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21.10.2018 | 12:15 | Berliner Abend 

Digitalisierung verändert die Landwirtschaft

Berlin - Mit deutlicher Kritik hat die FDP-Bundestagsabgeordnete Carina Konrad auf die Kritik von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner reagiert, die Agrarbranche verharre zu sehr in einer Verteidigungshaltung gegenüber Kritikern und verweigere sich notwendigen Veränderungen.

Digitalisierung Landwirtschaft
(c) proplanta
„Landwirtschaft entwickelt sich sehr wohl weiter“, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Ernährungsausschusses beim „Berliner Abend“ vom Forum Moderne Landwirtschaft (FORUM) in der vergangenen Woche.

Konrad verwies auf die dramatischen Änderungen, die allein die Digitalisierung auf den Betrieben in den vergangenen Jahren hervorgerufen habe. Von einem „Weiter-so“ in der Landwirtschaft könne daher überhaupt keine Rede sein. Die FDP-Politikerin sieht die wesentlichen Probleme in fehlenden verlässlichen politischen Grundlagen und einem unzureichenden Wissen vor allem städtischer Verbraucher über Landwirtschaft. Politik hat nach Auffassung von Konrad die Aufgabe, in der Öffentlichkeit für die moderne Landwirtschaft zu werben.

Der Leiter Online-Kommunikation beim FORUM, Olaf Hermann , betonte die überragende Bedeutung der sozialen Medien für das Ansehen der Landwirtschaft und deren Stellung in der Öffentlichkeit. „Das Image der Branche entscheidet sich in den sozialen Medien“, so Hermann. Pierre Munzel, Mitgründer des Start-up-Unternehmens Peat, bezeichnete die Digitalisierung als große Chance für die Landwirtschaft, nicht zuletzt um für junge Leute attraktiv zu werden.

Hürden für Start-up-Unternehmen

Für Konrad steht außer Frage, dass sich Landwirtschaft schon immer im Wandel befunden habe. Das Internet habe viele Arbeitsabläufe und -verfahren grundlegend verändert und neue Impulse gesetzt. Kaum ein anderer Berufsstand sei so vertraut mit permanenten Veränderungen, so die Landwirtin aus Rheinland- Pfalz. Konrad sieht ein erhebliches Spannungsverhältnis zwischen Landwirten und Verbrauchern. Auf der einen Seite gebe es die „Sehnsucht der Städter“ nach Information und Transparenz. Demgegenüber stehe die „Sprachlosigkeit der Landwirtschaft“. Konrad betonte in diesem Zusammenhang das Potential der Digitalisierung für die beidseitige Anerkennung und Wertschätzung. Ähnlich argumentierte Munzel. Sein Team hat die App Plantix entwickelt, die selbstständig Pflanzenkrankheiten erkennt und dadurch hilft, Ernteausfälle zu vermeiden.

Zahlreiche Hürden

Munzel verwies auf zahlreiche Hürden für kleine, innovative Start-ups. Verantwortlich sei zum einen die Politik, die zahlreiche bürokratische Hürden aufgebaut und es bislang nicht geschafft habe, flächendeckend in Deutschland für die notwendige digitale Infrastruktur zu sorgen. Zum anderen werde die Entwicklung von Start-ups durch große Firmen behindert, nach deren Spielregeln gearbeitet werden müsse. In Deutschland komme ein ausgeprägtes Misstrauen gegenüber Daten und deren Weitergabe hinzu. „Die beste Lösung ist nichts wert, wenn sie nicht benutzt werden kann“, sagte Munzel, der auch auf andere Landwirtschafts-Startups verwies, die ihren Kunden mithilfe digitaler Technik einen unmittelbaren Nutzen bieten. Diese digitalen Unternehmen werden seiner Ansicht nach die Bevölkerung an der Wertschöpfungskette beteiligen. Das sei völlig neu und ein entscheidender Vorteil für die Verbraucher.

Jeder moderne Landwirt „ein Influencer“

Für Hermann steht außer Frage, dass die Landwirtschaft kommunikativ von der Digitalisierung profitieren kann. Voraussetzung sei allerdings, dass bei der Online-Kommunikation bestimmte Aspekte berücksichtigt würden. Beispielsweise müsse Landwirtschaft in den sozialen Medien die Sprache der Verbraucher zu sprechen. Dies beginne bei der Verwendung von sensiblen Begriffen. „Warum soll man bei Google nicht unsere Bilder finden, wenn man nach ‚Massentierhaltung‘ und ‚Pestiziden‘ sucht“, fragte Hermann. Immer wichtiger werde ein professionelles „Community-Management“.

Bisherige Erfahrungen zeigten, dass dabei sehr wohl wertige Dialoge mit Kritikern der Landwirtschaft geführt werden könnten. Schließlich appellierte der Kommunikationsexperte an die Landwirte, sich an der Diskussion in den sozialen Medien zu beteiligen: „Jeder moderne Landwirt ist ein wertvoller Influencer.“

Positive Bilanz FORUM-Geschäftsführerin

Lea Fließ zog eine positive Bilanz des Berliner Abends. Durch die heterogene Zusammensetzung seiner Mitglieder sowie seine vielfältigen Aktivitäten wie etwa die AgrarScouts oder den ErlebnisBauernhof bringe man mit dieser Veranstaltung Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammen und schaffe einen Rahmen für spannende Gespräche. Trotz aller Unterschiede gebe es dabei ein gemeinsames Ziel, moderne und authentische Kommunikation für den Verbraucher. „Von dem Zugewinn an Vertrauen und Verständnis profitieren am Ende auch die Landwirte und damit die gesamte Landwirtschaft“, ist sich Fließ sicher.
AgE
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