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23.06.2019 | 10:15 | Produktionseinbruch 

Apfel- und Birnenproduktion bricht weltweit ein

Washington - Kurz vor dem Ende der Vermarktungssaison 2018/19 wird deutlich, dass die auslaufende Apfelsaison global zu einer der schwächsten in diesem Jahrzehnt gehört; bei der Birnenproduktion ist sogar ein Zehnjahrestief zu erwarten.

Apfelerzeugung 2018
(c) proplanta
Dies hatte sich bereits abgezeichnet, wurde nun aber vom amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA) in einer aktuellen Marktprognose bestätigt. Die Analysten aus Washington gehen davon aus, dass die weltweite Apfelerzeugung gegenüber 2017/18 um 5,7 Mio. t oder 7,6 % auf knapp 68,7 Mio. t sinken wird. Das wäre das geringste Niveau seit acht Jahren, was auch Konsequenzen für den globalen Verbrauch sowie den internationalen Handel hat, die ebenfalls rückläufig sind.

Verantwortlich für den Rückgang ist in erster Linie ein Produktionseinbruch des weltweit größten Apfelerzeugers China. Dort hatten bereits im Frühjahr 2018 Fröste und Hagelschauer den Obstanbau in wichtigen Produktionsgebieten massiv geschädigt, so dass die folgende Ernte an Äpfeln mit nur noch 31,0 Mio. t um gut 10 Mio. t beziehungsweise um ein Viertel kleiner ausfiel als im Vorjahr. Entsprechend konnten kaum Lagerbestände angelegt werden, was sich nun in einer sehr knappen Marktversorgung bemerkbar macht. Nationalen Presseberichten zufolge sind die Apfelpreise von Ende April bis Anfang Juni um rund 30 % auf die neue Rekordhöhe von 15,2 CNY (1,95 Euro) für das halbe Kilogramm gestiegen.

Laut dem Pekinger Statistikamt hat sich frisches Obst im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um 26,7 % verteuert. Der vom USDA erwartete Anstieg der chinesischen Apfelimporte um 12.000 t auf 75.000 t, vor allem aus Neuseeland und der Europäischen Union, scheint angesichts des großen Bedarfs der Volksrepublik nur ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein. Importe aus den USA werden wegen des Handelsstreits mit Strafzöllen von 50 % belegt und sind rückläufig.

Generell ist China auch kein klassisches Import-, sondern ein Exportland für Äpfel, und zwar das zweitgrößte weltweit. In diesem Vermarktungsjahr ist jedoch wegen des geringen Angebotsmit einem deutlichen Ausfuhrrückgang um rund 400 000 t oder 31 % auf nur noch 880.000 t zu rechnen.

Preisrückgang in der EU

Ganz anders sieht die Situation in der Europäischen Union aus. Nach dem witterungsbedingten Ernteeinbruch 2017/18 um gut 20 % auf 10,0 Mio. t soll die Vermarktungsmenge im laufenden Jahr laut USDA um fast 40 % auf 14,0 Mio. t Äpfel zunehmen.

Etwas verhaltener fallen jedoch die Schätzungen der EU-Kommission aus, die bei der verwendbaren Erzeugung ein Plus von 28 % auf rund 12,0 Mio. t erwartet. Unabhängig von der gewählten Datenbasis ist die Versorgungslage in der Gemeinschaft jedoch mehr als ausreichend, wozu insbesondere die reichliche Ernte in Polen beigetragen hat. Die Kehrseite ist, dass die Erzeugerpreise weit von dem Spitzenniveau der Vorsaison entfernt sind.

Nach Kommissionsangaben lag der durchschnittliche Produzentenpreis in den vier Hauptanbauländern im Mai bei 55 Euro/100 kg; das waren 38 % weniger als im Vorjahresmonat und 11 % weniger als im Fünfjahresmittel für den Mai. Dafür war vor allem das Niedrigpreisniveau in Polen verantwortlich, während deutsche Erzeuger etwa so viel erlösten wie im Fünfjahresdurchschnitt, die französischen Apfelerzeuger sogar mehr. Bei einem steigenden Verbrauch in der Verarbeitung und bei den Konsumenten leeren sich nun jedoch die einst gut gefüllten Lagerbestände. Dazu trägt auch bei, dass der EU-Export von Äpfeln wieder Schwung aufgenommen hat.

