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17.11.2019 | 10:32 | Einkommen 

Wie viel Ackerbauern, Ferkelerzeuger, Winzer und Biobetriebe 2018/19 verdienten

Berlin - Die Gewinne der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe in Deutschland sind im Wirtschaftsjahr 2018/19 im Durchschnitt aller Höfe und Regionen im Vorjahresvergleich um ein Viertel gesunken.

Einkommen Landwirtschaft 2018 2019
Gewinne der Haupterwerbsbetriebe sind im Wirtschaftsjahr 2018/19 gegenüber demVorjahr um gut 25 Prozent eingebrochen. (c) proplanta
Das berichtete der Verband der Landwirtschaftskammern (VLK) am Dienstag vergangener Woche (12.11.) in Berlin mit Verweis auf eine erste Auswertung von Buchführungsdaten.

Laut VLK ging das mittlere Unternehmensergebnis um 18.000 Euro oder 25,7 % auf 52.000 Euro zurück. Bei allen Betriebsausrichtungen habe der Gewinn nicht ausgereicht, um die eingesetzten Produktionsfaktoren Boden, Kapital und Arbeit voll zu entlohnen.

Verantwortlich für die negative Entwicklung machte der VLK die dürrebedingt unterdurchschnittlichen Ernten in Verbindung mit rückläufigen Preisen für Milch sowie Rind- und Schweinefleisch. Besonders betroffen seien die Futterbaubetriebe gewesen, die unter einem Rückgang der Milch- und Rindfleischpreise bei einem gleichzeitigen Anstieg der Futterkosten gelitten hätten. Die Gewinne brachen hier dem Verband zufolge gegenüber 2017/18 um bis zu 50 % ein und hatten eine Bandbreite von 40.000 Euro in Schleswig-Holstein bis 65.000 Euro in Rheinland-Pfalz.

Zu den Verlierern gehörten auch die Schweinehalter, denn der aktuelle Preisanstieg durch die florierenden Chinaexporte werde sich erst im laufenden Wirtschaftsjahr positiv in den Büchern niederschlagen. Im Jahr 2018/19 lagen die Unternehmensergebnisse in den Schweinehochburgen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen nach Angaben des VLK mit 39.000 Euro beziehungsweise 43.000 Euro klar unter dem Fünfjahresdurchschnitt.

Die Acker- und Kartoffelbauern konnten dagegen aufgrund gestiegener Preise in Bundesländern wie Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland- Pfalz und dem Saarland höhere Gewinne einfahren, in Schleswig- Holstein wegen geringer Halmfruchterträge allerdings nicht. Im Weinbau blieb das Unternehmensergebnis mit 87.500 Euro im Schnitt weitgehend stabil.

2018 sorgt regional für starke Ertragsdepressionen

Die extreme Trockenheit im Sommer 2018, die teils mit großer Hitze einherging, beeinträchtigte die Ernten des vergangenen Wirtschaftsjahres auf Acker- und Grünland extrem. Die Betroffenheit war, je nach den regionalen Witterungs- und Standortbedingungen, unterschiedlich. Während Schleswig-Holstein und Niedersachsen unter Missernten litten, nahmen die Auswirkungen in Richtung Süden ab. Qualität und Menge der pflanzlichen Produkte fielen dadurch regional sehr unterschiedlich aus.

Überwiegend schwache Getreideernte

Beim Getreide ohne Körnermais lagen die Erträge in Schleswig- Holstein mit nur 59 dt/ha um 26 % unter dem Vorjahresniveau. In Niedersachsen musste man sich mit 61 dt/ha begnügen, der schlechtesten Getreideernte der vergangenen 20 Jahre bei den Testnetzbetrieben. Während man in Nordrhein- Westfalen mit einem Ertragsrückgang von 4 % auf 74 dt/ha eher glimpflich davonkam, war in Rheinland-Pfalz und dem Saarland im Vergleich zum Vorjahr kein Rückgang zu verzeichnen.

