Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am vergangenen Donnerstag (24.10.) berichtete, beläuft sich die Weinmosternte 2019 gemäß der zweiten Schätzung, die auf den Angaben der Berichterstatter von September beruht, auf 8,67 Mio. hl; das wären 1,69 Mio. hl oder gut 16 % weniger als die sehr gute Lese 2018. Auf Basis der August-Erhebung hatte Destatis vor wenigen Wochen noch mit einem Aufkommen von 9,04 Mio. hl gerechnet.
Das Deutsche Weininstitut (DWI) hatte allerdings bereits seinerzeit die Weinmosterzeugung deutlich unter 9 Mio. hl gesehen, nämlich bei 8,6 Mio. hl. Auch das Institut korrigierte die Schätzung jetzt nochmals nach unten, und zwar auf 8,41 Mio. hl. Demnach würde sich der Abstand zur Vorjahresernte auf 1,98 Mio. hl oder 19,0 % belaufen. Das langjährige Mittel von 2009 bis 2018 wird damit laut DWI um 389.000 hl oder 4,4 % verfehlt.
Durch Trockenheit und extreme Hitze im Vegetationsverlauf, aber auch wegen Sonnenbrandschäden der Trauben sowie regional begrenzten Frostperioden und Hagelschlägen habe es schon früh Hinweise auf ein geringeres Erntevolumen gegeben, erläuterte das Weininstitut. Allerdings gebe es sowohl unter den 13 deutschen Weinbaugebieten als auch innerhalb der einzelnen Regionen relativ große Ertragsdifferenzen.
Kleine Gebiete mit überdurchschnittlichen MengenSo liegt das voraussichtliche Mostaufkommen in den drei größten deutschen Weinanbaugebieten Rheinhessen, Pfalz und Baden, aber auch an der Nahe und im Rheingau gemäß den aktuellen Schätzungen des Deutschen Weininstitutes lediglich zwischen 1 % und 3 % unter dem langfristigen Durchschnitt. Dagegen seien die Erträge in Franken durch Sonnenbrand, Trockenstress, Hagelschläge und Spätfröste um 22 % unter dem Zehnjahresmittel geblieben, im Anbaugebiet Saale-Unstrut wegen großer Trockenschäden um 19 %.
Überdurchschnittliche Weinmostmengen im Vergleich zum Zeitraum 2009 bis 2018 konnten laut DWI nur die
Winzer in den drei kleineren Regionen am Mittelrhein, der hessischen Bergstraße sowie in Sachsen einfahren. Gegenüber dem Vorjahr seien die
Ernteeinbußen mit jeweils rund einem Drittel an der Ahr und in Franken am größten. Obwohl
Wetterkapriolen es den Winzern in dieser Saison nicht leicht gemacht hätten, werde die Qualität des neuen Jahrgangs von den Erzeugern in den Anbaugebieten mehrheitlich als sehr gut beurteilt.
Geringeres Minus bei den RotenVon der jetzt geschätzten Gesamtmenge entfallen Destatis zufolge 5,62 Mio. hl auf Weißmost und 3,08 Mio. hl auf Rotmost, was im Vergleich zu 2018 einem Minus von annähernd 19 % beziehungsweise gut 11 % entspricht. Vom Weißen
Riesling, der bedeutendsten Rebsorte in Deutschland, dürften laut der amtlichen Statistik 1,86 Mio. hl Most erzeugt worden sein, 18 % weniger als im vergangenen Jahr. Für Müller-Thurgau wird ein Rückgang um fast ein Viertel auf 1,14 Mio. hl ausgewiesen.
Weniger stark fielen die Abnahmen im Jahresvergleich bei den roten Trauben aus: So dürfte die Mosterzeugung von der roten Rebsorte Nummer eins, dem Blauen Spätburgunder, gemäß der zweiten Schätzung der Statistiker mit 941.000 hl „nur“ um gut 7 % unter dem Niveau von 2018 geblieben sein. Für die Sorte Dornfelder weist Destatis einen Rückgang gegenüber der Vorjahresmenge um 9,0 % auf 778.000 hl aus.
Hervorragende Arbeit der WinzerUnterdessen zog der Deutsche
Raiffeisenverband (
DRV) eine positive Bilanz der Weinlese. Beim herbstlichen Weinempfang des Verbandes vergangene Woche berichtete der Vorstandsvorsitzende der Winzergenossenschaft Moselland, Henning Seibert, dass der Sommer mit Rekordtemperaturen von mehr als 40 °Celsius und schweren Hitzegewittern einerseits zu einem explosionsartigen Vegetationsschub geführt habe, andererseits aber auch lokal zu schweren Sturm- und
Hagelschäden sowie großflächig zu Sonnenbrandschäden bei den Trauben und in der Folge zu erheblichen Ertragseinbußen.
Durch die hervorragende Arbeit der Winzer in den Weinbergen sei es aber gelungen, sowohl die negativen Auswirkungen von Pilzinfektionen wie auch von Schädlingen in sehr engen Grenzen zu halten, so Seibert. Letztlich könne man in allen Anbaugebieten auf eine mengenmäßig zwar kleine, aber qualitativ herausragende Ernte mit sehr ansprechenden Weinen in allen Qualitätsstufen blicken.