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21.11.2019 | 14:48 | 1.000-Meter-Regel 

Niedersachsen: Windräder oft weniger als 400 Meter Abstand

Hannover - Der im Bund diskutierte 1.000-Meter-Abstand von Windenergieanlagen zu Wohnhäusern wird in Niedersachsen nur von einem Bruchteil der Anlagen erreicht.

1.000-Meter-Regel
Wie nah an Wohnsiedlungen sollten Windkraftanlagen stehen dürfen? Die Bundesregierung sagt: Ein Kilometer Abstand soll es sein. Die Branche sieht darin aber ein fatales Signal für die klimafreundliche Energie.´Und in Niedersachsen erfüllt kaum ein Windrad die 1.000-Meter-Regel.
Von den 6431 Windrädern zwischen Nordsee und Harz halten nur 854 diesen Puffer ein. Fast doppelt so viele - 1582 Anlagen - haben dagegen nicht einmal 400 Meter Abstand. Damit liegt rund jedes vierte Windrad im Land nur einen Fünf-Minuten-Spaziergang von Wohnhäusern entfernt. Das geht aus einer Auswertung des Energieministeriums in Hannover hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Niedersachsen ist das Windland Nummer eins, nirgendwo in Deutschland stehen mehr Windräder. Auf den Plätzen folgen Brandenburg (3.825 Anlagen), Nordrhein-Westfalen (3.738) und Schleswig-Holstein (3.661). Eine bundesweite Auswertung des Abstands zur Wohnbebauung liegt laut Bundesverband Windenergie bisher allerdings nicht vor.

Den regionalen Schwerpunkt der Windkraft bildet der Nordwesten Niedersachsens an der Küste vor den ostfriesischen Inseln. Dort, im Landkreis Aurich, stehen auch besonders viele Windenergieanlagen mit weniger als 400 Metern Abstand zu Wohnsiedlungen.

Karten des Umweltministeriums zeigen zudem, wie sich der Anteil der Landesfläche in Niedersachsen, der für Windkraft genutzt werden kann, mit den unterschiedlichen Mindestabständen verändert. So wären mit dem 1.000-Meter-Abstand nur 3,61 Prozent nutzbar - bei 800 Metern wären es 6,75 Prozent und bei 400 Metern sogar 20,62 Prozent.

Die Bundesregierung sieht in der Abstandsregelung ein Instrument, das die Akzeptanz der Windenergie in der Bevölkerung erhöhen soll. Die Branche kritisiert das Vorhaben jedoch, da die verfügbare Fläche drastisch reduziert werde. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat schon angekündigt, von einer Öffnungsklausel Gebrauch zu machen: Das Land werde die 1000-Meter-Regel nicht übernehmen.

Die Erzeugung der Windenergie ist besonders umweltfreundlich und damit auch wichtig, um die Klimaziele der Politik zu erreichen. Bis 2030 will die Bundesregierung den Anteil des Ökostroms am Stromverbrauch von zuletzt 43 Prozent auf 65 Prozent steigern. Dafür müssten nach Berechnungen des Energieverbands BDEW jährlich zwischen 2,9 und 4,3 Gigawatt aus Windenergieanlagen an Land zugebaut werden.

Der Ausbau der Windkraft an Land ist in den vergangenen Monaten allerdings fast zum Erliegen gekommen. Für 2019 erwartet der Bundesverband Windenergie nur noch einen Zubau von maximal 1 Gigawatt. Von 2014 bis 2017 waren hatte der Onshore-Zubau noch 4,6 Gigawatt erreicht.

Die Krise der Windbranche ist auch ein Wirtschaftsfaktor. Nach Angaben von Ministerpräsident Weil, der den Wind als «Rohstoff des Nordens» bezeichnet, sind in den vergangenen drei Jahren bereits mehr als 40.000 Arbeitsplätze verloren gegangen. Zuletzt kündigte der Anlagenbauer Enercon aus Aurich an, rund 3.000 Stellen abzubauen, davon etwa die Hälfte in Ostfriesland. «Wenn es so weitergeht, dann wird es in Zukunft keine deutsche Windindustrie mehr geben», warnte Weil Anfang der Woche in einer Regierungserklärung im Landtag.
dpa/lni
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