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21.01.2019 | 06:00 | Milchpreisvergleich 

Milchpreise in der EU steigen nicht mehr

Bonn - Der im vergangenen Jahr nicht besonders stark ausgeprägte saisonale Anstieg der Milchpreise in der Europäischen Union ist im November zu Ende gegangen.

Milchpreisvergleich EU
(c) proplanta
Dies zeigen die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse des internationalen Milchpreisvergleiches des niederländischen Bauernverbandes (LTO). Demnach zahlten die 17 in der Erhebung erfassten Molkereiunternehmen aus neun EU-Ländern im November für eine Standardmilch mit 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß bei einer jährlichen Anlieferungsmenge von 1 Mio. kg im Schnitt 34,66 Cent/kg; das waren 0,16 Cent oder 0,5 % weniger als im Oktober. Damit kam der seit Juni anhaltende Preisauftrieb zum Stillstand, obwohl die Anlieferungsmengen in der EU in vielen Ländern rückläufig waren.

Das vergleichbare Vorjahresniveau wurde im November um 3,0 Cent oder 7,9 % unterschritten. Eine Mehrheit von zehn Molkereien ließ laut LTO gegenüber Oktober die Auszahlungsleistung unverändert; dazu zählten unter anderem die Schwergewichte Deutsches Milchkontor (DMK), Arla Foods und Lactalis. Lediglich zwei deutsche Unternehmen zahlten den Erzeugern mehr Geld. Bei Müllermilch stieg das Milchgeld je Kilogramm um0,5 Cent auf 34,45 Cent, bei Hochwald um 1,0 Cent auf 34,91 Cent.

Alle drei deutschen Molkereien lagen damit im Berichtsmonat nahe der durchschnittlichen Auszahlungsleistung aller Unternehmen im Preisvergleich. Das galt allerdings nicht für den gleitenden Zwölfmonatsdurchschnitt, der ohne Nachzahlungen bei 34,12 Cent/kg lag. Dieser wurde von Hochwald um 0,15 Cent, vom DMK um 0,7 Cent und von Müllermilch um 1,5 Cent verfehlt.

Fünf Molkereien senkten im November gegenüber dem Vormonat das Milchgeld, darunter die französischen Unternehmen Danone mit 0,4 Cent/kg und Sodiaal mit 1,5 Cent sowie Friesland Campina mit 0,7 Cent. Für Dezember 2018 und Januar 2019 wurden laut LTO weitere Milchgeldkürzungen von den Milchverarbeitern angekündigt, so dass der saisonale Preisabschwung begonnen hat.

Deutsche Molkereien unterm Schnitt

Einer Schätzung der LTO zufolge dürfte der durchschnittliche Auszahlungspreis der im Vergleich berücksichtigten Molkereien im Kalenderjahr 2018 bei rund 34 Cent gelegen haben; das wären 1,4 Cent oder fast 4 % weniger als 2017. Nachzahlungen sind in diesen Daten allerdings noch nicht erhalten; der endgültige Jahresdurchschnittspreis soll im Juni veröffentlicht werden.

Auf Grundlage der bisher verfügbaren Informationen kamen die Molkereien mit den Marktverhältnissen 2018 unterschiedlich zurecht. Entgegen dem negativen Milchpreistrend in der EU erhöhten die französischen Unternehmen Danone, Lactalis und Sodiaal ihre Auszahlungsleistungen gegenüber 2017 zwischen 0,5 % und 1,7 %.

Die Höhe des Milchgeldes lag zudem leicht über dem Schnitt der anderen Molkereien im LTO-Vergleich. Mit einer nur unterdurchschnittlichen Milchpreiskürzung von 1,0 % kamen die Lieferanten von Hochwald davon. Für die auch in Deutschland aktiven Unternehmen Friesland Campina und Arla wurden dagegen, ohne Berücksichtigung von Nachzahlungen, Abschläge beim Milchgeld von 5,0 % beziehungsweise 5,7 % ausgewiesen.

Noch härter traf es der vorläufigen Auswertung zufolge die Erzeuger von DMK und Müllermilch mit einem Minus von 7,6 % und 8,5 % im Vorjahresvergleich. Für diese beiden Molkereien wird von der LTO jeweils ein mittlerer Jahresmilchpreis ohne Abschlusszahlungen von weniger als 33 Cent/kg ausgewiesen, so dass von ihnen der Durchschnitt aller Molkereien um mehr als 1 Cent verfehlt werden dürfte.

