Rund 200 Landwirte trafen sich deshalb am Donnerstag in Güstrow, um nach Lösungen zu suchen. Hauptproblem sei weiter der niedrige Milchpreis, hatte Christian Karp, Landeschef des Bundesverbands Deutscher
Milchviehhalter (BDM), schon vor der Konferenz betont. Dieser liege derzeit zwischen 32 und 35 Cent pro Liter und sei damit weit von den 40 Cent entfernt, ab denen die
Milchproduktion kostendeckend sei.
Agrarminister Till
Backhaus (
SPD) machte allerdings nicht allzu viele Hoffnungen. Die Politik könne nur begrenzt Einfluss auf Marktmechanismen nehmen.
Nach Überzeugung des BDM-Vorstandschefs Stefan Mann müssten zur Verbesserung der Lage drei Maßnahmen umgesetzt werden. Zunächst müsse das EU-weite Monitoringsystem, das den
Milchmarkt überwache, mit Kompetenzen ausgestattet werden, damit es bei Anzeichen einer Krise die Produktion einschränken könne. So könnte früher auf einen
Preisverfall reagiert werden, indem das Angebot verknappt wird. Es würden weniger
Betriebe pleite gehen und weniger staatliche Hilfen in Anspruch genommen werden müssen, sagte Mann.
Die Milchbauern bräuchten zudem eine eigene Branchenorganisation, die sich um die Vermarktung der Milch kümmern und die Position der
Bauern gegenüber den
Molkereien stärken soll. Der BDM sei eine politische Interessenvertretung, die noch zu schaffende Branchenorganisation solle sich dagegen auf den Markt konzentrieren.
Schließlich müsse der Verkauf der Milch als solches reformiert werden, forderte Mann. Das jetzige System stamme aus dem 19. Jahrhundert und müsse transparenter werden - ein Job, den die Branchenorganisation übernehmen könnte, findet Mann. Es müsse den Bauern erlaubt werden, Verträge mit den Molkereien zu schließen, in denen nicht nur die
Milchmenge, sondern auch Preise festgelegt werden.
Agrarminister Backhaus rief die Bauern zur Einigkeit in anstehenden Verhandlungen auf. Er betonte zudem, dass es sehr wohl Betriebe gebe, die unter den momentanen Bedingungen rentabel wirtschafteten. Der Schlüssel zum Erfolg sei eine funktionierende
Nachhaltigkeitsstrategie, die wirtschaftliche, ökologische und soziale Faktoren beachte, sagte Backhaus.
Landeschef Karp, selbst
Milchbauer, sieht noch weitere Probleme. Die Bauern sähen sich Vorwürfen von
Tierquälerei und
Umweltverschmutzung und immer strengeren Umweltvorschriften ausgesetzt. Die steigenden Kosten bei niedrigen Preise führten dazu, dass die Betriebe immer größer würden und die Tiere immer mehr Milch geben müssten, um sich zu rentieren. Laut
Agrarministerium leben 167.000 Milchkühe in gut 700 Betrieben im Land. Damit sind in den letzten viereinhalb Jahren etwa 140 Betriebe verschwunden.