Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

28.07.2017 | 11:10 | Eiweißfuttermittel 

Heimischer Sojaanbau durch neue EU-Richtlinien gefährdet

Freiburg - Die baden-württembergischen Landwirte haben dieses Jahr auf rund 7.000 Hektar Sojabohnen angebaut, mehr als doppelt so viel wie noch vor zwei Jahren, erklärte BLHV-Präsident Werner Räpple anlässlich der Erntepressekonferenz in Freiburg.

Sojaanbau
(c) flariv - fotolia.com
Die Sojapflanze, die zur Gattung der Leguminosen zählt, fördere nicht nur die Bodenfruchtbarkeit, sondern ihre Bohnen seien auch ein wertvolles Eiweißfuttermittel.

„Den Ertrag eines jeden Hektars, den wir mit Soja bestellen, müssen wir nicht aus Übersee importieren, das stärkt auch unsere regionalen Wertschöpfungsketten, schont das Klima und zudem sind unsere Sojabohnen garantiert frei von Gentechnik", führt der Bauernpräsident weiter aus.

Laut Räpple profitierte der Sojaanbau von der europäischen Greening-Verordnung, die im Jahr 2015 eingeführt wurde. Diese sieht vor, dass Ackerbaubetriebe einen Anteil ihrer Flächen als Ökologische Vorrangfläche bewirtschaften müssen.

Für sie gelten besondere Auflagen im Sinne des Boden-, Wasser- und Klimaschutzes. In Brüssel hat man nun entschieden, die Greening-Regeln zu ändern und das wird nach Ansicht des Bauernpräsidenten gravierende Auswirkungen auf den heimischen Sojaanbau haben.

Man könne davon ausgehen, dass der überwiegende Teil der konventionellen Sojabohnenfelder in Südbaden als Ökologische Vorrangfläche angemeldet sei, erklärte Räpple. Hier werden, nach guter fachlicher Praxis, Pflanzenschutzmittel zur Unkrautbekämpfung eingesetzt. Nach der, ab dem Jahr 2018 geltenden, Neuregelung dürfen keine Pflanzenschutzmittel mehr auf Ökologischen Vorrangflächen ausgebracht werden.

Die konventionellen Landwirte sind jedoch auf einen Herbizideinsatz im Sojaanbau angewiesen, verzichtet man auf diese Maßnahme würden die Bestände stark verunkrauten. Mittel gegen Insekten oder Pilze kommen hingegen nicht zum Einsatz.

Auch ein Biolandwirt müsse auf seinen Äckern die Ausbreitung von Wildpflanzen verhindern, das bedeute für ihn mehr Pflügen und mehr Hacken, diesen Mehraufwand würde ein deutlich höherer Erzeugerpreis für Biosoja entschädigen, erklärte Räpple.

Im konventionellen Landbau sei ein Herbizidverzicht im Leguminosenanbau sowohl aus betriebswirtschaftlichen als auch aus arbeitstechnischen Gründen nicht umsetzbar, deshalb müsse man davon ausgehen, dass Landwirte in Zukunft kaum  noch Leguminosen im Rahmen von Greening anbauen würden.

„Vom Anbautrend von Soja und Co. haben Natur- und Klimaschutz, die heimische Landwirtschaft als auch der Endverbraucher gleichermaßen erheblich profitiert. „Die Neuregelung der Greening-Vorschriften wird daher keinen ökologischen Mehrwert einbringen, sondern den Trend stoppen und den Leguminosenanbau auf das Niveau von vor zwei Jahren zurücksetzen", schlussfolgerte Räpple.

Hintergrund: Mit der Einführung der Greening-Verordnung im Jahr 2015 sind landwirtschaftliche Betriebe mit mehr als 15 ha Ackerfläche dazu verpflichtet, 5 Prozent ihrer Fläche als sogenannte Ökologische Vorrangfläche (ÖVF) für den Klima- und Umweltschutz zur Verfügung zu stellen.

Der BLHV hat sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass produktionsintegrierte Maßnahmen, wie der Anbau von stickstoffbindenden Pflanzen oder der Zwischenfruchtanbau, als ÖVF angerechnet werden. Das hatte zur Folge, dass sich die Anbaufläche von Leguminosen innerhalb eines Jahres nahezu verdoppelte und bis heute kontinuierlich zunahm. Öko-Betriebe sind von den Greeningverpflichtungen ausgeschlossen.
bbd
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 USDA rechnet mit kleinerer Weizen- und Maisfläche

 IGC erwartet noch kleinere brasilianische Sojaernte

 Deutliche Ausweitung der Sojafläche in Europa 2024

  Kommentierte Artikel

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Nachhaltiges Investieren lohnt sich

 Agrarstrukturwandel in Bayern schreitet voran