Die Hektarerträge von Winterraps verfehlten das Fünfjahresmittel ebenfalls deutlich. Die ausgebliebenen Niederschläge haben zu einer nur kurzen Blütezeit und daraus resultierend zu einem geringen Schotenansatz geführt. Die Erträge in Norddeutschland sanken am stärksten und erreichten geradeso die 30-Dezitonnen-Grenze, was einem Rückgang von mehr als 10 % entsprach.

Weniger Hackfrüchte

Auch die Kartoffelernte fiel 2018 - sowohl in der Menge als auch in der Qualität - schlechter als im Vorjahr aus. Im zweistelligen Prozentbereich mussten Ertragsrückgänge nahezu bundesweit verkraftet werden, im Ertragsniveau allerdings durchaus mit Unterschieden.

Während die Speisekartoffeln in Rheinland-Pfalz lediglich 240 dt/ha brachten, ernteten die Niedersachsen 360 dt/ha und die nordrhein-westfälischen Ackerbauern immerhin 420 dt/ha.

Beregnungsbetriebe konnten die trockenheitsbedingten Ertragseinbußen technisch abmildern. Während in normalen Jahren durch Beregnung Mehrerträge von bis zu 33 % abgesichert werden, haben im Sommer 2018 bewässerte Flächen zwischen 40 % und 60 % über dem Durchschnitt liegende Erträge ermöglicht.

Die Zuckerrüben machten bei den Haupterwerbsbetrieben im Testbetriebsnetz einen Flächenanteil von etwa 5 % der Ackerfläche aus. Die 70-Tonnen-Grenze konnte bei der Ernte im vergangenen Wirtschaftsjahr bundesweit nirgendwo überschritten werden. In Niedersachsen belief sich der trockenheitsbedingte Ertragsrückgang auf 9,5 %; es wurden im Mittel 690 dt/ha eingebracht. In Nordrhein-Westfalen musste dagegen ein Minus von 22 % auf 645 dt/ha und in Rheinland-Pfalz sogar eines von 33 % auf 583 dt/ha verkraftet werden. Bei Mais ging der Massenertrag kammerübergreifend zurück, in der Spitze um bis zu 40 %.

Hochwertiges Grundfutter war Mangelware

Die Niederschlagsdefizite ließen die Vegetation auf dem Grünland zeitweise komplett zusammenbrechen. Die viehhaltenden Betriebe konnten nur unzureichende Grundfuttermengen minderer Qualität bergen. Insgesamt war auf dem Grünland ein Ertragsausfall von 30 % bis 50 % zu verzeichnen. Die Konsequenzen bekamen insbesondere die Rinderhalter zu spüren. Durch die fehlenden Grundfuttermengen entstand in den Bullenmast- und Milchviehbetrieben eine große Futterlücke.

Feldfrüchte oft teurer bezahlt

Erfreulich reagierten die Märkte auf das auch global knappere Angebot der Feldfrüchte. Die Preise für Getreide legten bundesweit zwischen 15 % und 20 % zu. Die Betriebe im Testbetriebsnetz erlösten zwischen 17,40 Euro/dt in Schleswig-Holstein und 18,30 Euro/dt in Nordrhein-Westfalen. Wegen eines ebenfalls sehr geringen Angebots gab der Rapspreis im Vergleich zum bereits niedrigen Vorjahr nicht noch einmal nach. Die Preissteigerungen reichten von 1 % in Rheinland-Pfalz bis zu 6,5 % in Schleswig-Holstein; die Erlöse je Dezitonne lagen zwischen 34 Euro und 38 Euro.

Die Kartoffelpreise verdoppelten sich sogar nahezu gegenüber dem niedrigen Niveau von 2017. Dabei muss berücksichtigt werden, dass der Anbau von Vertragskartoffeln, deren Preise vorab festgelegt werden, nicht bei jedem Anbauer gleichermaßen für einen Anstieg der Umsatzerlöse sorgte. Nach dem Ende der Zuckermarktordnung orientiert sich der Preis für Zuckerrüben am Weltmarkt; er lag im Berichtszeitraum auf dem niedrigen Vorjahresniveau von 2,50 Euro/dt bis 2,70 Euro/dt. Die niedersächsischen Zuckerrübenbauern konnten beim Preis jedoch mit einem Zuwachs von 3,6 % die 3-Euro-Marke je Dezitonne wieder überschreiten.

