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05.09.2019 | 01:24 | Umweltschutz 
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Folgt auf Atom und Kohle nun der Diesel- und Benzin-Ausstieg?

Berlin - Es ist noch kein Jahr her, da hieß es: kein Zweifel an der Sauberkeit modernster Diesel.

Diesel-Ausstieg?
Die Klimadebatte verstärkt die Hoffnung, die auf E-Autos ruht. Eine Fülle neuer Modelle ist angekündigt. Doch elektrisch ist nicht sofort umweltfreundlicher. Und der Weg zum Verbrenner-Ausstieg ist lang. (c) proplanta
Nicht die Autobranche sagte das, sondern der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD), als er seine jährliche Auto-Umweltliste vorlegte. Am Mittwoch nun erschien eine Spezial-Auflage: nur mit Elektroautos. Vom Diesel und reinen Benzinern will der Club darin nicht mehr viel wissen.

«Jedes Auto mit Verbrennungsmotor, das heute neu auf die Straßen kommt, stößt noch die nächsten 15 Jahre klimaschädliches Kohlendioxid aus», sagte der verkehrspolitische Sprecher Michael Müller-Görnert. «Darum muss der Ausstieg bei Benzin und Diesel jetzt erfolgen.»

Und inzwischen wächst für Käufer tatsächlich das Angebot. Die deutschen Autobauer brüsten sich: «Unsere Hersteller und Zulieferer investieren in den kommenden drei Jahren 40 Milliarden Euro in die Elektromobilität, sie verfünffachen bis 2023 ihr Angebot an E-Modellen auf 150.»

Die «ADAC Motorwelt» titelt schon: «Endlich erschwinglich und alltagstauglich». Die Autobauer machten nun Ernst mit dem E-Auto - auch wenn sie sich noch nicht von der Entwicklung großer «PS-Monster» verabschiedet hätten.

Noch aber immer sieht man wenige Strom-Autos auf der Straße, 200.000 von 47 Millionen seien es, stellt der VCD ernüchtert fest. Gründe liefert ein Blick auf die neue Umweltliste: Die meisten E-Autos sind noch immer vergleichsweise teuer, und vollelektrisch kommt man mit einer Batterieladung noch immer nicht so weit wie mit einer Tankfüllung. Von 200 bis 450 Kilometern reicht die Spanne.

Doch die Liste ist sehr unvollständig, nur 19 Modelle stehen drauf, der VW eGolf und der BMW i3 als einzige deutsche Marken. Laut VCD lieferten viele Hersteller entweder keine Daten oder unrealistische. Nächste Woche werden die Kunden vermutlich genau nachfragen: Dann beginnt in Frankfurt die Internationale Automobilausstellung (IAA).

Die Autobranche steht unter Druck. Das gesellschaftlich-politische Umfeld habe sich geändert, bemerkte Bernhard Mattes, der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), dieser Tage. Demonstranten wollen in Frankfurt gegen Klimaschäden durch Autofahren protestieren.

Es drohen Strafzahlungen wegen überhöhter Kohlendioxid-Werte. Bis 2030 will die Industrie in Deutschland 7 bis 10,5 Millionen E-Autos auf die Straßen bringen, um die Grenzwerte einzuhalten. Doch hinter glänzenden neuen Elektroautos in der ersten Reihe werden auch in Frankfurt wieder schwere SUV und Sportwagen mit Verbrenner stehen.

Vor allem die Sportgeländewagen (SUV) treffen den Geschmack der Kunden: Im August waren sie zum ersten Mal das stärkste Segment in der Zulassungsstatistik, wie das Kraftfahrt-Bundesamt am Mittwoch mitteilte.

Mit einem Marktanteil von gut 22 Prozent verdrängten sie die bis dahin führenden Kompaktwagen der Golf-Klasse. Hinzu kommen noch zehn Prozent herkömmliche Geländewagen - die Deutschen kaufen also immer mehr große und schwere Autos.

Der E-Auto-Absatz steigt, aber noch immer auf niedrigem Niveau. Nach amtlichen Angaben fuhr im ersten Halbjahr 2019 nicht einmal einer von 50 neu zugelassenen Autos ausschließlich mit Batterie. In jedem 18. Neuwagen unterstützt ein Elektromotor den Verbrenner.

Es fehlten Ladepunkte, argumentieren die Hersteller. Bundesweit gibt es rund 20.650 öffentliche und teilöffentliche Ladepunkte, wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gezählt hat. Gebraucht würden eine Million, meint der VDA.

Daneben bremsen lange Lieferfristen den E-Auto-Verkauf, wie es beim VCD heißt. Wer sich ein reines Batterieauto kauft, kann einen Zuschuss von 4.000 Euro bekommen, bei Hybridautos sind es 3.000 Euro.

Dennoch bleiben E-Autos auch in den nächsten Jahren in der Anschaffung deutlich teurer, ist der VCD gewiss. Die laufenden Kosten lägen mit 1,30 Euro je Kilometer nur etwas unterm Benziner (1,60 Euro), vom Diesel ganz zu schweigen. Dagegen steht: keine Kfz-Steuer und geringere Wartungs- und Reparaturkosten.

