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25.11.2019 | 10:33 | Bauernbashing 

Warum Bauern in der Kritik stehen

Hannover - Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil will die Belastung der Böden durch Düngemittel stärker eindämmen - dabei müssten aber verschiedene Nutzungsarten berücksichtigt werden.

Nitratbelastung
Die Überdüngung der Böden bleibt vor allem in Niedersachsen ein Problem. Der Regierungschef sieht das Bemühen vieler Bauern, die Grundwasser-Belastung in den Griff zu bekommen. Auch bei anderen Reizthemen der Agrarpolitik fordert er aber Nachbesserungen vom Bund. (c) proplanta
«Wir haben ein echtes Grundwasserproblem durch die Nitratbelastung. Dieses Thema muss jetzt endlich angegangen werden», sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Hannover. «Man muss aber aufpassen, dass man nicht für einen guten Zweck eine in anderer Hinsicht wenig sinnvolle Maßnahme ergreift: Für Grünlandbauern zum Beispiel bedeutet weniger Dünger, dass ihre Pflanzen weniger stark werden. Sie können dann auch weniger Nitrat und CO2 binden.» Es könne am Ende schädlich sein, Grünland- und Ackerbauer gleich zu behandeln.

Im Agrarland Niedersachsen ist das Grundwasser seit Jahren auf 60 Prozent der Fläche von schlechter Qualität. Die Überdüngung durch die Massentierhaltung gilt als Hauptgrund - Bauern stehen in der Kritik, weil sie oft zu viel Gülle und Kunstdünger auf die Äcker kippen. Einheitliche Vorschriften für alle Landwirte sind jedoch schwierig.

Mit Blick auf Ostfriesland, wo es besonders viel Grünland gibt, sagte Landesagrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU), sie bemühe sich um eine Ausnahme von Düngeeinschränkungen, die der Bund plane.

Der Spielraum ist allerdings gering, weil Deutschland auch unter Druck aus Brüssel die Düngeregeln verschärfen muss. Die EU-Kommission hatte die Bundesregierung wegen zu hoher Nitratwerte im Grundwasser verklagt und 2018 beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) Recht bekommen. Sie prüft derzeit neue Vorschläge aus Berlin.

Beim Thema Tierwohl gibt es ebenfalls unterschiedliche Auffassungen zwischen Hannover und Berlin. Weil sieht einen klaren «Dissens mit der Bundeslandwirtschaftsministerin». Er sprach sich für ein Pflicht-Label aus - reine Freiwilligkeit führe hier nicht weiter.

Außerdem könnten die Bauern die Signalwirkung eines verbindlichen Labels für sich nutzen: «Die Landwirte haben die Chance, sich über Qualität sichtbar abzuheben.» Doch auch die Konsumenten müssten ihr Verhalten überdenken. «Verbraucher müssen sich klarmachen, dass man nicht aus guten Gründen mehr Tierschutz fordern kann, gleichzeitig aber noch auf den letzten Cent an der Fleischtheke achten will.»

Die Bauern bräuchten ein hinreichendes Einkommen - auch um die Zukunft ihrer Höfe zu sichern. «Die nächste Generation fragt sich oft, wer den elterlichen Betrieb fortführen soll», sagte Weil. Auch das Ansehen des Berufs müsse angesichts der bundesweiten Bauernproteste wieder besser werden: «Es muss klar sein, dass ein wie auch immer geartetes Landwirtschafts-Bashing niemandem hilft.»

Über den Einsatz digitaler Technik bemühten sich viele Bauern schon, klimafreundlicher zu wirtschaften. «Es gibt ja das berühmte Zitat, 5G bräuchte man nicht an jeder Milchkanne», meinte Weil in Anspielung auf die umstrittene Äußerung von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU). «Das ist sicher falsch. Für eine ressourcenschonende Landwirtschaft muss überall ein gutes Netz verfügbar sein.»
dpa/lni
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