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06.10.2019 | 11:03 | Weinernte 2019 

Winzer rechnen mit deutlich kleinerer Weinernte als 2018

Wiesbaden - Die Winzer in Deutschland rechnen in diesem Jahr hinsichtlich der Erntemenge mit einer deutlichen Verschlechterung gegenüber 2018.

Weinernte 2019
Amtliche Schätzung weicht von Zahlen des Weininstituts deutlich nach oben ab. (c) proplanta
Dabei weicht die amtliche Angabe gegenüber privaten Schätzungen noch spürbar nach oben ab. So dürfte das Mostaufkommen nach aktuellen Schätzungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 9,04 Mio. hl erreichen und damit um rund 13 % kleiner ausfallen als im Vorjahr.

Im mengenmäßig starken Jahrgang 2018 hatten die Weinbauern aufgrund günstiger Witterungsbedingungen 10,4 Mio. hl eingebracht. Gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2018 werde die diesjährige Menge allerdings voraussichtlich um 0,12 Mio. hl oder 1,4 % höher liegen, berichtete Destatis am vergangenen Freitag (4.10.) in Wiesbaden.

Deutlich pessimistischer als die amtlichen Ernteschätzer zeigte sich indes das Deutsche Weininstitut (DWI). Wie dieses auf der Basis einer ersten Ertragsschätzung am selben Tag mitteilte, dürfte die bundesweite Weinmosternte 2019 voraussichtlich nur 8,6 Mio. hl erreichen und damit um 17 % unter der Vorjahresmenge sowie um 2 % unter dem zehnjährigen Mittel von rund 8,8 Mio. hl bleiben.

Zu der Ertragsminderung hätten insbesondere das zweite trockene Jahr in Folge, aber auch Sonnenbrandschäden an den Trauben sowie regional begrenzte Hagelschläge geführt, berichtete das Weininstitut. Allerdings gebe es sowohl unter den 13 Anbaugebieten als auch innerhalb der einzelnen Regionen und sogar innerhalb einzelner Weinlagen relativ große Ertragsdifferenzen.

Rund 15 Prozent weniger Riesling

Laut Destatis werden von der gesamten Weinmostmenge 2019 den Schätzungen zufolge 65 % auf Weißmost und 35 % auf Rotmost entfallen. Insbesondere in den Anbaugebieten Mosel, Rheingau und Mittelrhein werde mit einem Anteil von 85 % und mehr fast ausschließlich Weißmost erzeugt. Das Aufkommen an Riesling, der beliebtesten deutschen Rebsorte, dürfte in diesem Jahr gegenüber 2018 um 333.000 hl oder 15 % auf 1,94 Mio. hl abnehmen, so die Statistiker.

Auch für die übrigen weißen Rebsorten wird eine kleinere Menge als 2018 erwartet. So soll die von Müller-Thurgau und Grauer Burgunder um jeweils ein Fünftel auf 1,20 Mio. hl beziehungsweise 536.600 hl zurückgehen und die von Weißem Burgunder um 14 % auf 447.600 hl. Dagegen wird für die Rebsorte Grüner Silvaner mit steigenden Erträgen gerechnet; die betreffende Lesemenge soll um 3 % auf 423.800 hl zulegen.

Bei den roten Rebsorten werden für die laufende Ernte ebenfalls geringere Erträge als im Vorjahr erwartet. So werden Destatis zufolge gemäß den Schätzungen die Ernten von Blauem Spätburgunder um 5,1 % auf 962.000 hl, die von Dornfelder um 6,7 %auf 797.700 hl und die von Portugieser um 12,6 % auf 296.200 hl im Vergleich zum Vorjahr abnehmen.

Für die drei großen Weinanbaugebiete Rheinhessen, Pfalz und Baden werden laut den amtlichen Schätzungen mit 2,48 Mio. hl und 2,27 Mio. hl sowie 1,39 Mio. hl zusammen gut zwei Drittel des gesamten deutschen Lesevolumens erwartet. Weitere 24 % entfallen voraussichtlich auf Württemberg, Mosel und Franken, wo sich die Aufkommen auf 1,01 Mio. hl, 689.000 hl und 422.100 hl belaufen sollen. Die restlichen rund 10 % verteilen sich auf die sieben kleineren Anbaugebiete.

Kräftiges Plus in Sachsen und am Mittelrhein

Das Weininstitut stellte unterdessen fest, dass in den drei größten deutschen Weinanbaugebieten Rheinhessen, Pfalz und Baden, aber auch an Mosel und Nahe die prognostizierten Erntemengen nur leicht um den zehnjährigen Durchschnittswert schwankten. Im Einzelnen veranschlagt das DIW die Weinmosternte 2019 in Rheinhessen auf 2,50 Mio. hl, die in der Pfalz auf 2,15 Mio hl sowie die in Baden auf 1,20 Mio. hl. Für Württemberg werden 920 000 hl, für die Mosel 770.000 hl und für die Nahe 305.000 hl erwartet.

Mit einem Minus von 19 % erwarteten die Erzeuger in Saale-Unstrut die größten relativen Ertragsrückgänge. Aber auch in Franken, Württemberg und an der Ahr liegen die voraussichtlichen Weinmostmengen dem DWI zufolge um 10 % bis 15 % niedriger als im Schnitt der vergangenen zehn Jahre. Über ein voraussichtliches Plus von 30 % beziehungsweise 24 % freuten sich dagegen die Weinerzeuger in Sachsen und am Mittelrhein.

Verweis auf Kommissionsschätzung

Die 2019er Weinmosternte wird nach den Angaben des Weininstituts aber nicht nur in Deutschland, sondern auch europaweit etwas kleiner ausfallen. Nach einer ersten Ernteschätzung der Europäischen Kommission werde sich die diesjährige Weinmostmenge in der Gemeinschaft auf 161,3 Mio. hl belaufen, was einem Minus von 15 % gegenüber dem Vorjahr und 4 % im Vergleich zum fünfjährigen Mittelwert entsprechen würde, berichtete das DWI.

Die drei größten Weinerzeugerländer steuern dabei laut der Kommissionsvorhersage rund 80 % der diesjährigen Weinmosternte in Europa bei. Dies sind laut Institut Italien mit 46,14 Mio. hl, Frankreich mit 43,36 Mio. hl und Spanien mit rund 40 Mio. hl.
AgE
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