Schwierige Milchpreisprognose

Mit einer Einschätzung der Milchpreisentwicklung für das laufende Jahr waren die Marktbeteiligten bisher aufgrund der vielen Unsicherheitsfaktoren zurückhaltend. So könnten weltweite Handelskonflikte, ein gebremsten globales Wirtschaftswachstum und die Folgen des Brexits dem Milchmarkt belasten.

Andererseits wird auf die Folgen der Dürre 2018 verwiesen, was in der EU die Milchanlieferungen begrenzen und die Milchpreise stützen könnte. Zudem geben Analysten zu bedenken, dass die hohen Interventionsbestände an Magermilchpulver fast vollständig geräumt sind und den Markt nicht mehr stören. Tatsächlich haben sich die Preise für Magermilchpulver bereits seit längerem von ihren Tiefständen gelöst und tendieren fester. An der Leipziger Terminbörse European Energy Exchange (EEX) lagen die Kurse für die Magermilchpulverkontrakte bis Ende Dezember 2019 im Schnitt zuletzt knapp unter der Marke von 2.000 Euro/t und damit deutlich über dem Vorjahresniveau.

erechnungen des Kieler Informations- und Forschungszentrums für Ernährungswirtschaft (ife) zufolge ließ sich am vergangenen Montag (14.1.) eine Standardmilch ab Hof mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß über die Futures für Butter- und Magermilchpulver an der EEX für 2019 mit 34,8 Cent/kg absichern. Dieser theoretisch abgeleitete Preis liegt sogar etwas höher als der für 2018 zu erwartenden Jahresdurchschnittspreis für eine Standardmilch ohne Nachzahlungen von rund 34 Cent/kg in Deutschland.

Magermilchpulver teurer

Auch vom globalen Milchmarkt kamen zuletzt positive Nachrichten, denn dort hat sich der seit Anfang Dezember anhaltende Preisanstieg für Milcherzeugnisse fortgesetzt. Bei der Auktion auf der Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) ging es am vergangenen Dienstag (15.1.) mit dem gewichteten Index der sieben gehandelten Standardmilchprodukte gegenüber der Versteigerung von Anfang Januar um 4,2 % nach oben.

Bei den letzten vier Handelsrunden kam es damit in der Summe zu einem Anstieg von 11,3 %. Mittlerweile hat der GDT-Preisindex das höchste Niveau seit August 2018 erreicht; der gegenwärtige Durchschnittswert der gehandelten Kontrakte liegt allerdings noch um 6 % unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau.

Bei der jüngsten Versteigerung verteuerte sich erneut Magermilchpulver besonders stark, und zwar über alle Qualitäten und Kontraktlaufzeiten hinweg um 10,3 % auf 2.405 $/t (2.097 Euro). Die Kunden mussten damit rund ein Drittel mehr zahlen als zwölf Monate zuvor.

Die von Arla offerierten Mengen für den Liefertermin März blieben bei der aktuellen Handelsrunde mit durchschnittlich 2.153 $/t (1.878 Euro) allerdings deutlich unter dem Erlös von Fonterra, der sich für diese Fälligkeit auf 2.433 4/t (2.122 Euro) belief.

Auch globaler Butterpreis zieht an

Der Durchschnittspreis für Vollmilchpulver legte an der GDT gegenüber Anfang Januar um 3,0 % auf 2.777 $/t (2.422 Euro) zu. Weiter im Aufwärtstrend befand sich zudem Cheddarkäse, der sich gegenüber der Auktion vor zwei Wochen im Mittel um 4,2 % auf 3.504 $/t (3 056 Euro) verteuerte und damit erstmals seit langem wieder das Vorjahresniveau übertraf. Die Kontrakte für Butter erlösten je Tonne im Schnitt 4.262 $ (3 717 Euro); das waren 4,6 % mehr als zu Jahresbeginn.

Seit Mitte November ist der Preis für Butter um gut 17 % gestiegen; er verfehlte jedoch das Vorjahresniveau noch um 13 %. Mehr Geld, nämlich 3,2 % gegenüber Anfang Januar, spülte auch der Verkauf von wasserfreiem Milchfett den Anbietern an der GDT in die Tasche. Labkasein wurde als einziges Produkt mit einem leichten Abschlag gehandelt, nämlich von 1,4 % auf 5 047 $/t (4 401 Euro).

Umrechnungskurs: 1$ = 0,8721 Euro
  

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Milchauszahlungspreisvergleich europäischer Molkereien
AgE
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