Milch- und Rindfleischpreise gaben nach

Die Milchpreise lagen in 2018/19 unter dem Vorjahresniveau. Im Mittel des Wirtschaftsjahres verzeichneten die Betriebe aus Schleswig-Holstein mit einem Rückgang von fast 7 % auf 34 Cent/kg netto das stärkste Minus. Erstaunlich ist, dass die Milchleistung je Kuh trotz der angespannten Grundfutterproblematik in fast allen betrachteten Regionen gesteigert werden konnte. Ebenfalls rückläufig waren die Schlachtrinderpreise. Wegen der dürrebedingten Futterknappheit wurden Altkühe vorzeitig geschlachtet. Das relativ große Angebot wirkte sich auch auf die Preise der Jungbullen aus, die das Vorjahresniveau nicht erreichten. Selbst die Färsen- und Kälberpreise standen im vergangenen Wirtschaftsjahr spürbar unter Druck. So mussten die Rindermäster Umsatzrückgänge bis zu 13 % verkraften.

Einbußen für Ferkelerzeuger

Mit Beginn des Wirtschaftsjahres 2018/19 gaben die Notierungen für Schweine nach. Im November 2018 wurde der vorläufige Tiefststand erreicht, was in der zweiten Hälfte des Wirtschaftsjahres aber wieder nahezu ausgeglichen werden konnte. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ergab sich somit kein nennenswerter Preiseinbruch. In Schnitt wurde 2018/19 ein durchschnittlicher Erlös für Schlachtschweine zwischen 137 Euro und 145 Euro realisiert.

Die Ferkelerzeugung musste dagegen wieder einmal deutliche Einbußen hinnehmen. Über das gesamte Wirtschaftsjahr betrachtet, gaben die Stückpreise in Niedersachsen und in Nordrhein- Westfalen um rund 10 % nach. Mit 42 Euro je Tier war das Preisniveau in den bundesdeutschen Veredlungshochburgen mit Abstand am geringsten. In Schleswig-Holstein konnten die Ferkelproduzenten immerhin noch einen Preis von 48 Euro und in Rheinland-Pfalz von 54 Euro je Tier erzielen.

Teilweise höhere Gewinne im Ackerbau

Trotz der Dürre ließen deutliche Preissteigerungen, besonders bei Kartoffeln und Getreide, die Unternehmensergebnisse der Ackerbauern in den Bundesländern Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland spürbar steigen. Die Gewinne bewegten sich dort auf einem Niveau zwischen 57.000 Euro und 82.000 Euro je Betrieb. Allein die Ackerbaubetriebe in Schleswig-Holstein konnten aufgrund der geringen Halmfruchterträge nicht profitieren; dort lag der Betriebsgewinn mit nur 24.000 Euro je Betrieb weit unter dem Durchschnitt.

Nicht gut lief es im Futterbau, wo nach dem Rekordergebnis im vorherigen Wirtschaftsjahr der rückläufige Milchpreis für zum Teil erhebliche Umsatzeinbußen im Berichtszeitraum sorgte. Zudem belasteten höhere Futterkosten die Wirtschaftlichkeit. Gegenüber 2017/18 brachen die Unternehmensergebnisse bis zu 50 % ein und erreichten eine Größenordnung zwischen 40.000 Euro in Schleswig-Holstein und 65.000 Euro in Rheinland-Pfalz.

Schweinehaltung: China-Boom kam zu spät

Die aktuell erfreuliche Entwicklung am Schweinemarkt mit hohen Preisen aufgrund der Importnachfrage Chinas setzte für eine Verbesserung der Unternehmensergebnisse 2018/19 zu spät ein. Die Gewinne der Veredlungsbetriebe sanken im abgelaufenen Wirtschaftsjahr deutlich. Dabei mussten Ferkelerzeuger die weitaus höchsten Einbußen hinnehmen. In Niedersachsen erzielten die Schweinehalter nur noch ein Unternehmensergebnis von 39.000 Euro, was einer Nettorentabilität von lediglich 46 % entsprach.

Die Nettorentabilität beschreibt, in welchem Umfang die eingesetzten Produktionsfaktoren Boden, Kapital und Arbeit vergütet werden. Für Nordrhein-Westfalen ergab sich ein Betriebsgewinn von 43.000 Euro, was eine Nettorentabilität von 55 % bedeutete. Damit lagen die Ergebnisse weit unter dem Fünfjahresmittel, welches für die Veredlungshochburgen bei etwa 54 000 Euro je Betrieb liegt. Die Schweinebetriebe in Rheinland-Pfalz konnten trotz eines ebenfalls nennenswerten Abwärtstrends mit einem Gewinn von 53.000 Euro eine Nettorentabilität von 70 % erzielen.

Reben trotzten der Hitze

Die langanhaltende Hitze und Trockenheit 2018 kam vor allem älteren, tiefwurzelnden Rebsorten, die so noch genügend Wasser erreichten, zugute. Die Weinmosterträge lagen im Wirtschaftsjahr 2018/19 mit 115 hl/ha auf der Ertragsrebfläche um gut 13 % über dem Vorjahresniveau. Vor allem für Pflanzenschutz mussten die Betriebe deutlich weniger aufwenden, was ein Indiz für die hervorragenden Qualitäten ist.

Aufgrund der hohen Erntemenge fielen zwar die Verkaufserlöse für Trauben beziehungsweise Maische um 6,5 % und für Fasswein um rund 20 % geringer als im Vorjahr aus; die guten Qualitäten sorgten bei Flaschenwein jedoch für 5 % höhere Preise. Die Unternehmensergebnisse der ausgewerteten Weinbaubetriebe waren im Wirtschaftsjahr 2018/19 mit 87.500 EUR geringfügig um 0,2 % höher als im Vorjahr.

Biobetriebe mit Gewinneinbußen

Die extensive Wirtschaftsform der Biobetriebe im Testbetriebsnetz der Kammerländer litt ebenfalls unter den Vegetationsbedingungen des Sommers 2018. Der Ertrag für Getreide lag mit durchschnittlich 36 dt/ha deutlich unter dem Vorjahresniveau. Die Preise für ökologisch erzeugtes Korn stagnierten auf einem Niveau von 39 Euro/dt.

Bei Raps wurden lediglich 18 dt/ha geerntet, was einen Ertragsrückgang von 21 % bedeutete. Auch hier blieben die Preise mit 48 Euro/t nahezu unverändert. Kartoffeln erzielten mit 218 dt/ha einen Ernteertrag auf Höhe des Vorjahres. Die Erlöse je Dezitonne legten von 46 Euro auf 49 Euro etwas zu.

Der Erzeugerpreis für Biomilch blieb mit 48,50 Cent/kg im Vorjahresvergleich stabil, für Biomastschweine stieg er moderat um 2 % auf 375 Euro/Tier. Insgesamt konnten die Biobetriebe gegenüber 2017/18 ihr Unternehmensergebnis nicht halten; es ging im Schnitt recht deutlich um 23 % auf 56.200 Euro zurück.

Futterbau und Veredlung belasteten das Gesamtergebnis

Im Durchschnitt aller Betriebe und Regionen gaben die Gewinne gegenüber 2017/18 um 18.000 Euro oder 25,7 % auf 52.000 Euro nach. Dieser Wert wurde vor allem durch die Einbußen bei Futterbaubetrieben, aber auch bei den Schweinehaltern geprägt. Die Auswirkungen der Dürre zeigten ein klares Nord-Süd-Gefälle. Während in Rheinland- Pfalz und im Saarland die Halmfrüchte noch leicht zulegten, verschärfte sich die Situation vor allem in Schleswig-Holstein. Hier wurde ein Durchschnittsgewinn von lediglich 36.000 Euro erreicht.

Die Nettorentabilität lag zwischen 47 % in Schleswig-Holstein und 90 % in Rheinland-Pfalz. In Bezug auf alle Betriebsausrichtungen ist festzustellen, dass die Gewinne nicht ausreichten, um die eingesetzten Produktionsfaktoren Boden, Kapital und Arbeit voll zu entlohnen. Im Norden ergaben sich Eigenkapitalverluste. Im Südwesten war es dagegen noch möglich, Rücklagen zu bilden.
AgE
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