Das USDA berichtet von höheren Absatzmengen in Ägypten und Indien und geht für 2018/19 von einem Ausfuhranstieg gegenüber der schwachen Vorsaison von 470.000 t oder gut 60 % auf 1,23Mio t aus. Die EU-Kommission ist angesichts einer guten internationalen Nachfrage noch optimistischer und schätzt den Export auf 1,55 Mio. t, was praktisch eine Verdopplung gegenüber dem unterdurchschnittlichen Ergebnis von 2017/18 wäre. Damit würde die Gemeinschaft ihre Position als weltweit größter Apfelexporteur zurückerobern.

Zollstreit senkt US-Exporte

Bei anderen großen Produzentenländern auf der Welt haben die Witterungseinflüsse im noch laufenden Vermarktungsjahr weniger große Auswirkungen auf die Warenverfügbarkeit. So soll die Apfelerzeugung in den USA mit 5,05 Mio. t knapp auf dem Niveau der Vorsaison liegen.

Einbußen müssen den Washingtoner Analysten zufolge allerdings die US-Exporteure aufgrund der Handelsstreitigkeiten mit anderen Ländern hinnehmen. So hatte neben China auch Mexiko im Juni 2018 Retorsionszölle erhoben, die erst Ende Mai 2019 wieder aufgehoben wurden. Aktuell hat Indien Strafzölle von 25 % für 28 US-Waren eingeführt, zu denen auch Äpfel gehören. Das USDA schätzt, dass die US-Ausfuhren von Äpfeln im Vorjahresvergleich insgesamt um 25 % auf 760.000 t sinken. Auch für den Iran, die Ukraine, Brasilien und Neuseeland gehen die US-Experten von einer wenig veränderten Vermarktungsmenge 2018/19 aus.

Dagegen dürfte die Türkei aufgrund guter Witterungsbedingungen mit 3,0 Mio. t rund 250.000 t mehr Äpfel im Angebot haben, was zu einem Exportanstieg um 27 % auf 240.000 t führen dürfte. Dabei sollen insbesondere die Lieferungen in den Irak spürbar zunehmen. Insgesamt muss allerdings aufgrund der deutlichen Angebotsverknappung in China mit einem Rückgang der globalen Exporte gegenüber 2017/18 um rund 460.000 t oder 7,4 % auf 5,75 Mio. t gerechnet werden. Bei den weltweiten Importen geht das USDA von einem Minus in Höhe von 6,0 % auf 5,64 Mio. t aus.

Weniger Birnen erzeugt

Die weltweite Erzeugung von Birnen wird laut Schätzung des USDA 2019/18 gegenüber dem Vorjahr um 3,1 Mio. t oder fast 14 % auf ein Zehnjahrestief von 19,4 Mio. t fallen. Maßgeblich dafür sind erneut die witterungsbedingten Produktionseinbußen in China von 3,3 Mio. t oder 20 % auf 13,1 Mio. t.
Die Exporte des weltweit führenden internationalen Anbieters sollen sogar um gut 28 % auf 390.000 t sinken. Auf Platz zwei der weltweit wichtigsten Erzeuger rangiert die EU mit 2,53 Mio. t, was im Vergleich zur unterdurchschnittlichen Vorsaison einem um 6 % höheren Aufkommen entspricht.

In den USA dürfte die Vermarktungsmenge der laufenden Saison recht stabil bei 667.000 t liegen. Dabei sollen die Birnenexporte aufgrund der höheren Lieferungen nach Mexiko gegenüber dem Vorjahr insgesamt um 15 % auf 140.000 t steigen. Für Argentinien schätzt das USDA das Birnenaufkommen auf 600.000 t; das wären 3,4 % mehr als 2017/18. Dennoch sollen die Ausfuhren um gut 7%auf 290.000 t sinken, da Brasilien als Hauptkunde zwischenzeitlich die Einfuhr gesperrt hatte. Grund war der Fund von Larven des Apfelwicklers in argentinischer Ware. Auch das Nachbarland Chile dürfte bei einer leicht geringeren Erzeugung weniger Birnen für den Export zur Verfügung haben.

Insgesamt gehen die US-Analysten davon aus, dass der weltweite Import gegenüber 2017/18 um 5,2 % auf 1,63 Mio. t abnehmen wird. Bei den Exporten wird wegen des begrenzten Angebots in China mit einem Rückgang der globalen Handelsmengen um 9,5 % auf 1,68 Mio. t gerechnet. 

Umrechnungskurs: 1 CNY = 0,1285 Euro

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