Einschließlich der Anlagen, die älter als 15 Jahre sind, arbeiteten mehr als 70 Prozent aller Heizungen wenig effizient, teilte der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks am Dienstag bei seiner Jahrestagung in Hamburg mit.
Es würden aber nur wenige Heizungsanlagen ausgetauscht, auch wenn sie schon älter als 30 Jahre seien. Das sei zwar per
Verordnung vorgeschrieben, doch gebe es zahlreiche Ausnahmen. Wenn die Energiewende in Deutschland umgesetzt werden solle, dann müsse bei der Gebäudeheizung noch viel passieren. «Es gibt keine Energiewende ohne Wärmewende», sagte Verbandspräsident Oswald Wilhelm.
In Deutschland arbeiten rund 7.500 Schornsteinfegerbetriebe mit 25.000 Beschäftigten. Sie betreuen mehr als 30 Millionen Privathaushalte und zahlreiche Eigentümer gewerblicher Immobilien mit mehr als 32 Millionen Feuerungsanlagen verschiedener Art. So arbeiten in deutschen Haushalten mehr als 15 Millionen Gasfeuerungsanlagen.
Bei den Überprüfungen im vergangenen Jahr haben die Schornsteinfeger bei 116.000 Messungen eine Überschreitung der vorgeschriebenen Grenzwerte von Kohlenmonoxid (CO) festgestellt. Das kann potenziell tödlich enden. «Wir hatten im vergangenen Winter in Deutschland 13 Tote durch Kohlenmonoxid-Vergiftungen», sagte Wilhelm. Es sei zu überlegen, ähnlich wie Rauchmelder auch CO-Melder in Wohnungen verbindlich vorzuschreiben. In anderen europäischen Ländern mit geringeren Sicherheitsstandards würden jährlich mehrere hundert Todesopfer durch Kohlenmonoxid gezählt.
Neben Heizungssystemen betreuen Schornsteinfeger elf Millionen offene Kamine, Kamin- und Kachelöfen. Hier hätten sich die Feinstaubwerte von 2010 bis 2015 um rund 31 Prozent reduziert. Das sei auf strengere Grenzwerte, den technischen Fortschritt und die
Modernisierung des Anlagenbestandes zurückzuführen. Insgesamt müssen nach und nach - gestaffelt nach Baujahren - rund vier Millionen Kamin- und Kachelöfen schrittweise ersetzt, nachgerüstet oder stillgelegt werden.
Ihre traditionelle schwarze Handwerkerkluft mit goldenen Knöpfen und manchmal auch noch mit Zylinder wollen die Schornsteinfeger nicht aufgeben - und brauchen sie auch. «Der Ruß bleibt schwarz», sagte Wilhelm. Auch wenn sich der Schornsteinfeger mehr im Heizungskeller als auf dem Dach aufhalte, bleibe das Kaminkehren ein fester Bestandteil des Berufs: «Und der Status als Glücksbringer ist für unser Image unbezahlbar.»