Misteln (
Viscum album L.) finden sich vielerorts auf Nadelhölzern und weichholzigen Laubbäumen, deren Leitungsbahnen sie anzapfen. Sie besitzen im Unterschied zu den Vollschmarotzern Chlorophyll und können daher selbst auch Photosynthese betreiben.
Die Herkunft des Namens "Mistel" ist nicht sicher belegt. Im althochdeutschen hieß sie "Mistil" ("Mist"), was sich auf die Verbreitung der Samen durch Vogel-Ausscheidungen bezog. Der Artname "Viscum" leitet sich vom lateinischen Wort für Leim ab, da die Römer aus den klebrigen Beeren Klebstoff zum Vogelfang herstellten.
In früheren Zeiten galt die Mistel als magische Pflanze. Druiden, die Priester der Kelten, betrachteten die Mistel als heilig und schnitten sie für rituelle Handlungen weiß gekleidet mit goldenen Sicheln - ein Motiv, das sicher jedem Asterix-Leser in Gestalt des "Miraculix" bekannt vorkommen dürfte. Auch in der griechischen und nordischen Mythologie wurde der Mistel Zauberkraft zugeschrieben.
Heute noch gilt die Mistel als Glücksbringer und Symbol für Fruchtbarkeit. Erhalten hat sich der aus England stammende Weihnachts-Brauch, einen Mistelzweig an den Türrahmen zu hängen. Jungen Paaren, die sich darunter küssen, soll Glück und Liebe auf ewig beschert sein.
Medizinisch verwendet wurde die Mistel bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. Plinius beschreibt die Verwendung gegen Fallsucht und Schwindelanfälle. Mittelalterliche Autoren fügten hinzu, dass die Pflanze auch Geschwüre und eitrige Wunden heile. Pfarrer Kneipp setzte Mistel zur Stillung von Blutungen ein.
Heutzutage findet Mistel vor allem gegen leichte nervöse Herzstörungen ihre Anwendung. Als Mittel zur alternativen (begleitenden) Krebsbehandlung wird die Misteltherapie jedoch sehr kontrovers diskutiert. Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist die Wirksamkeit auf diesem Gebiet nicht ausreichend belegt.
Wichtigste InhaltsstoffeViscotoxine, Lektine, Flavonoide, biogene Amine und Schleimstoffe.
Die Inhaltsstoffe variieren mit der Wirtspflanze: Misteln auf Linde, Ahorn, Robinie oder Pappel zeigen in der Regel einen höheren Giftgehalt als Misteln auf Apfelbäumen.
ErnteArzneilich verwendet werden die beblätterten Zweige der Pflanzen. Von März bis April schneidet man die Zweigspitzen und trocknet sie schonend.
HeilwirkungMistel wird hauptsächlich zur Unterstützung der ärztlichen Therapie bei Bluthochdruck eingesetzt. Auch bei geschwächtem Herzmuskel, etwa bei älteren Menschen oder nach schweren Krankheiten, kann sie eventuell zusammen mit Weißdorn angewandt werden.
Zum Einsatz von Mistel zur begleitenden Krebstherapie besteht noch erheblicher Forschungsbedarf. Wer sich aber zur Misteltherapie bei Krebs entscheidet, sollte dazu unbedingt den Arzt zu Rate ziehen.
AnwendungNeben den zahlreichen käuflichen Präparaten mit Mistel findet auch der Mistel-Tee Verwendung. Hierfür werden 2 gehäufte Teelöffel Mistel mit 1/4 l kaltem Wasser übergossen und nach 10 bis 12 Stunden abgeseiht. Von dem Misteltee trinkt man bei Bedarf 2 Tassen pro Tag.
Gegenanzeigen und WarnhinweiseBei kleinen Kindern sind eventuell Magen- und Darmbeschwerden möglich. Für viele Tiere wie Pferde, Hunde, Katzen oder Nager ist Mistel giftig.
Allgemeine Warnhinweise
1. Die hier vorgestellten Rezepte und Hinweise entbinden nicht davon, bei entsprechenden Beschwerden einen Arzt aufzusuchen.
2. Dies gilt insbesondere für akute Krisenfälle, in denen unverzüglich medizinischer Rat eingeholt werden muss, und für länger andauernde Beschwerden.
3. Vor einer Dauerbehandlung mit Heilpflanzen ist unbedingt fachkundige Beratung nötig.
4. Vorsicht bei Allergien - sprechen Sie im Zweifelsfall mit Ihrem Arzt.
5. Die vorgestellten Kräuterarten nicht im Übermaß verzehren. Halten Sie sich bei der Einnahme an die angegebene Dosierung.
6. Das Sammeln in freier Natur sollten Sie fachkundigen Personen überlassen. Wenn eine Pflanze nicht eindeutig identifizierbar ist, darf sie nicht als Heilpflanze oder Lebensmittel verwendet werden.
7. Kräuter aus der freien Natur können Verunreinigungen aufweisen. Im Zweifelsfall lieber in der Apotheke kaufen. (proplanta)
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