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26.09.2019 | 14:33 | Landwirtschaft am Scheideweg 
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Zerstört die Politik kleinbäuerliche Strukturen?

Mainz - Der rheinland-pfälzische Landwirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) hat ein Umsteuern in der Agrarpolitik in Deutschland gefordert.

Strukturwandel in der Landwirtschaft
Düngeverordnung oder Insektenschutz - über viele agrarpolitische Themen wird heiß diskutiert. Der rheinland-pfälzische Landwirtschaftsminister Wissing sieht den Kurs des Bundes kritisch. (c) proplanta
«Im Moment läuft alles darauf hinaus, den Strukturwandel zu beschleunigen, kleinbäuerliche Strukturen zu zerstören und große Agrarbetriebe zu fördern», sagte Wissing anlässlich der Agrarministerkonferenz (AMK) in Mainz in einem Redaktionsgespräch der Deutschen Presse-Agentur. Genau das wolle aber eigentlich niemand. Was in Sachen Insektenschutz und Düngeverordnung in Berlin und Brüssel geplant sei, führe zu immer größeren Agrarfabriken. «Wir müssen aufpassen, dass wir da nicht fehlsteuern.»

Effektiver Umweltschutz und die Bewahrung landwirtschaftlicher Strukturen seien nur miteinander zu vereinbaren, wenn bei Vorgaben für Bauern deutlich spezifischer auf deren Alltagssituation eingegangen werde. Ein Fehler sei das Verbot bienenschädlicher Neonicotinoide ohne Ausnahme gewesen. Zuckerrübenbauern könnten diese Insektizide nun auch nicht mehr für die Saatgutbeize verwenden, obwohl die Zuckerrübenpflanze nicht blühe, ergo auch keine Bienen anziehe. Stattdessen müssten Felder mehrfach mit Pflanzenschutzmittel besprüht werden. «Das ist eine wahnsinnige zusätzliche Umweltbelastung.»

«Wenn wir weiter so mit dem Rasenmäher über die Landwirtschaft drüber gehen und uns hinterher eine Idylle zurecht wünschen, dann werden wir mit einem ziemlichen Kater aufwachen», sagte Wissing. «Die Landwirtschaft steht am Scheideweg, wir müssen uns den Landwirten mit mehr Empathie zuwenden.» Es wäre möglich, mit präziser Regulierung eine «maximale Nutzeneffizienz» zu erreichen. Stattdessen werde dilettantisch am Pflanzenschutzrecht herumgefummelt. Das nehme Landwirten Planungssicherheit.

Verbrauchern dürfte nicht vorgegaukelt werden, dass mit dem Verbot von immer mehr Pflanzenschutzmitteln keine mehr gebraucht würden. «Das ist totaler Quatsch», meinte Wissing. Und man müsse sich auch fragen, ob im Falle von Ernteausfällen hierzulande aus anderen Ländern eingeführte Produkte dann wirklich gesünder seien. Die Agrarminister kommen am Donnerstag bis Freitag in Mainz zusammen. Wissing sagte, bei seinen Amtskollegen in den Ländern herrsche derzeit große Frustration. Der Bund habe Beschlüsse der AMK vom Frühjahr schlicht ignoriert. So seien die Länder etwa beim Insektenschutz-Programm nicht eingebunden worden.
dpa/lrs
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Kommentare 
MUH schrieb am 27.09.2019 13:05 Uhrzustimmen(8) widersprechen(3)
Was sind Agrarfabriken?
Geht das nach
Fläche/ Betrieb
Fläche/AK
?
Stefan schrieb am 26.09.2019 15:42 Uhrzustimmen(32) widersprechen(0)
Das soll eine neue Erkenntnis sein? Mit intensiv Mobbing auf Behördenwegen, angeblichem Tier-, Natur-. und Umweltschutz werden seit Mitte der Neunziger Jahre Betriebe reihenweise in den Konkurs manövriert. Nebenbei wird damit die weitere angelagerte Striktur bewusst stillschweigend zerstört.
Hätte man normale Fluktuation zugelassen, wären viele hoch subventionierte Agrarfabriken, und vor allem Investitionsprojekte erst gar nicht entstanden. Es wären ausreichend Betriebe mangels Nachfolge von selbst ausgefallen, und andere hätten dadurch vernünftig aufbauen können. Das ganze ist aber politisch so gewollt!
Auch hätte man sich viele halb wahre Entschuldigungen, andere Halbwahrheiten ersparen können.
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