Von den rund 3.500 Treckern ließ die Polizei gut 1.700 bis in die Innenstadt. An einer Kundgebung auf dem Gänsemarkt in der Nähe des Tagungshotels nahmen nach Polizeiangaben etwa 5.000 Menschen teil. Vertreter der Landwirte übergaben den Umweltministern eine Resolution.
Darin forderte das Aktionsbündnis aus Bauern, Schäfern und Jägern die Politiker auf, mehr auf Kooperation und Freiwilligkeit im Natur- und
Umweltschutz zu setzen, statt auf neue Verbote und Konfrontation.
Besonders Vorschriften zum Schutz des Grundwassers, zum Insektenschutz, zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wie
Glyphosat und zum Wolfsmanagement stoßen bei den Landwirten und Schafzüchtern auf Kritik.
Die
Bauern sehen sich in ihrer Existenz bedroht. «Wenn wir keine Pflanzenschutzmittel mehr einsetzen dürfen, dann verlieren wir 40 bis 50 Prozent unseres Ertrags», sagte Anne Meyer, Landwirtin aus der Nähe von Barth in Mecklenburg-Vorpommern, deren Hof zu 100 Prozent in einem Vogelschutzgebiet liegt. «Es wird oft gesagt, die Landwirte sind gegen den Umweltschutz, aber das ist überhaupt nicht so», sagte die 38-Jährige. Die Natur sei die Grundlage der Bauern. Es dürfe aber nicht über ihre Köpfe hinweg entschieden werden.
Die Trecker-Konvois behinderten den Verkehr in und um Hamburg. Die Beeinträchtigungen seien aber geringer als erwartet gewesen, sagte Polizeisprecher Timo Zill. Nach der Kundgebung kam es am Nachmittag zu Staus an den Elbbrücken und Richtung Köhlbrandbrücke. Mehrere Buslinien waren im Bereich der Innenstadt umgeleitet worden.
Mehrere Teilnehmer der Umweltministerkonferenz stellten sich den Demonstranten. Der Vorsitzende der Ministerrunde, Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne), hob die Bedeutung der Landwirtschaft für Umwelt,
Ernährung und den Erhalt der
Kulturlandschaft hervor. «Gleichzeitig ist die Landwirtschaft durch den Einsatz von Pestiziden und
Gülle für Insektenschwund, Rückgang der
Artenvielfalt und hohe Stickstoff- und Phosphatwerte im Wasser mitverantwortlich», sagte er unter den Pfiffen der Bauern. Dass viele
Betriebe ums Überleben kämpften, liege auch an den Rahmenbedingungen. «Die großen Weichen dafür werden auf EU-Ebene gestellt», sagte Kerstan.
Der Staatssekretär im
Bundesumweltministerium, Jochen Flasbarth, forderte die Bauern auf, Feindbilder beiseite zu packen. In den vergangenen Wochen habe die Bundesregierung mehr als eine Milliarde Euro bereitgestellt, um den Bauern bei der Bewältigung von Dürreschäden und der Umsetzung des Klimapakets zu helfen. «Die Hand bleibt ausgestreckt», sagte Flasbarth, der in Vertretung von Bundesministerin Svenja Schulze (
SPD) sprach.
Der Sprecher des Bauern-Zusammenschlusses «Land schafft Verbindung Deutschland», Dirk Andresen, entgegnete Kerstan, schuld an den Nitraten im Hamburger
Grundwasser seien vor allem Abwässer und die Klärwerke, die nicht dicht seien. «Uns hier abzustempeln, das lassen wir uns nicht gefallen!»
Mecklenburg-Vorpommerns
Umweltminister Till
Backhaus (SPD) rief die Bauern zur Zusammenarbeit auf und forderte eine bessere Vergütung ihrer Arbeit. Die Handelskonzerne machten Milliardengewinne mit den landwirtschaftlichen Produkten. An die Hamburger Bürger gewandt sagte Backhaus: «Wir reichen Euch die Hand, aber Ihr - etwas überspitzt - Pfeffersäcke bezahlt auch dafür.»