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10.12.2018 | 08:59 | Kohleausstieg 

Kohlekommission vernachlässigt Handwerk bei Strukturwandel

Berlin - Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer sieht die Branche beim Strukturwandel in den von einem Kohleausstieg betroffenen Regionen vernachlässigt.

Kohleenergie
Wie können bei einem Kohleausstieg neue Jobs in den betroffenen Regionen entstehen? Darum kümmert sich eine Kommission. Das Handwerk will gerne unterstützen - mit der Branche aber habe noch niemand gesprochen. (c) proplanta
Er zeigte sich verwundert darüber, dass die Kohlekommission mit dem Handwerk noch nicht über die Schaffung neuer Jobs etwa in der Lausitz oder im Rheinischen Revier gesprochen habe. «Das ist fatal. Denn hier geht es um eine Strukturfrage in den Regionen, bei der das Handwerk eine entscheidende Rolle spielt», sagte Wollseifer der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

«Wir können den Strukturwandel nicht nur mit der Ansiedlung von Bundesbehörden in den betroffenen Regionen lösen», sagte er. «So viele Bundesbehörden gibt es gar nicht. Wir brauchen einen Mix aus kleinen Industriebetrieben, Handwerksbetrieben, Mittelständlern und Einzelhändlern.» Nur das werde zum Erfolg führen.

Erst wenn klar sei, mit welchen Maßnahmen man den Wandel begleiten und erreichen wolle, könne über das Ende des Braunkohleabbaus und der Kohleverstromung gesprochen werden, sagte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks: «Sonst macht man den zweiten Schritt vor dem ersten.»

Die von der Regierung eingesetzte Kommission zum Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohleverstromung will ihr Konzept für den Kohleausstieg erst Ende Januar oder Anfang Februar vorlegen - und damit später als geplant. Auf Druck vor allem der ostdeutschen Kohleländer soll zunächst eine Arbeitsgruppe innerhalb der Kommission «Wachstum Strukturwandel und Beschäftigung» weitere Vorschläge für einen Strukturwandel in der Lausitz sowie im Mitteldeutschen und Rheinischen Revier erarbeiten.

Wollseifer bekräftigte außerdem die Forderung nach einem Steuerbonus bei der energetischen Sanierung von Gebäuden: «Wir brauchen eine steuerliche Förderung bei der Energieeffizienzsanierung von Gebäuden, und zwar auch bei privaten Gebäuden. Der Deutsche will Steuern sparen, das sollte man sich zunutze machen. Auf die Weise könnten wir einen Schub auslösen.»

Er verstehe nicht, warum bei der Gebäudesanierung nicht mehr gemacht werde, sagte der 63-Jährige. «Dort liegen die größten Ressourcen, die wir aber nicht heben.» Das Handwerk fordere seit Jahren, dass mehr gemacht werden müsste. Bislang seien zwei Anläufe für eine steuerliche Förderung dazu am Ländervotum im Bundesrat gescheitert.

«Die Länder sagen, das kostet zu viel. Dabei käme das Geld nach einigen Jahren wieder mehr als herein, weil mehr investiert wird, mehr Menschen in Arbeit sind und Steuern und Sozialabgaben zahlen.»

«Im Handwerk haben wir viele Betriebe, die energieeffiziente Leistungen ausführen, in allen Bereichen - bei der E-Mobilität, in der Gebäudetechnik, in der Heizungstechnik und der Dachsanierung. Das ist ein langfristiges Projekt für die nächsten 10 bis 15 Jahre. Es müsste aber mal angegangen werden.»

Das Handwerk könne erheblich zum Klimaschutz beitragen. «Auf der anderen Seite brächte es eine kontinuierliche Beschäftigung im Handwerk, Betriebe könnten längerfristig bei Personal und Maschinen planen.»
dpa
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