«Bislang rechnen sich E-Autos vor allem dann schnell, wenn sie einen kleinen Akku haben, wenig Strom verbrauchen, oft gefahren werden und wenn man eine günstige Lademöglichkeit nutzen kann», folgert der VCD - etwa für Pendler, die täglich 50 bis 70 Kilometer fahren und zu Hause oder bei der Arbeit laden können.

Auch seinen «ökologischen Rucksack» legt ein E-Auto nur langsam ab. «Die Batterieproduktion benötigt große Mengen Energie und Rohstoffe, wie Kobalt aus dem Kongo oder Lithium aus Bolivien», gestehen die Umweltliste-Autoren zu. «Emissionen entstehen auch bei der Produktion des Ladestroms.»

Im Stadtverkehr ist das E-Auto nach 40.000 Kilometern die am wenigsten klimaschädliche Variante, auf der Autobahn erst nach 140.000 Kilometern, wie es unter Bezug auf eine Studie des Heidelberger Instituts für Umwelt und Energie heißt. Voraussetzung: Der Ökostrom-Anteil im Netz steigt wie geplant.

«In der Pflicht sind nicht nur Autohersteller und die Politik, sondern jede und jeder Einzelne», fügt VCD-Sprecher Müller-Görnert hinzu. Die Menschen müssten mehr zu Fuß gehen, Rad fahren, Bus und Bahn nutzen. Emissionsfreie Autos seien nur eine Ergänzung.
dpa
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Kommentare 
Ulrich Dittmann schrieb am 08.09.2019 21:13 Uhrzustimmen(22) widersprechen(2)
Unbestritten wandelt sich das Klima permanent seit Jahrtausenden – doch der Klimawandel ist nicht menschengemacht, kann daher auch nicht vom Menschen abgewendet werden. Langsam nimmt die Hysterie bei diesem Thema psychopathische Züge an, gleichermaßen wie unverständlich positive Berichte über unausgegorene “E-Spielzeugautos” mit Reichweiten von wenigen 100 km Reichweite.

Man propagiert das Elektroauto, das ehrlicherweise „Öl/Kohle-Auto“ genannt werden müsste – denn Strom kommt nicht einfach so aus der Steckdose, sondern wird vielfach mit Hilfe fossiler Brennstoffe - oder vogelschreddernden Windmühlen - produziert. Das Ende der heute euphorisch propagierten E-Fahrzeuge und dem mit Billionenkosten aus Steuergeldern subventionierten Ausbau des Strom-Tankstellen-Netzes ist bereits abzusehen, denn das Wasserstoffauto steht schon heute in den Startlöchern. Alles eine ungeheuerlich kaum vorstellbare große Ressourcenvernichtung. So wird der Begriff „Nachhaltigkeit“ ad absurdum geführt.

Bei der Neuzulassung meines Diesels 1984 erhielt ich noch eine 3-jährige KfZ-Steuererleichterung, wg. guter "Umweltverträglichkeit". Und HEUTE wird diese Antriebsform verteufelt, weil man fürchtet Diesel-Pupse würden das kosmische Gleichgewicht des gigantischen Weltalls durcheinander wirbeln.

Nach seriösen Berechnungen beeinflusst das kleine Deutschland mit 0,0004712 % das CO2 in der Luft. Und damit sollen wir die Führungsrolle bei der Klimarettung in der Welt übernehmen?

2017 hat die EU alle Staubsauger über 900 Watt verboten, um Strom zu sparen. Und jetzt sollen wir Elektroautos fahren!? Das ist doch ein den Steuerzahler viele Milliarden kostender Wahnsinn, den uns die politischen Koryphäen der Unfähigkeit (nicht nur in diesem Bereich) oktroyieren.

Mehr siehe: https://www.fellbeisser.net/news/anmerkungen-zur-klimadebatte-heuchelei-und-volksverdummung-haben-hochkonjunktur
Dulijä schrieb am 05.09.2019 23:32 Uhrzustimmen(12) widersprechen(2)
Ich verstehe nicht, warum in diesem Land immer das Pferd von hinten aufgezäumt wird...
So kurzsichtig, wie seit Jahren Politik gemacht wird, das gab es noch nie:
Von 12 Uhr bis Mittag und dann muss es noch klingeln!
Wie soll das weitergehen?

Wenn überhaupt, dann kaufe ich mir ein Hybridauto. Allein durchs Bremsen den Akku wieder aufladen, das finde ich mehr als perfekt.
Davon könnten Busse, Züge, Lastwagen ebenso profitieren. UND: Ich muss nicht auf der Suche nach Stromtankstellen sein! Den produziert mei. Fahrzeug dann selbst!
Dazu kommt, dass der Akku nie ganz voll und auch nie ganz leer ist, ergo, der Akku hält Jahrzehnte.
Habe auch keine Einbußen im Winter usw. wie bei den reinen Stromautos. Zumal sich die Frage stellt, wo der Strom dafür herkommen soll. Ist das etwa ein Scheinargument für den Weiterbestand der AKWs?
Bis jetzt hieß es immer, die Stromversorgung ohne AKWs würde für den Strom der Haushalte und Industrie nicht gesichert sein. Für die E-Autos plus Haushalte plus Industrie dann aber schon??????
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