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11.09.2009 | 16:50 | Biogas 

Vermeidung von Gärhemmungen beim Einsatz von Rezyklatwasser

Gülzow - In der Biogasvergärung wird zum Anmaischen von feststoffhaltigen Substraten wie Getreidekorn, Rapsschrot oder Mist in der Regel der Ablauf, das Rezyklatwasser, aus dem Fermenter verwendet.

Biogasanlage
(c) proplanta
Die Aufbereitung des Ablaufs beschränkt sich meistens auf eine mechanische Abtrennung der festen Phase. Dadurch kann es jedoch zu einer Aufkonzentration von gelösten Nährstoffen im Fermenter kommen, wobei insbesondere die Erhöhung von Ammoniumstickstoff (NH4-N) massive Gärhemmungen verursacht. Ähnliches gilt auch beim Einsatz stickstoffreicher Substrate wie Hühnertrockenkot oder Hühnerfestmist. Um dieses Problem zu lösen, hat die Gesellschaft für nachhaltige Stoffnutzung mbH (GNS) aus Halle das so genannte ANA-Strip®-Verfahren entwickelt, mit dem NH4-N zu 75 bis 95 Prozent auf vergleichsweise einfache Weise aus dem Rezyklatwasser abgetrennt und in einen vermarktungsfähigen Dünger umgewandelt werden kann.

In einem von Mitte 2007 bis Ende 2008 laufenden Forschungsprojekt unterzogen die GNS-Wissenschaftler das ANAStrip®-Verfahren nun einem intensiven Test: Sie simulierten in zwei 4-monatigen quasi-kontinuierlich betriebenen Gärversuchen in einem 10-Liter-Fermenter einen beispielhaften Biogasprozess zur Vergärung von Maissilage mit Rapspresskuchen und Getreide sowie von Hühnertrockenkot und Maissilage. Im Ergebnis zeigte sich, dass das Verfahren die entsprechenden  Erwartungen voll erfüllte. Der Biogas-Mehrertrag des Versuchs mit ANAStrip®-Verfahren lag bei durchschnittlich 36 Prozent gegenüber Vergleichs-Batch-Tests ohne NH4-N-Reduzierung, die Methanausbeute stieg im Schnitt um 34 Prozent. Ergänzend führte das GNS-Team auch Untersuchungen zur optimalen Raum-Zeit-Belastung durch. Im Ergebnis bewerten die Wissenschaftler die häufig anvisierten hohen Raumbelastungen von mehr als 4 kg organischer Trockensubstanz (oTS) pro Kubikmeter Faulraum und Tag und die kurzen Verweilzeiten im Fermenter sehr kritisch, da sie oft zu Instabilitäten, Übersäuerungen und Ertragsrückgängen führen. Stattdessen empfehlen sie die op-timale Ausnutzung des Substrats bei minimalem Substrateinsatz, also eine hohe spezifische Biogasausbeute. Die in dieser Hinsicht optimale Raumbelastung lag in den Versuchen, bei denen überwiegend Hühnermist vergoren wurde, bei 1 kg oTS pro Kubikmeter Faulraum und Tag.

Die Ergebnisse aus der Laborarbeit wurden im Anschluss auf den Praxismaßstab übertragen: Eine Biogasanlage bei Bremen konnte mit Hilfe des ANAStrip®-Verfahrens nach wenigen Wochen ihre Stromerträge bei gleichem Substrateinsatz um 15 Prozent steigern.
Die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens wird in der aktuellen Entwicklungsphase noch durch relativ hohe Investitions-, jedoch geringe Betriebskosten charakterisiert. Eine angestrebte Serienproduktion soll hier die Gesamtkosten künftig weiter verringern. Für die Ökonomie entscheidend sind außerdem die Rahmenbedingungen der Anlage. Bei der Monovergärung von Hühnermist ohne Ausbringungsflächen für die Gärreste ist zum Beispiel deren Aufbereitung und Rückführung in den Prozess Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit. Auch der Verkauf von mit ANAStrip® gewonnenen Düngemitteln wirkt sich positiv auf die Rentabilität aus. Die konkreten Berechnungen sind in gesonderten Anlagen zum Abschlussbericht dargestellt, die auf Nachfrage bei GNS erhältlich sind (Kontakt: Frau Dr. Ute Bauermeister, E-Mail: info(bei)gns-halle.de).

Das Vorhaben wurde vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) über dessen Projektträger, die FNR gefördert. Auf www.fnr.de finden sich im Menü Projekte & Förderung unter dem Förderkennzeichen 22003907 weitere Informationen und der Abschlussbericht zum Download. (fnr)
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