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20.09.2016 | 00:01 | Medizin-Splitter 

Erfrischungsgetränke machen krank

Karlsruhe - Nach der Foodwatch-Studie über Erfrischungsgetränke gibt es derzeit eine heftige Diskussion um zuckerhaltige Lebensmittel.

Energydrinks
(c) proplanta
Die Verbraucherorganisation hat nämlich herausgefunden, dass jedes zweite Erfrischungsgetränk (Limonaden, Energydrinks, Fruchtsäfte, Schorlen, Brausen, Eistees etc.), einen zu hohen Zuckerteil aufweist.

Von 463 untersuchten Erfrischungsgetränken waren nur 55 Getränke zuckerfrei, diese aber meist mit Süßstoff angereichert. In einem halben Liter des süßesten Getränks waren 78 Gramm Zucker enthalten, was 26 Stück Würfelzucker entspricht.

Die WHO empfiehlt nicht mehr als 25 g (sechs Teelöffel) Zucker täglich in verarbeiteten Lebensmitteln zu konsumieren. In Wirklichkeit liegt die Zuckeraufnahme durch Lebensmittel in Deutschland bereits bei 90 Gramm pro Tag, so der Ernährungswissenschaftler Pfeiffer an der Berliner Charité.

Flüssiger Zucker in Form von Getränken erhöhe das Risiko für Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes, stellt der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Uniklinikums Leipzig fest: „Es ist absurd, Kindern Kalorien zum Durstlöschen anzubieten “, ergänzt er. Außerdem haben Süßgetränke erwiesenermaßen einen Effekt - sie machen dick.

Eine Gewichtszunahme kommt immer dann zustande, wenn mehr Kalorien aufgenommen werden wie der Organismus verbraucht. Die Lust auf Süßes ist dem Menschen in die Wiege gelegt, genetisch verankert. Sie stammt noch aus der Zeit der Menschheitsgeschichte als es keinen Überfluss an Nahrung gab. Um an Fleisch zu kommen, musste der Jäger erfolgreich Tiere erlegen und die am Ort Zurückgebliebenen sammelten pflanzliche Nahrungsmittel, wobei die süß schmeckenden in der Regel reichlich Zucker enthielten, der zur schnellen Energiebereitstellung führte. Ungenießbare pflanzliche Produkte schmeckten hingegen meist bitter oder sauer.

Bereits durch die süßliche Muttermilch wurde diese Geschmacksrichtung bei den Jüngsten herausgebildet. Die süßen Erfrischungsgetränke machen kaum ein Sättigungsgefühl, da die Flüssigkeit rasch den Magen verlässt und der Zucker dann ins Blut aufgenommen wird. Der Blutzucker steigt schnell an, die Bauchspeicheldrüse wird aktiviert und das blutzuckersenkende Hormon Insulin ausgeschüttet. Wegen des unverzüglichen Blutzuckeranstiegs produziert das Organ meist etwas zu viel Insulin, der Blutzucker sackt unter die Norm ab und es entsteht relativ zügig wieder ein Hungergefühl.

Diesen Effekt macht sich die Gourmet-Küche beim Mehrgangmenü zunutze. Nach den ersten Speisefolgen gibt es ein Sorbet, eine halb gefrorene Speise aus Fruchtsaft oder Früchtepüree, gelegentlich auch mit Champagner und Zucker. Bereits kurze Zeit nach dem Essen führt dies wieder zu einem Hungerfühl und die nächsten Gänge können serviert werden. Als Abschluss eines Essens gibt es außer einer Süßspeise oft Käse, da dieser wegen seines Fett- u. Eiweißanteilanteils ein längeres Sättigungsgefühl nach sich zieht.

Da die süßen Getränke – wie oben beschrieben – zu einer überkalorischen Ernährung wesentlich beitragen, ist es sinnvoll bereits Kleinkinder von Süßgetränken zu entwöhnen. Um den Körper mit Flüssigkeit zu versorgen ist Wasser immer noch das Beste. Eine plötzliche Umgewöhnung ist zu vermeiden, alternativ eignen sich Schorlen, das heißt mit Wasser verdünnte Fruchtsäfte sowie ungezuckerte Früchte- oder Kräutertees.

Die Zuckerkrankheit des Erwachsenen, Typ 2-Diabetes genannt, tritt heute nicht nur beim älteren Menschen auf, sondern auch jüngere Personen können durch ihren Lebensstil mit zu viel Zucker und zu wenig Bewegung ihre Bauchspeicheldrüse überlasten und sie damit schwächen. Erfrischungsgetränke machen nicht frisch, sondern krank, urteilte Foodwatch-Ernährungsexperte Oliver Huizinga.

Großbritannien will ab 2018 eine Zucker-Steuer einführen, damit es weniger gesüßte Getränke zu kaufen gibt. Sie soll ab fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter greifen und ab acht Gramm noch einmal steigen. In der Regierungskoalition gibt es Befürworter und Gegner einer solchen Maßnahme. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte sowie die Deutsche Diabetes Gesellschaft unterstützten die Forderung nach einer solchen Steuer. Ablehnend reagiert der Spitzenverband der Lebensmittelindustrie. Seiner Ansicht nach ist die Zuckerabgabe ist nichts anderes als eine Strafsteuer für Zucker, die jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrt. Im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung sei jedes Lebensmittel in Maßen erlaubt.

Fazit
Süße Erfrischungsgetränke sättigen wenig, bringen jedoch Kalorien in den Organismus, sodass dauerhaft ein Überangebot an Energie resultiert, welche wegen der geringen Bewegung heutzutage zur Speicherung von Fett führt. Die Folgen sind Übergewicht, Zuckerkrankheit, Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen und andere. Notwendig ist, bereits Kleinkinder das Verlangen nach Süßem abzugewöhnen und auf kalorienfreie Erfrischungsgetränke umzugewöhnen, wobei in Deutschland sich das Wasser aus dem öffentlichen Leitungsnetz am besten eignet, da es einwandfreie Qualität aufweist.

Gesetzliche Regelungen hin und her, die Verantwortung der gesunden Ernährung und ausreichend Bewegung liegt bei Eltern, Kita-Erziehern, Lehrern usw., aber letztlich auch bei der Getränkeindustrie, die Süßgetränke bei Kindern und Jugendlichen zumindest nicht bewerben sollte. Auch das Bereitstellen von Trinkbrunnen mit Leitungswasser in Schulen und Firmen könnte ein gesundes Trinkveralten fördern.

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Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin, Dr. med. H. Rüdinger
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