Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
05.10.2018 | 14:31 | EU-Agrarhilfen 
Diskutiere mit... 
   1   2

Landwirte drängen auf Entscheidung über Agrarsubventionen

Stuttgart - Bauernpräsident Joachim Rukwied hat bei der Entscheidung über künftige Agrarsubventionen ein höheres Tempo angemahnt.

Agrarsubventionen nach 2020
Bild vergrößern
Im Frühjahr hat die EU-Kommission angekündigt, Agrarhilfen zu kürzen. Die Bauern laufen dagegen Sturm, gleichzeitig mahnen sie zur Eile. Dabei sind viele Fragen offen. (c) proplanta
«Wir brauchen eine zügige Entscheidung über das Budget, damit die EU stabil und handlungsfähig bleibt», sagte Rukwied am Freitag bei einer Tagung in Stuttgart zu dem Thema. Der Beschluss müsse im Frühjahr gefällt werden, sonst sei wegen der EU-Parlamentswahlen Ende Mai wieder alles offen.

Nach den Plänen der EU-Kommission sollen deutsche Landwirtschaftsbetriebe im kommenden Jahrzehnt erheblich weniger Agrarsubventionen aus dem EU-Haushalt bekommen als bisher. Hintergrund sind hohe Aufwendungen für Flüchtlinge und der drohende EU-Austritt Großbritanniens (Brexit). Die Bauern laufen gegen die Kürzungen ihrer Hilfen Sturm, denn viele von ihnen sind zu großen Teilen abhängig von diesen Zahlungen.

Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) verspricht den Landwirten, dass es keine Kürzungen gibt. Im Koalitionsvertrag sei festgehalten, dass das Niveau der Hilfen gehalten werde, bekräftigte sie am Freitag. «Was mir ein großes Anliegen ist, ist, dass das Geld bei den Landwirten und nicht bei den Hedgefonds ankommt.»

Nach einem Vorschlag der EU-Kommission sollen für die deutschen Bauern von 2021 bis 2027 rund 41 Milliarden Euro bereit stehen. Im Finanzrahmen von 2014 bis 2020 waren noch rund 44,1 Milliarden Euro vorgesehen. Geplant ist zudem, dass die Direktzahlungen an die Bauern künftig etwa an Umweltmaßnahmen gekoppelt werden sollen und es eine verpflichtende Obergrenze für die Gelder gibt.

EU-Landwirtschaftskommissar Phil Hogan betonte am Freitag, diese Kappgrenzen sollten eine Sache der Länder bleiben, damit auch kleine und mittlere Betriebe davon etwas haben. «Wir müssen die Familienbetriebe so weit wie möglich schützen», sagte er. Damit steht er auf der Seite der Landwirtschaftsministerin. «Wir werden nationale Spielräume brauchen», sagte sie. Die Instrumente der Kappung müssten den einzelnen Mitgliedstaaten überlassen werden.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) monierte unterdessen einen fehlenden ökologischen Nutzen des Entwurfs: «Allerdings sehe ich dieses ökologische Plus bislang noch nicht», sagte er. Dafür brauche es klare finanzielle Anreize. Es müsse ein gutes Einkommen der Landwirte gesichert werden, damit diese zu Klima- und Artenschutz beitragen könnten. Die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Kürzungen der sogenannten zweiten Säule, die Förderprogramme für nachhaltige Bewirtschaftung und ländliche Entwicklung umfasst, seien deshalb nicht akzeptabel.
Phil Hogan - EU-LandwirtschaftskommissarBild vergrößern
EU-Landwirtschaftskommissar Phil Hogan (c) proplanta
dpa
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 06.10.2018 08:59 Uhrzustimmen(28) widersprechen(1)
...60 % unserer Flächeneigentümer tangiert diese Diskussion nur maximal peripher.

Kaum mehr ist nachzuvollziehen, wann endlich man gewillt ist, in vorderster Priorität sich an die mannigfaltigen agrarpolitischen Herausforderungen heranzuwagen, damit realiter WERTSCHÖPFUNG auf unseren Höfen wieder ankommt - in Einklang mit dem heutigen modernen Menschen, von Flora und Fauna mit sämtlichen unverkennbaren Herausforderungen.

Derzeit kommt dieser alljährlich politisch „generös“ verordnete intensivmedizinische Staatsgeldertropf für eine Vielzahl unserer Betriebe allenfalls noch einer Palliativtherapie gleich, die Leiden und Qualen innerhalb ohnedies kaum mehr funktionierender Betriebsstrukturen unnötig hinauszögern; mehr aber leider auch nicht, ...leider!

Dahingehend darf man nunmehr bei einem solchen zwischenzeitlich fatalen Background die plakativ outrierende Theatralik in der Kernaussage unserer Bundesagrarministerin Klöckner, die da lautet „die GAP ist eine Schicksalsfrage für unsere Landwirtschaft“, durchaus tiefgründiger kritisch hinterleuchten.

Entscheidend in dieser Situation ist nun einmal, es ganz unumwunden auf den Punkt gebracht, ob man sich weiterhin in der eigenen Verantwortlichkeit hinter einem wenig effizienten Money-Gießkannenprinzip wegducken möchte und damit gerade all jene Betriebe in ihrer Hilflosigkeit belässt, einer betriebswirtschaftlich auswegslos fatalen Situation; oder aber man gewillt ist, endlich weitaus beherzter gestalten zu wollen, so dass auch wieder greifbare Wertschöpfung auf unseren Höfen ankommt. Letzterer zugegebenermaßen durchaus steinigere Weg kann aber keinesfalls ein allumfassend administrativ geißelnder Moloch sein, der den letzten noch überlebenswilligen Bauern die Luft zum Atmen allmählich gänzlich abschnürt.

Ja, Frau Klöckner, eine über Dekaden hinweg vollkommen verfehlte Agrarpolitik am Scheideweg! - Hoffentlich verirrt man sich nicht erneut an diesem Wegekreuz blindwütig in die allenfalls irreführende Sackgasse...
  Weitere Artikel zum Thema

 GAP-Zustimmung: Ändert ein Rechtsgutachten alles?

 Landwirte sollen länger vereinfacht Staatshilfe bekommen

 Kanzlerrunde zur Landwirtschaft - Ringen um Entlastungen

 EU-Staaten treiben Lockerung von Agrar-Umweltregeln voran

 Protest am Donnerstag - Landwirte wollen Autobahnbrücken blockieren

  Kommentierte Artikel

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau