Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
12.07.2019 | 00:06 | Ökolandbauflächen 

Ökolandbau in Niedersachsen ausgeweitet

Visselhövede - Der Ökolandbau in Niedersachsen ist im vergangenen Jahr in fast allen Landkreisen gewachsen.

Ökolandbauflächen 2018
Stark im Osten, schwach im Westen: Die Landkarte des Ökolandbaus in Niedersachsen ist zweigeteilt. Der Wunsch der Landwirte, auf Bio umzustellen, ist landesweit groß. Aber längst nicht jeder Betrieb schafft den Schritt. (c) proplanta
Regionen mit traditionell hohem Anteil an Ökolandbau legen weiter überdurchschnittlich zu, wie das Kompetenzzentrum Ökolandbau am Donnerstag in Visselhövede mitteilte. Aber auch im Weser-Ems-Gebiet, wo sich wegen der Intensiv-Tierhaltung der Ökolandbau traditionell schwer tut, gebe es Zuwächse. Im Landkreis Vechta seien 2018 mehrere neue Biobetriebe hinzugekommen, der Flächenanteil verdoppelte sich dort auf 1,2 Prozent.

Beim Ökolandbau ist Niedersachsen zweigeteilt, und die Grenze markiert grob die Weser: Während Landkreise im östlichen Niedersachsen anteilsmäßig teils deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 9,1 Prozent liegen, beträgt der Anteil der Biolandwirtschaft an den Produktionsflächen im Weser-Ems-Raum überwiegend weniger als 4,2 Prozent. Spitzenreiter bei den Landkreisen mit Ökoflächen sind Lüchow-Dannenberg mit 16,4 Prozent, der Heidekreis mit 12,0 Prozent und Lüneburg mit 10,5 Prozent.

Schlusslichter sind die Landkreise Grafschaft Bentheim, Cloppenburg und Peine. Auch hier wuchsen die Ökoflächen, blieben aber bei einem Anteil von unter einem Prozent. Die Entwicklung bestätige eine Beobachtung der vergangenen Jahre, sagte die Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums, Carolin Grieshop: «Wo der Ökolandbau stark ist, wächst er weiter, und wo er schwach ist, wächst er nur, wo einzelne Initiativen da sind.»

Wegen der kargen Böden sei im Weser-Ems-Bereich die Tierhaltung das wichtigste Standbein der Landwirte, die im Augenblick immer noch Geld verdiene, sagte Grieshop. Intensivtierhaltung, Biogasanlagen, Gemüseanbau - all das mache die Flächen in der Region teuer. Eine Umstellung auf Biolandwirtschaft sei daher für viele Betriebe der Region finanziell nicht machbar. Es gebe aber viele Nachfragen von umstellungsinteressierten Landwirten auch aus der Weser-Ems-Region.

Zudem sei die Nachfrage nach Bio-Schweinefleisch gering. Überzeugte Bio-Käufer verzichteten eher auf Fleisch, und wenn Fleisch auf den Tisch komme, sei es eher Geflügel oder Rind, sagte Grieshop.

Möglicherweise werde sich das künftig ändern, nachdem auch Discounter ihr Bio-Angebot ausbauen. Das zeige, dass Kunden verstärkt Bio-Produkte nachfragen. Der Umsatzanteil von Bioprodukten im Lebensmitteleinzelhandel liege derzeit bei knapp sieben Prozent.

Bei der Biomilch gebe es Abnahme-Probleme. «Wir bräuchten dringend eine weitere Molkerei, die eine Biolinie fährt», sagte Grieshop. Daher könnten viele Milchbauern, die umstellen wollen, nicht in das Biosegment einsteigen.

Ein Einstieg in die Biolandwirtschaft ist aber nicht nur für Masttierhalter und Milchbauern schwer. Auch im Acker- und Gemüsesektor in Ostniedersachsen übersteige die Zahl der interessierten Betriebe die Zahl der Landwirte, die tatsächlich umstellen können, sagte Markus Mücke, Umstellungsberater bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

So sei der Ökoanbau von Gemüse anspruchsvoll, setze Investitionen in Lagertechnik, betriebliches Know-how, aber auch gute Standortbedingungen voraus. «Das kann nicht jeder mal eben so machen», sagte Mücke. Kartoffeln seien schon immer die ideale Einstiegskultur in den Ökolandbau gewesen, aber auch hier komme es auf den Standort an. Auch der Getreideanbau sei unter Ökobedingungen nicht einfach.

Landesweit wurden Ende 2018 knapp 108.000 Hektar Fläche ökologisch bewirtschaftet, im Jahr zuvor waren es noch 100.000 Hektar. 5,5 Prozent der Betriebe wirtschaften nach Ökorichtlinien, 2017 waren es 4,9 Prozent. Allerdings ist Niedersachsen im Ländervergleich immer noch Schlusslicht beim Ökolandbau.

Die Landesregierung will den Anteil der Ökobetriebe bis 2025 auf rund zehn Prozent verdoppeln. Nach dem «Aktionsplan Ökolandbau Niedersachsen» sind dafür neben der bestehenden finanziellen Förderung auch Modellregionen und Projekte im Segment Ökolandbau und Wasserschutz geplant.
dpa/lni
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Anteil der Ökobetriebe in Schleswig-Holstein bei sieben Prozent

 Anteil von Ökolandbau in Thüringen unter Bundesdurchschnitt

 Schweizer Biolebensmittelmarkt knackt Marke von 4 Milliarden Schweizer Franken

 Zahl der Ökobetriebe in Sachsen wächst

 Gut jeder zehnte Betrieb wirtschaftet ökologisch

  Kommentierte Artikel

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau

 Nachhaltiges Investieren lohnt sich