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07.12.2013 | 06:47 | Freizeitfischen 
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Angler werden zunehmend mit Kritik konfrontiert

Hannover - Vielleicht liegt es in der Natur der Sache, dass das Angeln lange Zeit kaum im Fokus der Öffentlichkeit stand.

Freizeitfischer
(c) proplanta
Immerhin hat Freizeitfischen viel mit dem Genuss der Abgeschiedenheit an intakten Ufern zu tun. Als Tennis wegen Boris Becker und Steffi Graf zum Massensport wurde, war es das Angeln längst. Doch die früher fehlende Aufmerksamkeit in Deutschland ereilt jetzt die Angler. Tierschützer wollen die Freizeitaktivität verbieten.

Es trifft keine Nische: Die Demoskopen bei Allensbach melden seit Jahren eine konstante Anglerzahl von knapp fünf Millionen hierzulande. Fast eine Million werfen regelmäßig die Köder aus, nicht nur gelegentlich, also etwa im Urlaub.

Anders als Jäger - die meist eher zu den Reicheren gehören - spiegeln Sportfischer laut Allensbach einen Querschnitt zumindest der Männer wider. Auch gut betuchte Akademiker greifen ungefähr gemäß ihrem Anteil an der gesamten Gesellschaft zur Angel.

Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei legte schon 2004 dar, dass Deutschlands Hobbyfischer jedes Jahr für gut fünf Milliarden Euro Umsatz sorgten. Mehr als 50.000 Jobs hingen von dem Hobby ab.

Deutschlands einziger Fischerei-Professor Robert Arlinghaus rechnet vor, dass die Wertschöpfung des Angelns die der gesamten Fischerei samt Handel übersteige. Hinzu kämen weiche Faktoren wie die Gewässerpflege, Jugendarbeit, Tourismusentwicklung, Freizeitqualität, Umweltschutz und Naturerlebnisse in Großstadtnähe.

Arlinghaus forscht am Berliner Leibniz-Institut und an der Humboldt-Uni zu interdisziplinären Aspekten des Angelns. Seit einiger Zeit gibt es dabei eine Kontroverse um die Legitimationsgrundlage des Massen-Hobbys: Umstritten ist, ob und wie Fische Schmerzen erleiden.

Die Tierschutzorganisation Peta setzt den Fischfang gleich mit häuslicher Gewalt oder brutalen Raubüberfällen. Peta meint, Kinder würden «beim Angeln an den "Haken der Grausamkeit" genommen». Nach eigenen Angaben zeigte Peta allein 2013 schon gut 1.000 Angler an, da deren Hobby angeblich auf unnötigem Töten und Quälen basiere.

Mit Kampagnen wie «Haben Angler kurze Ruten?» sorgt Peta dabei kaum für Sachlichkeit. Die Organisation propagiert einen veganen Lebensstil. Gerichte haben es dem Verein bereits verboten, mit Holocaust-Vergleichen gegen das Schlachten von Tieren zu werben. Peta nennt das «intellektuelle Provokation».

Doch das Angeln hat tatsächlich Auswüchse, die dem Bild vom Angler als Pfleger eines Naturschatzes schaden können. So sind zum Beispiel kommerzielle Angelteiche beliebt - und als Privatgelände schwer zu überwachen. «Forellenpuff» nennt die Szene das, wenn Besatzfisch für garantierten Erfolg sorgt - Exoten wie Störe inklusive. Kritiker nennen das eine Trophäenjagd nur fürs Foto.

Das Tierschutzgesetz verbietet, Fische grundlos zu töten und ihnen länger oder öfter «erhebliche Schmerzen oder Leiden» zuzufügen. Und so bekommt das Milliardengeschäft Angeln Rechtfertigungsprobleme. Denn obwohl gefangene Fische laut Gesetz eigentlich gegessen werden müssten, setzen viele Angler sie nach dem Abhaken zurück ins Wasser.

Das beweisen auch Angelzeitschriften, deren DVDs das Prinzip «Catch and Release» offen zeigen, etwa am Wannsee in Berlin. Auch bei diesem Thema gibt es viel Für und Wider rund um Arterhaltung und Tötungszwang - und um mögliches Leid zurückgesetzter Flossenträger.

Die Debatte läuft. Markus Wild, der eine Förderprofessur für Philosophie aus dem Schweizerischen Nationalfonds hat, betont, Fragen zum Schmerzempfinden der Fische berührten auch die Berufsfischerei, Fischzucht, Laborforschung und die Aquarienwelt.

Dabei ist der wesentliche Punkt wissenschaftlich unklar: Was heißt es für Fische, am Haken zu hängen? Selbst wenn sie eine Art Schmerz registrieren, was nach menschlichem Maßstab mit Qualen einhergeht, leiden sie dann auch? Und dürfte der Faktor Angeln das aufwiegen?

