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24.06.2018 | 13:17 | Getreideernte 
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Erhebliche Dürreschäden befürchtet - Ernte vorgezogen

Berlin - Die deutschen Bauern bangen angesichts eines viel zu trockenen Frühjahrs in Teilen des Landes und ungewisser Preise für wichtige Produkte um ihr Geschäft.

Getreideernte 2018
Dass das Wetter mal nicht mitspielt, gehört für die Landwirte zum Berufsrisiko. In diesem Jahr sind die Folgen aber teils besonders hart und wirbeln auch die Einsätze vieler Mähdrescher durcheinander. (c) proplanta
«Die Lage in diesem Jahr ist weiterhin angespannt und alles andere als erfreulich», sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied der Deutschen Presse-Agentur vor dem Deutschen Bauerntag, der an diesem Mittwoch in Wiesbaden beginnt. «Viele Ackerbaubetriebe machen sich große Sorgen. Wo kein Regen fiel, wird es erhebliche Einbrüche bei den Unternehmensergebnissen geben.»

In Ostdeutschland bis hin nach Nordbayern und in Norddeutschland habe es im Mai bei hohen Temperaturen zu wenig Regen gegeben. Daher habe die Ernte schon begonnen. «Mindestens zwei Wochen früher als in normalen Jahren», sagte Rukwied. Getreide sei vielfach notreif, also reif, ohne dass sich die Körner voll ausgebildet haben.

Die Erträge seien deswegen enttäuschend, was bis zu Totalausfällen führe. «Auf manchen Flächen zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern ist gar nichts mehr zu ernten. Das Getreide kann nur noch gehäckselt werden.»

In der «Bild am Sonntag» wies Rukwied darauf hin, dass es in diesem Jahr den wärmsten Mai seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gegeben habe. Die Ernteausfälle bedrohten Existenzen. Für die aktuelle Situation seien deshalb Instrumente zur Liquiditätssicherung der Landwirte notwendig. «Zusätzlich brauchen wir die Möglichkeit für Landwirte, steuerfreie Rücklagen zum Risikoausgleich zu bilden», so Rukwied.

Im Westen, Südwesten und nahe der Alpen habe es dagegen bis in den Juni hinein das andere Extrembild gegeben - zum Teil zu viel Regen, heftige Gewitter, Sturm, Hagel und Überschwemmungen, sagte der Bauernpräsident der Deutschen Presse-Agentur. Beim Ackerbau sei aktuell zudem «keine wirkliche Stabilisierung der Preise» zu sehen. In Polen, im Baltikum und in Teilen Russlands zeichneten sich schlechte Ernten ab. «Dabei sind die Preise für Getreide zuletzt leicht gestiegen, bei Raps bleiben sie unter Druck.»

Schwankungen gebe es auch auf weiteren internationalen Märkten. «Die Milchpreise sind nicht mehr auf dem Niveau vom Ende vergangenen Jahres. Wir erwarten hier aber eher wieder einen leichten Anstieg.»

Die Schweinefleisch-Preise seien nach wie vor unter Druck. Insgesamt war die Branche mit vorsichtiger Hoffnung ins Jahr gestartet, nachdem sich die Ertragslage stabilisiert hatte. Im Wirtschaftsjahr 2016/17 stieg das Unternehmensergebnis im Schnitt um gut ein Drittel auf 56.800 Euro. Zuvor waren die Einkommen angesichts niedriger Weltmarktpreise für wichtige Produkte zwei Jahre in Folge gesunken.

Rukwied betonte, wie «absolut notwendig» gerade bei schwierigen Rahmenbedingungen die Direktzahlungen der EU seien. «Sie sind die beste Risiko-Absicherung für die Landwirte. Die Einkommen basieren zu 45 Prozent auf den Direktzahlungen.»

Der Bauernverband kämpfe daher weiter für den Erhalt eines stabilen EU-Agrarbudgets. Rund 70 Prozent Europas seien ländliche Räume, deren Rückgrat die Landwirtschaft sei. «Wer Europa sichern will, muss auch bereit sein, die Mittel zur Verfügung zu stellen, damit die ländlichen Räume eine Zukunft haben.»

Nach einem Vorschlag der EU-Kommission sollen für die deutschen Bauern von 2021 bis 2027 rund 41 Milliarden Euro bereitstehen. Im Finanzrahmen von 2014 bis 2020 sind derzeit rund 44,1 Milliarden Euro verfügbar. Rukwied sagte: «Wir sehen es kritisch, wenn die gesamte erste Säule des EU-Systems mit den Direktzahlungen an Umweltmaßnahmen gekoppelt werden soll.

