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14.07.2013 | 14:43 | Mittel gegen Vorratsschädlinge 
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Motten, Milben und Schaben sicher bekämpfen

Stuttgart/Hohenheim - Krabbeltiere als ungebetene Gäste im Vorratsschrank sind nicht nur unappetitlich, sondern können auch die Gesundheit beeinträchtigen. Es empfiehlt sich bei einem Befall mit Vorratsschädlingen daher, umgehend Abhilfe zu schaffen. Proplanta gibt Tipps dazu.

Schabe Kakerlake
Kakerlake (c) Unclesam - fotolia.com
Die Nachernte-Verluste durch Vorratsschädlinge belaufen sich weltweit auf bis zu 20 % der Erntemenge. Doch nicht nur in Silos und Getreidelagern sind die Tiere ein Problem, auch im Haushalt können sie zur Plage werden.

Vorratsschädlinge gelangen entweder bereits beim Transport oder während der Lagerung in die Lebensmittel. Werden sie nicht frühzeitig entdeckt, kann es zu einer Massenvermehrung kommen. Befallen werden können fast alle Lebensmittel außer Zucker, Salz und reinen Fetten.

Schaden verursacht nicht nur der Fraß durch die Tiere, sondern vor allem die Verunreinigung durch Kot, Sekrete und Gespinste. Aus hygienischen Gründen sollten Lebensmittel bei starkem Befall daher nicht mehr verzehrt werden. Die Ausscheidungsprodukte können außerdem auch Haut- und Bindehautreizungen, Allergien der Atemwege oder Darmerkrankungen hervorrufen.

Die Qualität der Produkte wird durch den Schädlingsbefall zudem stark dezimiert. Sie verlieren Vitamine und Proteine und es kommt zu enzymatischen Oxidationen, die durch einen Anstieg freier Fettsäuren ausgelöst werden. Dies wiederum führt zu Veränderungen im Geruch und Geschmack der Nahrungsmittel.

Ein weiteres Problem stellt bisweilen das Auftreten von Sekundärschädlingen dar. So kann zum Beispiel die Feuchtigkeit, die durch den Stoffwechsel der Schädlinge in die Lebensmittel gelangt, Wegbereiter für Schimmelpilze sein, die bevorzugt im feuchten Milieu siedeln.


Welche Arten treten häufig auf?



- Die Dörrobstmotte (Plodia interpunctella) ist der häufigste Vorratsschädling. Der Falter erreicht eine Größe von 7-9 mm. Die Vorderflügel sind am Rand kupferrot gefärbt mit einer hellgrauen Zone in der Mitte. Die bis 15 mm langen Raupen sind kaum behaart und weisen einen rötlich-braunen Kopf auf. Ihre Körperfarbe ist jedoch abhängig vom Nahrungssubstrat. Auf dem Speiseplan der Dörrobstmotte stehen vor allem, wie der Name bereits vermuten lässt, getrocknete Früchte, aber auch Pistazien, Nüsse, Mandeln, Schokolade und Süßwaren, Getreide, Getreideprodukte und Ölsaaten sowie Gewürze. Die befallenen Lebensmittel werden mit einem dichten Gespinst überzogen. Auch original verpackte Lebensmittel stellen kein Hindernis dar, die Raupen können sich durch die Verpackung ins Innere bohren.

- Mehlmotten (Ephestia kuehniella) sind graubraune Falter mit drei gezackten Querbändern auf den Vorderflügeln. Sie werden bis 14 mm groß. Die Raupen der Mehlmotte lieben vor allem Weizenmehl, verschmähen aber auch andere Mehlsorten, Samen, Nudeln, Kakao, getrocknete Früchte und Nüsse nicht. Auch bei diesen Larven ist die Farbe vom Nährsubstrat abhängig. Ihre Anwesenheit ist durch Verunreinigungen wie Kot und Spinnfäden an den Lebensmitteln ersichtlich.

- Milben ind lediglich etwa 0,5 mm groß. Die Anwesenheit der achtbeinigen Spinnentiere erkennt man am besten, indem man die Mehloberfläche glättet und eine halbe Stunde abwartet. Ist die Oberfläche dann rau, lässt dies auf Milben schließen. Backwaren und Trockenobst weisen bei Milbenbefall einen pudrigen Belag auf. Auch ein unangenehm süßlicherer Geruch und bitterer Geschmack lassen auf Milben schließen. Am häufigsten treten die Mehlmilbe (Acarus siro) und die Backobstmilbe (Carpoglyphus lactis) auf.