Forscher Arlinghaus spricht von einer ideologischen Atmosphäre. Dabei sei die Legitimation des Angelns - derzeit Kochtopf und Hege - vielleicht längst zu eng. «Angesichts einer steigenden Entfremdung von der Natur in einer urbanisierten Gesellschaft ist das Angeln eine der letzten Möglichkeiten für wertvolle, psychologisch reiche Erfahrungen mit Wildtieren in der freien Natur», sagt er. Es gehe also nicht nur um die vielen Jobs und um das selbst gefangene Essen. (dpa)
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Kommentare 
Aber hallo schrieb am 09.12.2013 22:06 Uhrzustimmen(85) widersprechen(58)
Was tut der Name hier zur Sache? Sie sind einfach nicht in der Lage fundiert zu diskutieren und lenken deshalb permanent von Ihrer Unwissenheit ab. Das sind mir die richtigen Pappenheimer! Diesen Menschen sollte man besser auch im realen Leben aus dem Wege gehen.
Radovin Zips schrieb am 09.12.2013 09:38 Uhrzustimmen(96) widersprechen(89)
Aber hallo, selten solche Witzfiguren gesehen. Wenn Sie es freundlicher finden, daß ich Ihnen in den Allerwertesten krieche, da müssen Sie sich schon einen anderen Deppen suchen. Mir reicht es schon, daß Sie zu feige sind, Ihren Namen zu nennen. Das spricht für einen ganz feinen Charakter.
Aber hallo schrieb am 08.12.2013 18:13 Uhrzustimmen(61) widersprechen(69)
Sie wirken aber auf mich nicht sehr entspannt mit Ihren Äußerungen. Da hilft anscheinend auch Angeln nichts mehr! Da ist Hopfen und Malz verloren, wie mir scheint. Und nicht alles nicht selbst erlegte Fleisch ist automatisch antibiotikaverseucht - nur ein Tipp unter Laien. Da erkennt man den wahren "Fachmann". Moderieren Sie eigentlich genauso aggressiv und unwissend zugleich? Da Frage ich mich, wer das hören will. Zumindest in der Vorweihnachtszeit könnten Sie ein bisschen freundlicher argumentieren, wenn schon nicht sachlich und kompetent.
Radovin Zips schrieb am 08.12.2013 18:01 Uhrzustimmen(77) widersprechen(83)
Aber hallo! Alles klar bei Ihnen? Ich mache am Wasser keine Treibjagd, sammle keine Trophäen und fahre statt Range-Rover tatsächlich Fahrrad. Ind so ganz nebenbei mache ich ein wöchentliches Radiomagazin zum Thema Umwelt. Sie dürfen gerne den gequälten Fisch aus dem Raubbau essen und auch den antibiotikaverseuchten aus der Aquakultur. Sie dürfen auch das Stereßfleisch von Schwein, Rind, Lamm, Huhn, Gans oder sonstwas zu sich nehmen. Aber diktieren Sie niemals anderen Menschen, was sir zu tun und zu lassen haben.
Gadus schrieb am 08.12.2013 13:55 Uhrzustimmen(58) widersprechen(81)
Was sind das bloß für Klugscheißer, die tun, als würden sie was vom Angeln verstehen. Ihnen hinter die Ohren geschrieben: Die Angelei besteht, seit es die Menschheit gibt. Davon beißt keine Maus einen Faden ab. Und schon gar nicht eine sogenannte Peta..
Aber hallo! schrieb am 08.12.2013 10:12 Uhrzustimmen(71) widersprechen(60)
Lieber Herr Zips, Sie entspannen auf Kosten der Fische? Das erinnert mich doch stark an die Treibjagd von den Lodenmantel-tragenden, Range-Rover-fahrenden, Polo-spielenden Jagdveteranen, die aus Lust töten und sich das Geweih übers Bett hängen, um sich daran zu ergötzen. Tut mir Leid, dafür habe ich kein Verständnis!
Radovin Zips schrieb am 08.12.2013 09:38 Uhrzustimmen(76) widersprechen(81)
Die Polemik, die da wieder hintersteckt, zeigt, daß es PETA nur auf Provokation anlegt. Schließlich müssen die Spenden fließen, und allein dafür reichen Wiesenhof & Co nicht aus. Als Angler gehe ich nicht ans Gewässer, um Fische zu quälen, sondern in 1. Linie, um zu entspannen. Da beißt stundenlang gar kein Fisch, also kann ich auch nichts quälen. Und wenn dann doch einer am Haken hängt, ist er ziemlich fix erlöst. Vorteil: Ich habe einen frischen Fisch in der Pfanne und nicht ein Exemplar aus der Massenvernichtungsfischerei, das auch noch wochenlang tiefgefroren unterwegs ist. Irgendwo sollte die Kirche auch mal im Dorf bleiben.
Anton schrieb am 07.12.2013 22:53 Uhrzustimmen(93) widersprechen(77)
Auch beim Angeln wird das Quälen und Töten von Tieren aus Spaß, Freizeitspaß, von einer Männer-Generation an die nächste weitergegeben. So werden Männer schon als Kinder zum Spaß am Quälen und Töten, zu Gewalt erzogen und dann wundern wir uns, wenn sie es tatsächlich sind. Niemand steht heute mehr am Angelteich, um sich zu ernähren, sondern nur noch aus Spaß. Das Angeln ist vergleichbar mit dem Totquälen der Stiere in Spanien. Die Tiere werden hinterher schließlich auch gegessen. Der Unterschied ist nur, an das Angeln haben wir uns gewöhnt, an das Stiere totquälen sind wir nicht gewöhnt, daher sehen wir es als das was es ist, ein grausames, sinnloses Töten, Totquälen von Tieren, um einem grausamen Männlichkeitskult zu huldigen. Beim Töten ist der Mann Gott ähnlich, was er ja ohnehin ist, denn Gott ist ja rein zufällig männlich. Der Herr, der Gott, der Mann entscheidet gottgleich über Leben und Tod. Umso größer das getötete Tier, umso großartiger der Mann. Tja, primitiver gehts nimmer.
Teufelsabbiss schrieb am 07.12.2013 17:58 Uhrzustimmen(65) widersprechen(83)
Leiden sie dann auch, wenn sie Schmerzen haben. Meine Güte, wie kann man eine solche Frage stellen. Wenn sie nicht litten, würden sie sich nicht wehren. Diese ganze Angelei bedeutet ja wohl nicht selten stundenlangen Stress und Schmerzen. Bloß weil mensch was nicht versteht, heißt das nicht, dass das kein Leiden ist. Fische leiden womöglich anders, aber sie leiden.
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