Die Mittel dafür sollten auch in Zukunft über die zweite Säule kommen.» Aus der ersten Säule erhalten die Bauern in Europa direkte Zahlungen für ihre Betriebe. Mit der zweiten Säule will die EU den ländlichen Raum fördern, beispielsweise durch Subventionen für Dorferneuerungen oder durch die Finanzierung von Umweltschutzmaßnahmen.

Rukwied forderte zudem, dass Auflagen bei Direktzahlungen nicht von den Mitgliedsstaaten bestimmt werden können. Das brächte 27 verschiedene Agrarvorgaben, es gäbe keine Wettbewerbsgleichheit mehr.
dpa
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Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 25.06.2018 15:26 Uhrzustimmen(26) widersprechen(12)
Noch einmal explizit hervorzuheben:

Um die 45 % der jeweiligen Bauerneinkommen werden aus der alljährlichen Bereitstellung staatlicher Subventionen generiert. Warum dröselt man hier allerdings nicht weitaus dezidierter auf!?

Was läuft diesbezüglich mittlerweile nicht alles erheblich aus dem Ruder, befindet sich in einer durchgängig karzinogen entartetenden Schieflage!? Öffentlich medienwirksam bemüht man sich nach wie vor darum, selbiges Tun und Treiben noch immer als eine sinnvolle, freiheitlich bäuerliche „Unternehmerstrategie“ verbandsseitig zu kommunizieren -schon allein dieser Begriff in einem solchen Zusammenhang stellt die nur lächerliche Farce schlechthin dar- unbeirrt auf jener Tagesordnung belassen zu werden, was einen allenfalls extrem schalen, skandalösen Beigeschmack verursacht.

Diese unselige Zahlenjonglage, derer man sich geistig starr, vollkommen unflexibel immer wieder bedient, ich kann und mag dieses Gewäsche nicht mehr hören! - Entspringt das alles nur bloßen Phantastereien einer „geglaubten“ Moderne oder muss man weit eher schon vorsätzliche Lügenkonstrukte unterstellen dürfen?

Unsere Vollerwerbsbetriebe haben einen noch höheren Einkommenstransfer von staatlicher Seite. Dabei korreliert das Einkommen bei weitem nicht mit selbigem, sondern ist der Höhe nach wesentlich niedriger anzusiedeln.

Eindeutiger kann man exemplarisch kaum untermauern , dass diese „EINE STIMME“ DBV ausschließlich im Interesse der vor- und nachgelagerten Agrarindustrie kommuniziert sowie selbstredend als Sprachrohr für diejenigen fungiert, die selbst nicht mehr bewirtschaften.

Der Bauernstand, als willfährige Prekarier unsensibel instrumentalisiert, hat ohne Mucken zu liefern - und zwar Nahrungsmittel in Ausschließlichkeit. - PUNKT!

Was ist aus diesen dereinst stolzen Bauern in unserer hochtechnologisierten Industriewelt geworden, dass es allseits toleriert ist, wenn eine solche Würde gegenwärtig brutalst mit Füßen getreten werden darf!?

Wenn, dann haben die Bauern unsere Mutter Natur zunehmend nur deshalb ruiniert, weil in vorderster Priorität unsere intellektuell befähigten Eliten in entsprechender Vordenkerdiktatur selbige Strategien auf unseren Äckern, in unseren Ställen, uns gnadenlos aufoktroyiert und entsprechend forciert haben, souffliert von einer Wissenschaft, die DAS SO heute geflissentlich nicht mehr zur Kenntnis nehmen möchte, und das über mehrere Dekaden hinweg.

Diese Vorprediger in ihren Elfenbeintürmen distanzieren sich wissentlich von der dato vorherrschenden Situation in der Urproduktion, die, sich stetig weiter zuspitzend, gesellschaftlich mehr und mehr mit vernichtender Kritik konfrontiert sieht, inwiefern immer berechtigt oder auch nicht, darf zunächst einmal offen gelassen werden.

Deshalb sollte dieses Althergebrachte schleunigst auf den Prüfstand, hochverehrter Herr Rukwied, und Veränderung da vorgenommen werden, wo es eines entsprechenden Anpassungsprozesses tatsächlich unverzichtbar bedarf. Wir Bauern selbst sind da wohl am flexibelsten, was auch haben wir schon noch zu verlieren. Unserer Würde haben gerade auch Sie uns schon nahezu vollständig beraubt. - Schämen sollten Sie und Ihresgleichen sich!
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