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03.09.2018 | 08:09 | Reedereien 

Schiffbau-Krise noch nicht überstanden

Hamburg - Die Krise im weltweiten Schiffbau ist nach Einschätzung eines deutschen Spitzenverbandes der Branche noch nicht vorüber.

Schifffahrt
Bei der Messe SMM vor zwei Jahren war der weltweite Schiffbau in schwerem Fahrwasser. 2018 sieht ein Branchenverband vor allem in Deutschland Zeichen der Besserung. Doch Herausforderungen bleiben. (c) proplanta
«Aber wir haben eine Aufhellung in der globalen Nachfrage», sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM), Reinhard Lüken, der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. «Wir haben das Katastrophenjahr 2016 hinter uns gelassen.»

Im deutschen Schiffbau sei der Auftragsbestand von 17,7 Milliarden Euro 2017 im ersten Halbjahr 2018 auf fast 20 Milliarden Euro gestiegen. Der Wert der eingegangenen Bestellungen habe nach 2,3 Milliarden Euro 2017 nun Ende Juni auf 2,6 Milliarden Euro zugenommen. Die deutschen Werften seien über Jahre ausgelastet.

Aus einem Konsolidierungsprozess heraus waren laut VSM hierzulande acht Werftgruppen mit über 20 Betrieben entstanden. Im internationalen Wettbewerb sind insgesamt rund 60 mittlere und größere Schiffbauer tätig - mit etwa 16 700 Beschäftigten.

Neben der konjunkturellen Entwicklung treiben den Verband vor allem geopolitische Herausforderungen um. «Protektionismus und Marktverzerrungen sind leider wieder Topthema», erklärte Lüken vor dem Auftakt der weltgrößten maritimen Messe SMM in Hamburg (4. bis 7. September).

«Es gibt kein krasseres Beispiel für 100-Prozent-Abschottung im Schiffbau als die USA.» Schiffe für den amerikanischen Betrieb müssten dort gebaut und von US-Reedern betrieben werden sowie unter US-Flagge mit US-Besatzung fahren.

Auch nach China schaut der Verband weiter mit Argusaugen - obwohl es nun möglich sei, an Schiffbauern Beteiligungen von über 50 Prozent zu erwerben. «Investitionsbarrieren wurden aufgehoben, aber das ist bei weitem nicht genug», sagte Lüken. So sei es generell schwer, dort an Aufträge heranzukommen.

Längst seien chinesische Anbieter im Markt für Fährschiffe unterwegs, was der Verband auch für den Bau von Kreuzfahrtschiffen befürchtet - beides Segmente, auf die sich deutsche Werften spezialisiert haben.

Gegen einen aggressiven Verdrängungswettbewerb mit Dumping-Preisen hätten deutsche Mittelständler keine Chance, mahnte Lüken. Die Aufträge für Kreuzfahrtschiffe haben sich nach Angaben eines Experten von 2015 bis 2017 auf 19,5 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt, wovon vor allem Europas Werften profitierten.

Der VSM-Chef hofft auf ein positives Signal vom europäischen Freihandelsabkommen mit Japan. Für deutsche Schiffbau-Zulieferer sei das Land ein schwacher Auslandsmarkt mit hohen Eintrittsbarrieren gewesen. Schwelende internationale Handelskonflikte mit zusätzlichen Einfuhrzöllen sieht der VSM mit der Sorge, dass dies zukünftige Bestellungen in Deutschland beeinträchtigen könnte.

Die Herausforderungen für den Schiffbau werden traditionell beim Branchentreffen SMM der Reeder, Werften, Zulieferer und Offshore-Ausrüster erörtert. Es ist mit 2.289 Ausstellern in Hamburg ausgebucht. 50.000 Besucher werden erwartet.

Erstmals gibt es eine Sonderschau zum 3D-Druck, der mit schichtweise gefertigten Bauteilen auch der Schifffahrt Impulse bringen soll. Reeder könnten benötigte Ersatzteile möglicherweise gleich im Hafen oder an Bord fertigen und einbauen lassen, was wiederum kostspielige Liegezeiten verkürzt, teilten die SMM-Veranstalter mit.

In puncto Digitalisierung sieht der VSM die maritime Branche gut aufgestellt. «Aber wenn wir im internationalen Wettbewerb noch mehr Gas geben müssen, wäre es gut, wenn wir nicht nur Sonntagsreden hätten», sagte Lüken. Im Vergleich zur Luft- und Raumfahrtbranche gebe es Nachholbedarf bei staatlichen Förderprogrammen.

Für das Messe-Motto «Trends in SMMart Shipping» präsentieren Hersteller unter anderem emissionsärmere Antriebe und alternative Stromversorgungen für Schiffe an Bord und in Häfen - anstelle von umweltbelastenden Dieselaggregaten.
dpa
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