen.

- Im Obstbau stieg das Unternehmensergebnis im Durchschnitt um 33,8 Prozent. Die Obstbaubetriebe erwirtschafteten 51.209 (38.273) Euro je Unternehmen.

- Im Weinbau nahm das Ergebnis um 2,5 Prozent auf 50.550 (51.855) Euro je Unternehmen ab.

Daten zu den Unternehmensergebnissen 2016/17 (1. Juli 2016 bis 30. Juni 2017)

Datenbasis: Die Ermittlung der Einkommenssituation basiert auf Buchführungsergebnissen von 1.671 landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben in Baden-Württemberg.

Unternehmensergebnis: Das Unternehmensergebnis (Bruttoeinkommen) muss neben der Entlohnung für die Familien-Arbeitskräfte sowie die unternehmerische Tätigkeit auch die Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals abdecken. Zusätzlich gehen davon die Sozialabgaben, persönliche Steuern, Tilgung für Fremdkapital und finanzielle Verpflichtungen gegenüber der Vorgängergeneration ab. Ein Teil des Unternehmensergebnisses ist für die Finanzierung von Ersatz- und Neuinvestitionen aufzuwenden.

Arbeitskräfte (AK): Der Arbeitskräfteeinsatz je ausgewertetem Betrieb liegt bei 2 Arbeitskräften je Unternehmen oder 2,7 AK je 100 Hektar (Familien-AK: unverändert 1,5 Familienarbeitskräfte/Betrieb). Der durchschnittliche AK-Besatz liegt damit in Baden-Württemberg um rund 29 Prozent über dem Bundesdurchschnitt (2,1 AK je 100 Hektar).

Fläche: Die landwirtschaftlich genutzte Fläche der ausgewerteten Betriebe beträgt knapp 77 Hektar pro Betrieb. Der Anteil der Pachtflächen liegt im Durchschnitt dieser Betriebe bei 71 Prozent (rund 55 Hektar). Dieser beträgt im Land 60 Prozent. Die Pachtkosten der ausgewerteten Betriebe betragen circa 13.750 Euro pro Jahr (ca. 250 Euro je Hektar).

Eigenkapitalbildung: Im Wirtschaftsjahr 2016/17 konnte von den ausgewerteten Haupterwerbsbetrieben rund 11.200 Euro Eigenkapital gebildet werden. Dieser Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert (Wirtschaftsjahr 2015/16: 1.150 Euro). Im Hinblick auf eine dauerhafte Sicherung der betrieblichen Existenz beträgt die anzustrebende Zielgröße jedoch mindestens 10.000 bis 15.000 Euro je Betrieb.

Investitionen: Die Bruttoinvestitionen, d. h. der gesamte Zugang an Vermögensgegenständen, verringerten sich im Wirtschaftsjahr 2016/17 um ungefähr neun Prozent und lagen bei 47.400 Euro je Unternehmen. Die Investitionen in Maschinen nahmen leicht zu (um rund drei Prozent auf ca. 25.200 Euro). Die Nettoinvestitionen gingen im abgelaufenen Wirtschaftsjahr um über die Hälfte zurück (-52,8 Prozent) und lagen nur noch bei 2.500 Euro.

Betriebe: In Baden-Württemberg gibt es nach der amtlichen Statistik 40.600 Betriebe (Agrarstrukturerhebung 2016). Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt ca. 35 Hektar (D: knapp 61). Die überwiegende Mehrheit (89 Prozent) der landwirtschaftlichen Betriebe wird als Familienbetrieb, als sogenanntes Einzelunternehmen, geführt. In Baden-Württemberg wirtschaften 13.500 Betriebe im Haupterwerb (33 Prozent) und 22.500 im Nebenerwerb (56 Prozent). Gemeinschaftliche Betriebsformen gewinnen jedoch zunehmend an Bedeutung, darunter insbesondere Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GbR), mit einem Anteil von knapp neun Prozent.

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Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg e. V. (LBV) vertritt rund 36.000 Landwirte. 24 selbstständige Kreisbauernverbände nehmen auf regionaler Ebene die Interessen des bäuerlichen Berufsstandes wahr. Insgesamt ist jeder zehnte Arbeitnehmer in Baden-Württemberg direkt oder indirekt von der Landwirtschaft abhängig.
LBV
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