Laut einem bislang noch internen Evaluierungsbericht des Bundeslandwirtschaftsministeriums, der verschiedenen Medien vorliegt, ging der Halbjahresverbrauch von
Antibiotika bei Mastschweinen zwischen der zweiten Jahreshälfte von 2014 und dem zweiten Halbjahr 2017 um gut 43 % auf 65,2 t zurück. Bei Mastferkeln wurde der Einsatz demnach um gut 46 % auf 47,2 t und bei Mastrindern sogar um 76 % reduziert, hier jedoch auf ohnehin geringem Niveau von zuletzt 0,4 t.
Der kolportierte Bericht weist allerdings bei
Mastputen im gleichen Zeitraum nur eine vergleichsweise geringe Senkung um 3,8 % auf 36,7 t aus. Bei Masthühnern bewegte sich der Antibiotikaeinsatz mit 29,5 t zuletzt sogar nur unwesentlich unter dem Wert vom zweiten Halbjahr 2014. Besonders problematisch sei, dass hier rund die Hälfte der verwendeten Antibiotika zu den Wirkstoffen gehöre, die von der
Weltgesundheitsorganisation (
WHO) zu den Reserveantibiotika in der Humanmedizin gezählt werden, heißt es in dem Report. Das
Bundeslandwirtschaftsministerium geht zudem davon aus, dass das Reserveantibiotikum Colistin in manchen Geflügelhaltungen zwar seltener, aber dafür in höherer Dosierung als früher üblich eingesetzt wird.
Für den agrarpolitischen Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen,
Friedrich Ostendorff, zeigt der Evaluierungsbericht eine dramatische Situation bei den besonders kritischen Wirkstoffklassen auf. Er erneuerte daher seine Forderung nach einem Verbot für Reserveantibiotika in der Tierhaltung. Der Ansatz der Bundesregierung sei falsch, von den Tierhaltern eine Reduzierung zu fordern, ohne die
Haltungsbedingungen zu ändern, stellte
Ostendorff fest. „Die Schweine, Hühner und Kühe müssen an die
Luft und brauchen Platz, um artgerecht leben zu können“, so der Grünen-Politiker. Eine bessere Tierhaltung sei der Schlüssel, um den Antibiotikaeinsatz nachhaltig und verantwortungsvoll zu senken.
Einen „grundlegenden Umbau der Tierhaltung hin zu besseren Haltungsbedingungen in kleineren Ställen und Freilandhaltung“ fordert auch der Bund für Umwelt und
Naturschutz Deutschland (BUND). Nur so werde es gelingen, die Behandlung mit Antibiotika auf tatsächlich kranke Tiere zu beschränken. Die dafür nötigen Rahmenbedingungen müssten dringend geklärt werden, um den
Betriebe Planungssicherheit zu geben.