Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

08.09.2019 | 00:02 | Weizenpreise 

Matif-Weizen verliert weiter an Boden

Paris / Brüssel / London - Die Weizenerzeuger beziehungsweise -vermarkter haben derzeit keinen Grund zur Freude.

Weizen-Kurse Matif
Bild vergrößern
Angebotsdruck aus der laufenden Ernte auf der Nordhalbkugel setzt sich fort - EU-Kommission sieht verwendbare Weichweizenernte in der EU bei 142,7 Millionen Tonnen - Export trotz Euro-Abwertung schwach - Internationaler Getreiderat hebt Prognosen für Weizenaufkommen in Frankreich und den USA sowie der Ukraine an - Erzeugung in Russland und Kasachstan niedriger als bisher geschätzt (c) proplanta
Die betreffenden Futures an der Terminbörse in Paris gaben bis zur Mitte dieser Woche weiter nach. Der meistgehandelte Weizenkontrakt mit Fälligkeit im Dezember 2019 markierte am Mittwoch (4.9.) gegen 11.30 Uhr ein neues Laufzeittief bei 165,75 Euro/t.

Auf diesem Niveau bewegte sich der Kurs zuletzt Anfang Januar 2018. Marktanalysten begründeten die zuletzt schwache Tendenz unter anderem mit dem Angebotsdruck aus der laufenden Ernte auf der Nordhalbkugel und charttechnischen Verkaufssignalen. Außerdem hob die Europäische Kommission ihre Prognose für die diesjährige verwendbare Weichweizenernte in der Gemeinschaft zuletzt um 1,4 Mio. t auf jetzt 142,7 Mio. t an.

Die Bruttoerzeugung taxieren die Brüsseler Beamten aktuell auf 143,8 Mio. t Weichweizen; das wären 14 Mio. t oder 10,8 % mehr als im vergangenen Jahr gedroschen worden waren. Der Fünfjahresdurchschnitt würde demnach um 0,8 % übertroffen.

Negative Vorgaben aus Chicago



Der Internationale Getreiderat (IGC) veranschlagt das Weizenaufkommen einschließlich Hartweizen in der EU jetzt auf 150,2 Mio. t; im Juli waren die Londoner Fachleute von lediglich 148,7 Mio. t ausgegangen. Derweil entwickelte sich die Nachfrage nach EU-Weizen am Weltmarkt zuletzt schwach. Daran konnte auch die jüngste Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar nichts ändern.

Für zusätzlichen Preisdruck sorgten die unter dem Strich negativen Vorgaben des Terminmarktes für Weizen in Chicago. Dort konnte sich der betreffende Future mit Fälligkeit im Dezember 2019 zwar von seinem am Dienstag markierten Dreimonatstief von 4,51 $/bu (153 Euro/t) bis Mittwochmorgen gegen 11.30 Uhr hiesiger Zeit auf 4,59 $/bu (154 Euro/t) erholen; das waren aber noch 0,9 % weniger als der Abrechnungskurs der vorangegangenen Handelswoche.

Qualitätseinbußen unter anderem in Deutschland



Wie aus dem aktuellen IGC-Bericht hervorgeht, ist im Vermarktungsjahr 2019/20 mit einer globalen Rekordweizenernte von 764,1 Mio. t zu rechnen; das wären 31 Mio. t oder 4,2 % mehr als das Vorjahresergebnis. Im Einzelnen setzten die Fachleute mit Blick auf die Europäische Union vor allem ihre Prognose für das Weizenaufkommen in Frankreich nach oben, und zwar um 1,2 Mio. t auf 37,7 Mio. t. Demnach würde die Erntemenge von 2018 um 3,9 Mio. t oder 10,9 % übertroffen.

Nach Einschätzung der Experten sind allerdings regenbedingte Qualitätseinbußen in Teilen von Deutschland, Polen, Rumänien und dem Vereinigten Königreich nicht ausgeschlossen. Optimistischer ist der IGC für die US-Weizenerzeugung; die betreffende Prognose wurde aufgrund der zuletzt günstigen Witterung um 1,6 Mio. t auf 53,9 Mio. t angehoben.

Im vergangenen Jahr hatten die Farmer 51,3 Mio. t Weizen von den Feldern geholt. Nach Angaben des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) ist der Winterweizendrusch im eigenen Land so gut wie abgeschlossen, während die Ernte von Sommerweizen im Vergleich zum mehrjährigen Durchschnitt nur sehr schleppend vorankam.

