In ihrem aktuellen Bericht veranschlagen die Londoner Experten das betreffende Areal auf 6,2 Mio. ha; das wären 7 % weniger als 2018/19. Vor allem für Deutschland und Frankreich - die beiden wichtigsten Rapserzeugerländer der Gemeinschaft - gehen die Fachleute von spürbaren Flächeneinschränkungen bei dieser
Ölsaat aus. Der
IGC begründet seine pessimistische Einschätzung mit der anhaltenden Trockenheit in der EU. In der Folge könnten die Landwirte häufig die anstehenden Feldarbeiten nicht erledigen.
Darüber hinaus sei die Entwicklung der Rapspflanzen beeinträchtigt, so dass die Ackerbauern wahrscheinlich mancherorts Neusaaten mit anderen Kulturarten wie Winterweizen vornehmen müssten. Mit Blick auf die EU-Rapsernte 2018/19 hob der Getreiderat seine Schätzung um 300.000 t auf 19,7 Mio. t an; das wären aber noch 2,3 Mio. t oder 10,5 % weniger als im Vorjahr.
Im Einzelnen veranschlagen die Fachleute das französische Rapsaufkommen jetzt auf 4,9 Mio. t, was einem Minus von 500.000 t oder 9,3 % gegenüber 2017 entsprechen würde. Für Deutschland beziffert der IGC die
Erntemenge auf 3,6 Mio. t, nach 4,3 Mio. t im Vorjahr. Unterdessen spiegelte sich die erwartete EU-weite Flächeneinschränkung bislang kaum in den Rapspreisen am Pariser
Terminmarkt wider.
Der Rapsfuture mit Fälligkeit im November 2019 wurde am Dienstagmorgen vergangener Woche (30.10.) gegen 11.40 Uhr für 371,50Euro/t gehandelt; damit wurde der Kurs des vorderen Novemberfutures lediglich um 0,50 Euro/t übertroffen.
Kälte bremst Erntearbeiten in Kanada
Die globale Rapserzeugung 2018/19 sieht der IGC nun bei 71,7 Mio. t. Im Vorjahr hatten die Landwirte noch schätzungsweise 75,1 Mio. t der schwarzen Ölfrucht gedroschen. Ausschlaggebend für das deutliche Minus sind neben dem enttäuschenden EU-Ergebnis auch die schlechten Produktionsaussichten für Australien, wo die Ernte zurzeit noch läuft. Das dortige Aufkommen veranschlagen die Londoner Experten auf nur 2,1 Mio. t; das wäre die niedrigste Menge der vergangenen neun Jahre. Das Vorjahresvolumen würde demnach um 1,6 Mio. t oder 43,2 % verfehlt.
Als Begründung wird die anhaltende Dürre in den östlichen Anbaugebieten von „Down Under“ genannt. In der Folge könnten dort die Pflanzen auf vielen Feldern nur noch als Heu verwendet werden. Eine ebenfalls deutlich rückläufige Rapsernte verzeichnet der IGC für Kanada. Dort sollen die Farmer insgesamt 20,5 Mio. t Raps einfahren; das wäre im Vorjahresvergleich ein Minus von 800.000 t oder 3,8 %. Die kanadischen Landwirte hatten laut Getreiderat die Canola-Fläche eingeschränkt und müssen zudem Ertragsrückgänge hinnehmen. Allerdings schließen die Fachleute nicht aus, dass sie ihre Ernteschätzung für das nordamerikanische Land noch etwas nach unten korrigieren müssen. Zuletzt hätten nämlich die kalte und nasse Witterung sowie Schnee in der Provinz Saskatchewan die Erntearbeiten stark beeinträchtigt.
Mehr Drittlandsraps in die EU
Indes weist der IGC für die Ukraine eine deutliche Zunahme der Rapsproduktion aus. Die betreffende Menge wird auf 2,7 Mio. t geschätzt; das wäre im Vergleich zu 2017 ein Plus von 600.000 t oder 28,6 %. Unterdessen kamen die dortigen Aussaatarbeiten für die kommende Ernte laut Getreiderat besser voran als erwartet. Auch mit Blick auf die Rapsausfuhren der Ukraine sind die Londoner Fachleute optimistisch: Für 2018/19 prognostizieren sie eine Rekordmenge von 2,6 Mio. t, nach 2,1 Mio. t in der vergangenen Saison. Davon wird nach Einschätzung der Experten ein großer Teil in die EU gehen; deren Gesamteinfuhren sollen 2018/19 im Vergleich zum Vorjahr um 500.000 t auf 4,6 Mio. t steigen.
Die Unternehmensberatung APK-Inform prognostiziert derweil eine kräftige Zunahme der ukrainischen Exporte von Rapsprodukten. Die Ausfuhr von Rapsschrot wird sich demnach 2018/19 auf rund 360.000 t verdoppeln. Die Ukrainian Agrarian Confederation (UAC) erwartet zudem eine deutliche Steigerung der Produktion und des Exports von Rapsöl. Das Land verfüge über freie Verarbeitungskapazitäten, die ausgelastet werden müssten. Außerdem rechneten die Verarbeiter damit, dass die Mehrwertsteuererstattung für die Rapssaatexporteure bald abgeschafft werden könnte. Dann dürfte das Rapsangebot am Binnenmarkt weiter steigen. Bis dahin gelte es, die Produktionstechnik zu optimieren und neue Absatzmärkte zu finden, so die UAC.
Höherer Verbrauch prognostiziert
Wie der Getreiderat mit Blick auf den globalen Rapsverbrauch ausführt, soll dieser 2018/19 trotz des voraussichtlichen Produktionsrückgangs im Vergleich zum Vorjahr als Folge einer soliden Nachfrage nach Pflanzenölen und proteinreichem Futter um 500.000 t auf 73,8 Mio. steigen. Unter dem Strich würde nach den IGC-Projektionen für 2018/19 ein Produktionsdefizit von 2,1 Mio. t beim Raps entstehen, nachdem der Markt die vergangene Saison mit einem Überschuss von 1,8 Mio. t abgeschlossen haben dürfte.
Die globalen Bestände an Raps sehen die Londoner Fachleute zum Ende des laufenden Wirtschaftsjahres bei 4,8 Mio. t; gegenüber 2017/18 wäre dies dem Produktionsdefizit entsprechend ein Rückgang um 2,1 Mio. t oder 30,4 %. Diese Menge würde ausreichen, um die erwartete weltweite Nachfrage für etwa 24 Tage zu decken. Das wäre eher knapp, denn im Durchschnitt der vergangenen vier Jahre belief sich diese Kennzahl auf 30 Tage.