Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
23.06.2018 | 14:03 | Handelskonflikt 
Diskutiere mit... 
   1   2

Vergeltungszölle auf US-Produkte mit geringen Folgen für Verbraucher

Düsseldorf - Die Verbraucher in Deutschland müssen durch die von der EU verhängten Vergeltungszölle auf US-Produkte wie Jeans, Whiskey, Mais und Motorräder früher oder später mit Preissteigerungen rechnen.

Handelsstreit
Auch wenn die EU seit Freitag Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Jeans, Whiskey, Mais oder Motorräder aus den USA erhebt: Die Folgen für die Verbraucher dürften sich vorerst in Grenzen halten. (c) proplanta
Davon geht die Außenhandelsvereinigung des deutschen Einzelhandels (AVE) aus. «Im Lebensmittelbereich könnten höhere Preise schon bald spürbar sein, weil hier die Margen besonders gering sind. Bei der Mode wegen der langfristig vereinbarten Kollektionen etwas später», sagte AVE-Präsident Matthias Händle der Deutschen Presse-Agentur. Doch Anlass zu Hamsterkäufen besteht nicht, wie eine Umfrage unter Branchenverbänden ergab.

Beispiel Jeans: «Die meisten Jeans kommen gar nicht aus den USA», betont Thomas Rasch vom Modeverband Deutschland Germanfashion. Auch wenn die Hosen Namen wie Levi's oder Wrangler trügen, produziert würden sie meist «in der Türkei oder sonst wo». Die Vergeltungszölle seien ein politisches Signal, werden aber keine spürbaren Auswirkungen auf den deutschen Textilmarkt haben, ist der Branchenkenner überzeugt. Wenn überhaupt, dann treffe es einzelne besonders hippe Teile aus den Kollektionen von US-Designern, aber bei denen spiele der Preis ohnehin nur eine untergeordnete Rolle.

Fakt ist: Von den gesamten deutschen Textilimporten in Höhe von 32,6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr kamen gerade einmal Waren im Wert von 67 Millionen Euro oder 0,2 Prozent aus den den USA. Damit schafften es die Vereinigten Staaten nicht einmal unter die Top 25 der Textillieferanten für die deutschen Kleiderschränke.

Etwas anders ist die Situation bei Agrarprodukten wie Reis, Mais oder Orangensaft. Bei Mais etwa sind die USA immerhin der drittgrößte Lieferant für die EU, wie Wienke von Schenck von der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) betont. Doch auch hier kommt ein wesentlich größerer Teil der Ware aus der Ukraine und aus Brasilien. Bei Reis sind China, Indien und Indonesien wichtige Lieferanten, bei Orangensaft Brasilien und China.

«Importeure werden versuchen, wo möglich auf Lieferanten aus anderen Ländern auszuweichen», prognostiziert AVE-Präsident Händle deshalb. Doch auch wenn dies in einigen Fällen nicht gelingt, dürften die Auswirkungen für die deutschen Verbraucher häufig nicht so gravierend sein, wie es der 25-prozentige Strafzoll vermuten lässt. «Bei vielen Produkten werden sich die Strafzölle nicht eins zu eins in den Verbraucherpreisen widerspiegeln», betont Christian Böttcher vom Handelsverband Lebensmittel.

Denn die Produkte würden häufig noch veredelt, bevor sie in den Handel gelangten. Der aus den USA importierte Mais wird laut AMI ganz überwiegend als Tierfutter verwendet und landet deshalb später eher in Form von Rindersteaks auf dem Tisch. Außerdem wird Mais häufig zu Tortillas, Chips oder Corn Flakes weiterverarbeitet. Die Kosten für den Mais inklusive Zusatzzoll seien dann nur noch ein Teil der gesamten Herstellungskosten - und nicht unbedingt der wichtigste.

Nach Einschätzung des AVE-Präsidenten haben die Verbraucher ohnehin noch eine Atempause, bis die Preissteigerungen bei ihnen ankommen. «Es ist unwahrscheinlich, dass wir sofort höhere Preise sehen werden», meint Händle. Zum einen liege noch einiges an Ware bereits verzollt in den Lagern. Zum anderen verhindere der harte Wettbewerb im deutschen Handel, dass höhere Importkosten eins zu eins an die Verbraucher weitergereicht würden.

Die großen deutschen Supermarktketten und Discounter hielten sich zunächst mit Prognosen über die künftige Preisentwicklung zurück. «Ob, wann und in welchem Umfang sich die Strafzölle auf ausgewählte US-Produkte preislich auswirken werden, kann derzeit noch nicht vorhergesagt werden», hieß es bei Rewe. Edeka wollte sich «aus Wettbewerbsgründen» nicht äußern. Auch Aldi Süd schwieg lieber.

Schmerzhaft spürbar könnten die Zölle aber durchaus für eingefleischte Liebhaber typisch amerikanischer «Spezialitäten» wie Bourbon Whiskey oder Harley Davidson Motorräder werden. Ein Sprecher des Motorrad-Herstellers sagte am Freitag: «Dass sich die neuen Zölle auf die Preise auswirken werden, geht nicht anders. Aber in welcher Höhe, können wir noch nicht sagen.» Dennoch sei dem Unternehmen nicht bange. «Wer eine Harley haben will, wird sie sich auch kaufen.»

Mit den am Freitag in Kraft getretenen Vergeltungszöllen von 25 Prozent unter anderem auf Whiskey, Jeans, Reis, Mais und Motorräder aus den USA reagiert die EU auf zuvor von US-Präsident Donald Trump verhängte Sonderabgaben auf Stahl- und Aluminiumeinfuhren aus Europa.
dpa
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
trakifreund schrieb am 23.06.2018 17:48 Uhrzustimmen(17) widersprechen(2)
ich denke, wer ein Whiskey Liebhaber ist, zahlt gerne einen moderaten
höheren Preis. Bei den anderen Produkten verhält es sich nicht anders.
Aber, was macht das Autobauerland Deutschland, wenn Trump 20%
Zoll auf Autos aus Deutschland erhebt.
Dann spätestens dürfte das System > Wirtschaftswachstum < auf Teufel komm raus, einen deftigen Schlag erhalten.
Wir haben doch Autos auf Halde stehen, von den Gebrauchten rede ich erst garnicht , die kein Mensch braucht. Mit nachhaltigem wirtschaften, hat das alles nichts mehr zu tun.
1972 sagte mir mal ein sehr weißer Mann, > unsere Zukunft liegt im Osten < nicht im Westen. Im Osten sind die Absatzmärkte. Ich denke, ER hatte nicht so Unrecht.
Ein weiterer, mit Wissen und Erfahrung geprägter Mann sagte mir > Deutschland geht nicht von außen kaputt, sondern von innen < ich denke, wir sind auf dem besten Wege dahin.
  Weitere Artikel zum Thema

 US-Finanzministerin warnt Chinas Firmen vor Handel für Moskaus Krieg

 Deutsche Solarfirmen protestieren gegen antichinesische EU-Strafzölle

  Kommentierte Artikel

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau