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22.09.2018 | 06:43 | Teichwirtschaft 

Karpfenzüchter konnten warme Temperaturen nicht ausnutzen

Dresden/Peitz - Auf so manchem Teller wird in dieser Saison voraussichtlich ein kleinerer Karpfen landen.

Karpfensaison
Es hätte für Karpfenzüchter ein perfektes Jahr werden können. Karpfen wachsen bei warmen Temperaturen schnell. Doch mit der Trockenheit kam es vielerorts anders. (c) proplanta
Das Abfischen der Teiche in den großen Karpfenregionen Deutschlands steht kurz bevor oder ist bereits angelaufen. Die Prognosen aber sehen vielerorts düster aus - vor allem im Osten Deutschlands, wo es seit Monaten sehr trocken ist. Von höheren Preisen für Karpfen geht die Branche wegen der schwierigen Saison aber nicht aus, auch weil sie Wettbewerbsdruck aus dem Ausland spürt.

«Viele Teiche sind ausgetrocknet», klagt der Geschäftsführer des Landesfischereiverbands Brandenburg/Berlin, Lars Dettmann. Zu einem Fischsterben sei es aber deshalb nicht gekommen. Denn Raubvögel wie Reiher hätten bereits davor die Karpfenbestände weggefressen. In den abgeflachten Teichen hätten sie ein besonders leichtes Spiel gehabt.

Dettmann spricht von einer Existenzbedrohung für etliche Betriebe. Die Verluste schätzt der Verband für brandenburgische Karpfenzüchter auf 800.000 Euro. Auch viele Satzfische, die erst in den nächsten Jahren abgefischt werden sollten, seien weggefressen. In Sachsen und Brandenburg liegen viele Karpfenteiche - hinter Bayern mit dem größten Bestand. Eigentlich hätte es für die Betriebe in diesem Jahr perfekt laufen können. Der Fisch wächst besonders gut und schnell bei warmen Temperaturen.

Doch die Trockenheit in Verbindung mit der großen Hitze habe den Züchtern einen Strich durch die Rechnung gemacht, sagt der Geschäftsführer des Sächsischen Landesfischereiverbands, Andreas Stummer. Der Mix führte demnach zu Sauerstoffproblemen in den Teichen. Der Stoffwechsel der Fische sei bei zu hohen Temperaturen angespannt. Auch in Sachsen, wo die Abfisch-Saison am Wochenende beginnt, geht man von Verlusten und schlechterem Ertrag aus.

Wegen Wassermangels seien Teiche notabgefischt worden, sagte Stummer. Dabei werden Karpfen in andere Teiche umgesetzt, um die verbliebenen Wasserkapazitäten besser zu nutzen. Weil die Fischbestände in diesen Teichen größer wurden, mussten die Karpfenzüchter auf den Sauerstoffgehalt im Wasser besonders achten. Zum Teil sei deshalb auch weniger oder nicht mehr gefüttert worden, um den Sauerstoffverbrauch geringer zu halten, erläutert Stummer. Die Folge: «Die Fische werden höchstwahrscheinlich kleiner sein.»

Davon geht auch der Geschäftsführer der Teichgut Peitz GmbH, Gerd Michaelis, aus. Der Betrieb hat im südbrandenburgischen Karpfengebiet Peitz viele Anlagen. Michaelis sieht noch ein weiteres Problem: Die bislang sehr warmen Temperaturen erschweren das Abfischen. Bei niedrigeren Graden sei das Ganze für den Karpfen weniger stressig. Und: Wegen der Trockenheit gibt es auch Wasserprobleme bei den Hälteranlagen, in die die Karpfen zunächst kommen.

In Sachsen-Anhalt könnte sich wegen der Temperaturen das Abfischen etwas nach hinten verschieben, wie es vom zuständigen Landesfischereiverband heißt. Auch dort habe es Verluste gegeben. Fische starben demnach wegen Sauerstoffmangels in Teichen. In Bayern läuft das Abfischen. Auch hier gibt es zum Teil ähnliche Probleme wie in Ostdeutschland. In Franken sei wegen fehlenden Regens wenig Wasser in den Teichen gewesen - auch hier habe man teils aufgehört, zu füttern, teilte der Landesfischereiverband Bayern mit.

Kleinere Fische seien auch hier die Folge. Zugleich sei die Qualität sehr gut, weil die Fische weniger Fettgehalt hätten. Insgesamt spricht der Verband von einem durchschnittlichen Jahr. In der Oberpfalz, wo die Teiche aus Flüssen und Quellen gespeist werden, sei die Saison bislang sogar sehr gut gelaufen. 2017 erzeugten die Aquakultur-Betriebe in Deutschland knapp 5.000 Tonnen Karpfen. Das war im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang von 5,4 Prozent (minus 281 Tonnen), wie aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden hervorgeht. 2016 hatten die Betriebe ihre Karpfenmengen noch steigern können. Bundesweit liegt der Karpfen bei den Firmen, die Fische in Teichen, Becken und Fließkanälen züchten, an zweiter Stelle hinter der Regenbogenforelle.
dpa
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