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17.06.2018 | 10:02 | Ernteprognose 

USDA erwartet für 2018/19 weniger Weizen aus Russland

Washington - Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) hat seine Prognose für die russischen Weizenexporte 2018/19 wegen pessimistischerer Ernteaussichten am Dienstag (12.6.) deutlich nach unten korrigiert.

USDA Ernteprognose
(c) proplanta
So rechnen die Marktfachleute nun für die Föderation mit einem Weizenaufkommen von „nur“ 68,5 Mio. t; im Mai waren noch 3,5 Mio. t mehr erwartet worden. Als Begründung werden unter anderem Ertragseinbußen durch das überdurchschnittlich trockene Frühlingswetter in wichtigen Winterweizenanbaugebieten Russlands genannt. Außerdem hätten die dortigen Landwirte die Sommerweizenfläche eingeschränkt, weil Nässe die Aussaat erschwert habe.

Obwohl damit das im Vorjahr erzielte Rekordergebnis von insgesamt 85,0 Mio. t Weizen deutlich verfehlt würde, wäre dies die dritthöchste Weizenernte in Russland. Mit Blick auf die russischen Weizenexporte 2018/19 machte das Washingtoner Agrarressort im Einklang mit seiner pessimistischeren Ernteerwartung kräftige Abstriche. So soll die Ausfuhrmenge - einschließlich der Weizenerzeugnisse wie Mehl - von schätzungsweise 40,5 Mio. t in der aktuellen Saison auf 35,0 Mio. t in der nächsten Vermarktungsperiode zurückgehen; das sind 1,5 Mio. t weniger als bislang prognostiziert worden waren. Damit wäre das Land aber trotzdem noch mit Abstand der größte Weizenanbieter auf dem Weltmarkt.

Exportprognose für EU unverändert

Den zweiten Platz auf der Weltrangliste der Weizenexporteure könnte im kommenden Wirtschaftsjahr zum zweiten Mal in Folge die Europäische Union belegen. So beließ das USDA seine Einschätzung für die Ausfuhren der Gemeinschaft in der nächsten Saison bei 29,0 Mio. t Weizen. Für die aktuelle Kampagne erwartet das USDA weiterhin EU-Weizenexporte von 24,0 Mio. t. Weltweit rechnet das US-Landwirtschaftsministerium im kommenden Wirtschaftsjahr mit einer Ausfuhr von 186,8 Mio. t Weizen; gegenüber der für 2017/18 geschätzten Menge wäre das eine Zunahme um 3,0 Mio. t oder 1,6 %.

Südostasien wichtige Destination

Mit Blick auf die maßgeblichen Zielländer für Weizenlieferungen aus der EU und Russland weist das USDA auf wichtige Veränderungen hin. Bisher waren Nordafrika und der Mittlere Osten global die wichtigsten Destinationen. Aber nach Einschätzung des Landwirtschaftsministeriums dürfte Südostasien bereits in der laufenden Vermarktungssaison mit Einfuhren von insgesamt 28,8 Mio. t Weizen vorn liegen; für 2018/19 wird für die Region ein ähnlich hoher Import von 28,9 Mio. t prognostiziert.

Auf dem zweiten Platz sehen die Experten für 2018/19 nun die Länder Afrikas südlich der Sahara, und zwar mit Weizeneinfuhren von insgesamt 27,1 Mio. t. Das Agrarressort begründet diese Entwicklung mit dem Argument, dass sich die Menschen in den beiden aufstrebenden Regionen in den vergangenen zehn Jahren immer weizenreicher ernährt hätten. In der Subsahara- Region sei dieser Trend vom raschen Bevölkerungswachstum und der Verstädterung unterstützt worden, während in Südostasien auch der Weizenanteil in den Futterrationen zugenommen habe. Unterdessen exportierten die EU und Russland bei Spitzenernten inzwischen auch nach Südostasien Weizen; die Region werde aber historisch vor allem von Australien, Kanada und den USA beliefert.

Als weiterer wichtiger Wettbewerber auf diesen Märkten sei die Ukraine hinzugekommen, die dort vor allem Futtergetreide verkaufe. Derweil sei der Weizenbedarf in Nordafrika und im Mittleren Osten in der vergangenen Dekade weniger stark gewachsen, erklärte das USDA. Außerdem entwickle sich die Weizenerzeugung in diesen Regionen offensichtlich positiv. So hätten sich die türkischen Bauern in der aktuellen Saison über eine Rekordernte freuen können, während für andere wichtige Importländer wie Algerien, Marokko und Tunesien umfangreiche Ernten für 2018/19 prognostiziert würden.

Globale Ernte dürfte dritthöchste aller Zeiten sein

Derweil fiel die USDA-Voraussage für die diesjährige Weizenernte in der Europäischen Union mit 149,4 Mio. t um 1 Mio. t niedriger aus als im Mai. Als Ursache für die pessimistischere Einschätzung wird die Trockenheit im Frühling angeführt, wodurch sich die Ertragsaussichten für den Winterweizen in Deutschland und Polen verschlechtert hätten.

Für das eigene Land passte das Agrarressort seine Prognose für das diesjährige Weizenaufkommen um 100.000 t auf 49,7 Mio. t nach oben an; das wäre im Vergleich zu 2017/18 ein Zuwachs von 2,4 Mio. t oder 5,0%. Im Hinblick auf die Weltweizenernte 2018/19 erwartet das USDA im Vergleich zu dem noch laufenden Rekordjahr zwar einen Produktionsrückgang um 13,5 Mio. t oder 1,8 % auf 744,7 Mio. t, was aber trotzdem noch die historisch dritthöchste Erntemenge wäre.

Allerdings sind die USDA-Prognosen noch recht vage. Die Experten beziffern die mittlere Abweichung ihrer Juni-Vorhersagen der vergangenen 37 Jahre von der jeweils letzten Ernteschätzung für das Ausland auf 15,3Mio t. Dabei lag die Bandbreite zwischen 1,1 Mio. t und 31,9 Mio. t. Für die USA wird ein Vergleichswert von durchschnittlich 2,8 Mio. t Weizen ausgewiesen.

EU-Versorgungslage voraussichtlich unterdurchschnittlich

Die globale Versorgungslage bei Weizen dürfte sich in der Kampagne 2018/19 nach den Prognosen der Washingtoner Experten etwas weniger reichlich als in der laufenden Saison darstellen; der erwartete Verbrauch von 750,9 Mio. t Weizen könnte mit dem prognostizierten Lagerendbestand von 266,2 Mio. t ungefähr 129 Tage lang gedeckt werden. Damit würde der Vergleichswert für 2017/18 zwar um rund fünf Tage verfehlt; allerdings würde der entsprechende Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre um neun Tage übertroffen.

Auch die USA dürften überdurchschnittlich mit Weizen versorgt bleiben. Dort könnten die für 2018/19 vorausgesagten Endbestände von 25,7 Mio. t den erwarteten Weizenverbrauch von 31,2 Mio. t einschließlich der voraussichtlichen Exporte rund 164 Tage lang decken; das wären zwar 37 Tage weniger als im laufenden Wirtschaftsjahr, aber noch vier Tage mehr als der Fünfjahresdurchschnitt. Dagegen zeichnet sich für die EU bei gleicher Rechnung ein Rückgang gegenüber dem langjährigen Mittelwert um etwa fünf Tage auf 24 Tage ab; der Vergleichswert des Vorjahres würde hier um etwa sieben Tage verfehlt.

 
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AgE
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