- Der Schwarzbraune Mehlkäfer (Tenebrio molitor) ist wohl vor allem deshalb bekannt, weil seine Larven, die Mehlwürmer, als Futter oder Angelköder Verwendung finden. Als Vorratsschädling spielt er keine große Rolle mehr. Dagegen ist der aus Afrika stammende merikanische Reismehlkäfer (Tribolium confusum) von großer Bedeutung. Die rotbraunen Käfer sind 3-4 mm lang, die gelblich-weißen Larven messen 4-5 mm. Die Art ist mittlerweile durch den globalen Handel auf der ganzen Welt verbreitet. Larven und Käfer befallen gebrochenes Getreide und Getreideprodukte, Bohnen, Nüsse, getrocknete Früchte, Gewürze, Schokolade, Haustierfutter und andere pflanzliche Lebensmittel.

- Der Kornkäfer (Sitophilus granarius) gilt als einer der wichtigsten Vorratsschädlinge weltweit. Er ist dunkelbraun, etwa 4-5 mm lang und flugunfähig. Der Kornkäfer befällt zum Beispiel Getreide, Mehl, Mais, Nüsse, Erbsen, Bohnen und Soja. Die Entwicklung findet im Getreidekorn statt, das von innen ausgehöhlt wird.

- Getreideplattkäfer (Oryzaephilus surinamensis) sind flache, braune, bis zu 3 mm große Insekten. Sie bevorzugen Getreide und Getreideprodukte, sind aber auch in Nüssen oder Dörrobst zu finden. Die Produkte werden dann klumpig-feucht und weisen einen etwas muffigen Geruch auf.

- Der nur 2 mm kleine, rötlich-braune Brotkäfer (Stegobium paniceum) liebt Brot und Getreideprodukte, aber auch Gewürze, Hülsenfrüchte und Schokolade. Die Larven erreichen 5 mm Länge und sind gekrümmt. Sie hinterlassen runde Schlupflöcher in den Lebensmitteln.

- Ameisen erden durch nicht verschlossene, zuckerhaltige Lebensmittel angelockt. Sie werden in der Regel rasch entdeckt, da die lange Ameisenstraße in die Küche sie verrät.

- Küchenschaben ürften wohl zu den unbeliebtesten Vorratsschädlingen zählen. Sie werden bis zu 28 mm groß und befallen vor allem saftreiche pflanzliche Produkte. Auch Abfälle und weiche, faulende Materialien (z.B. Leder) sind nach ihrem Geschmack. Schaben sind sehr lichtscheu und daher tagsüber kaum zu entdecken. Erkennbar wird ihre Anwesenheit durch Fraßschäden, üblen Geruch und Verunreinigungen.


Bekämpfung von Vorratsschädlingen

Im Privathaushalt müssen zur Bekämpfung von Vorratsschädlingen nur in Ausnahmefällen chemische Mittel wie Insektensprays oder Insektenstrips mit Kontaktinsektiziden eingesetzt werden. Meist genügt es bereits, die befallenen Lebensmittel wegzuwerfen und die Vorratsschränke zu reinigen. Professionelle Hilfe zur Entseuchung bieten Kammerjäger: Verzeichnis Schädlingsbekämpfung / Vorratsschutz.

Bevor die aussortierten Lebensmittel entsorgt werden, sollte man jedoch die Schädlinge abtöten. Dies kann durch Übergießen mit kochendem Wasser oder Erhitzen im Backofen (20-60 Minuten bei 80 °C) geschehen. Durch das Erhitzen oder auch durch Einfrieren für 10 Tage lassen sich auch Vorräte "retten", bei denen ein leichter Befall nicht ganz auszuschließen ist.

Anschließend werden die Vorratsschränke ausgesaugt, wobei besonders auf Ritzen und Verstecke zu achten ist. Die Schränke müssen dann mit einem feuchten Tuch ausgewischt und nachgetrocknet werden.

Um Schädlingsbefall zu verhindern, sollte man Lebensmittel nach dem Kauf immer gut kontrollieren, da die Tiere oft bereits mit dem Einkauf eingeschleppt werden. Auch Kleintierfutter ist im Auge zu behalten.

Vorräte sollten in gut schließenden Gefäßen gelagert werden, wobei allerdings auch viele Verschlüsse für die Insekten kein Hindernis darstellen. Die Lebensmittel sind deshalb auch möglichst rasch zu verbrauchen und die Bestände zu kontrollieren. Angebrochene Packungen lagern am besten im Kühlschrank.

Um zu verhindern, dass Vorratsschädlinge durch geöffnete Türen oder Fenster ins Haus fliegen, kann man Fliegengitter anbringen.

Alle Angaben ohne Gewähr, die Anwendung erfolgt auf eigene Gefahr. (proplanta)

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Kommentare 
Anjanas schrieb am 17.12.2013 14:00 Uhrzustimmen(122) widersprechen(98)
Hallo, sehr ausführlicher Artikel. Noch besser, als die Küchenschränke "nur" feucht auszuwischen, wirkt das Auswischen mit Essig-Essenz wie hier beschrieben: http://www.ungezieferabwehr.de/schaedlinge/doerrobstmotten/index.html beste Grüße Anjanas
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