Zwischen Januar und Oktober meldeten 114 Unternehmen Zahlungsunfähigkeit an, wie die Wirtschaftsauskunftei Crif Bürgel am Donnerstag mitteilte. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatten sich 92
Betriebe insolvent gemeldet. Insgesamt gibt es in Deutschland mehr als 260.000 landwirtschaftliche Betriebe, wie der Deutsche
Bauernverband mit Stand 2017 schreibt.
Crif-Bürgel-Chefin Ingrid Riehl sprach von einem «sprunghaften Anstieg» der Insolvenzen. Als Grund dafür nannte sie die Dürre, die im Sommer 2018 über mehrere Wochen hinweg einen Großteil der deutschen Landwirtschaft belastet hatte: «Da in den Insolvenzstatistiken vor allem die Vergangenheit abgebildet wird, sie gewissermaßen ein Blick in den Rückspiegel sind, sind die Auswirkungen aus dem letzten Sommer erst jetzt sichtbar.» Geringere Erlöse und höhere Kosten infolge der
Dürre seien die Hauptgründe für den Anstieg der Insolvenzen.
Nach Angaben des Bundesagrarministeriums waren betroffenen Bauern bis Mitte August 228 Millionen Euro staatliche Nothilfe ausgezahlt worden. Die Hilfe sei von Landwirten gut angenommen worden, das Volumen sei ausreichend gewesen. Die Vorsitzende der Linken, Katja Kipping, forderte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (
CDU) angesichts der Insolvenzen auf, sich «maßgeblich für Strategien gegen Klimawandel» einzusetzen. Die Zahlungsunfähigkeit der Betriebe sei «kein Pech oder Zufall», sondern auch die Folge vom Klimawandel.
Laut Deutschem Bauernverband hat sich die deutsche Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Es gebe einen
Strukturwandel hin zu weniger, aber größeren Unternehmen. Die Zahl der Betriebe habe zwischen 2007 und 2017 um 51.800 auf 269.800 abgenommen. «Ein wesentlicher Taktgeber für den Strukturwandel» sei dabei der Generationswandel «in der vornehmlich durch Familienbetriebe gekennzeichneten Landwirtschaft», schreibt der Bauernverband.