Rekordernte in der Ukraine



Pessimistischer zeigte sich der IGC mit Blick auf die diesjährige russische Weizenernte; die betreffende Prognose wurde um 2 Mio. t auf 73,7 Mio. t heruntergesetzt. Das Vorjahresergebnis würde damit aber noch um 2 Mio. t übertroffen. Begründet wurde die Korrektur der Vorhersage mit hitze- und trockenheitsbedingten Ertragseinbußen beim Sommerweizen.

Unterdessen seien die Bauern in der Russischen Föderation mit den Erntearbeiten recht gut vorangekommen, hieß es. Auch für Kasachstan setzte der Getreiderat seine Voraussage für die Weizenerzeugung wegen Trockenheit herab, und zwar um 1 Mio. t auf 13 Mio. t.

Im vergangenen Jahr hatten die kasachischen Landwirte 900.000 t mehr von den Feldern geholt. Dagegen wird für die Ukraine ein ertragsbedingtes Rekordergebnis von 29 Mio. t Weizen erwartet; die Juliprognose lag bei 28 Mio. t.

Voraussichtlich mehr Weizen im Futtertrog



Der globalen Spitzenernte an Weizen wird nach Einschätzung des IGC voraussichtlich auch ein Rekordverbrauch gegenüberstehen: Die Londoner Fachleute gehen von 758,3 Mio. t aus; das wäre im Vorjahresvergleich ein Plus von 19,9 Mio. t oder 2,7 %.

Im Einzelnen soll der Weizenverbrauch für die menschliche Ernährung - entsprechend dem langjährigen Trend - um 6,1 Mio. t oder 1,2 % auf die Spitzenmenge von 524,0 Mio. t steigen. Außerdem wird erwartet, dass die Nachfrage nach Weizen für Futterzwecke wegen des umfangreichen Angebots und der relativ niedrigen Preise um 10,3 Mio. t oder 7,4 % auf 150,2 Mio. t ausgeweitet wird.

Nichtsdestoweniger würde sich nach den Vorhersagen des Getreiderates für 2019/20 ein weltweiter Produktionsüberschuss von 5,8 Mio. t Weizen ergeben. Entsprechend würde die globale Lagermenge auf 270,6 Mio. t am Saisonende zulegen.

Langsamer Erntestart in Russland



Mit Blick auf den internationalen Weizenhandel erwartet der IGC für 2019/20 eine Ausweitung gegenüber dem Vorjahr um 2,8 Mio. t oder 1,6 % auf 172,5 Mio. t. Im Einzelnen hoben die Londoner Fachleute ihre Voraussage für den Export von EU-Weizen um 1 Mio. t auf 24,5 Mio. t an; das wäre im Vorjahresvergleich eine Steigerung um 1,5 Mio. t oder 6,5 %.

Begründet wurde die optimistischere Einschätzung mit dem großen Angebot, der insgesamt doch guten Qualität und der verbesserten preislichen Wettbewerbsfähigkeit. Die Ausfuhrprognose für US-Weizen hob der Getreiderat ebenfalls an, und zwar um 700.000 t auf 25,7 Mio. t.

Die Vorjahresmenge würde demnach aber noch um 200.000 t verfehlt. Indes dürfte Russland in der laufenden Vermarktungssaison zum dritten Mal in Folge die Position des weltweit führenden Weizenanbieters einnehmen.

Die betreffende Exportmenge soll sich laut IGC auf 33 Mio. t belaufen; das wären jedoch 2,5 Mio. t weniger als 2018/19 und 1,5 Mio. t weniger als bislang erwartet. Die Fachleute begründeten den Abschlag mit dem langsamen Erntestart.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9117 Euro

Aktuelle Weizenkurse an der MATIF
Welt-Versorgungsbilanz für Weizen 2015 2016 2017 2018 2019 2020Bild vergrößern
Welt-Versorgungsbilanz für Weizen 2015-2020
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Ukraine darf auf Verlängerung des Agrarabkommens hoffen

 Internationaler Weizenmarkt: EU verliert Marktanteile an Russland

 Getreideproduktion: EU-Kommission erwartet mehr Mais und weniger Weizen

 Matif-Futures erholen sich

 Höhere Zölle auf russisches Getreide

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken