«Im Moment läuft alles darauf hinaus, den
Strukturwandel zu beschleunigen, kleinbäuerliche Strukturen zu zerstören und große
Agrarbetriebe zu fördern», sagte Wissing anlässlich der
Agrarministerkonferenz (AMK) in Mainz in einem Redaktionsgespräch der Deutschen Presse-Agentur. Genau das wolle aber eigentlich niemand. Was in Sachen Insektenschutz und
Düngeverordnung in Berlin und Brüssel geplant sei, führe zu immer größeren Agrarfabriken. «Wir müssen aufpassen, dass wir da nicht fehlsteuern.»
Effektiver
Umweltschutz und die Bewahrung landwirtschaftlicher Strukturen seien nur miteinander zu vereinbaren, wenn bei Vorgaben für
Bauern deutlich spezifischer auf deren Alltagssituation eingegangen werde. Ein Fehler sei das Verbot bienenschädlicher
Neonicotinoide ohne Ausnahme gewesen. Zuckerrübenbauern könnten diese
Insektizide nun auch nicht mehr für die Saatgutbeize verwenden, obwohl die Zuckerrübenpflanze nicht blühe, ergo auch keine
Bienen anziehe. Stattdessen müssten Felder mehrfach mit Pflanzenschutzmittel besprüht werden. «Das ist eine wahnsinnige zusätzliche Umweltbelastung.»
«Wenn wir weiter so mit dem Rasenmäher über die Landwirtschaft drüber gehen und uns hinterher eine Idylle zurecht wünschen, dann werden wir mit einem ziemlichen Kater aufwachen», sagte Wissing. «Die Landwirtschaft steht am Scheideweg, wir müssen uns den Landwirten mit mehr Empathie zuwenden.» Es wäre möglich, mit präziser Regulierung eine «maximale Nutzeneffizienz» zu erreichen. Stattdessen werde dilettantisch am
Pflanzenschutzrecht herumgefummelt. Das nehme Landwirten Planungssicherheit.
Verbrauchern dürfte nicht vorgegaukelt werden, dass mit dem Verbot von immer mehr Pflanzenschutzmitteln keine mehr gebraucht würden. «Das ist totaler Quatsch», meinte Wissing. Und man müsse sich auch fragen, ob im Falle von Ernteausfällen hierzulande aus anderen Ländern eingeführte Produkte dann wirklich gesünder seien. Die
Agrarminister kommen am Donnerstag bis Freitag in Mainz zusammen. Wissing sagte, bei seinen Amtskollegen in den Ländern herrsche derzeit große Frustration. Der Bund habe Beschlüsse der
AMK vom Frühjahr schlicht ignoriert. So seien die Länder etwa beim Insektenschutz-Programm nicht eingebunden worden.