Zumindest mittelfristig sei mit einer Zunahme des Artenreichtums und des Fangpotenzials in den mittleren und nördlichen Breiten zu rechnen, teilte der Deutsche Fischereiverband mit.
Bis zum Donnerstag berät die Branche beim Deutschen Fischereitag in Magdeburg aktuelle Herausforderungen. Schwerpunkt sind die Auswirkungen des Klimawandels. Die Deutsche Umwelthilfe forderte, die
Überfischung einzudämmen und zahlreichen Fischbeständen Erholung zu ermöglichen.
Für die Hochseefischer sei positiv, dass wegen des Klimawandels einige wärmeliebende Fische vermehrt in der Nordsee anzutreffen seien, sagte der Verbandschef der Deutschen Hochseefischerei, Uwe Richter. Als Beispiel nannte er Sardinen oder Thunfisch. Vermehrten sich die Bestände dort weiter, könnten sie bald kommerziell befischt werden. In den nördlichen Breiten sorge der
Klimawandel dafür, dass die Bestände von Makrele und Kabeljau mehr hergäben, sagte Richter.
Höhere
Wassertemperaturen sorgen auch dafür, dass sich eingeschleppte Arten in deutschen Seen und Flüssen heimisch fühlen - vor allem die Chinesische Wollhandkrabbe oder der Signalkrebs. Für die Krabbe gebe es durchaus einen Markt, weil Asia-Restaurants sie gern verwendeten, hieß es vom Fischereiverband. Das sei aber höchstens eine Nische. Der sachsen-anhaltische Landesfischereiverband rief dennoch dazu auf, die eingeschleppten Krebse als
Nahrungsmittel zu vermarkten.
Sogenannte
invasive Arten einzudämmen und sie gleichzeitig als Nahrung zu nutzen, sei nachhaltig, argumentierte Verbandschef Detlef Thiele. Eingeschleppte Tiere haben meist keine natürlichen Fressfeinde, breiten sich schnell aus und bedrohen heimische Arten.
Gerade die Binnenfischer sehen hingegen vor allem Probleme mit dem Klimawandel. Fehlender Schnee und Regen in vielen Regionen sorgten für Wassermangel in Teichen, sagte Verbandsvertreter Bernhard Feneis.
Doch auch Feneis sieht positive Effekte der Klimawandeldebatte für seine Branche. «Es tut uns gut, dass die Bevölkerung sich mehr Gedanken macht.» Heimischer Fisch wie
Karpfen und Forelle werde gerade in der
Direktvermarktung wieder häufiger nachgefragt, die Teichwirte könnten gute Preise verlangen. «Nachhaltigkeit ist immer dann gegeben, wenn man im eigenen Land produziert», sagte Feneis.
Der Fischereiverband versucht seine gesamte Produktpalette als umweltfreundliche und eiweißreiche Alternative zu Fleisch anzupreisen. Die Produktion verbrauche viel weniger Wasser und verursache weniger CO2-Ausstoß, zählen die Verbandsvertreter auf. Zudem sei wildgefangener Fisch bis zu seinem Ende im Fangnetz frei.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) zeichnet ein weniger freundliches Bild. 41 Prozent der Fischpopulationen in der Europäischen Union seien überfischt. «Die Überfischung zu beenden ist die einfachste Möglichkeit, unseren Fischpopulationen zu helfen und sie widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des sich ändernden Klimas zu machen», sagte DUH-Vertreter Ulrich Stöcker.
Die Verbraucher aßen zuletzt mehr Fisch. Rechnerisch kam jeder Deutsche voriges Jahr auf 14,4 Kilogramm und damit 300 Gramm mehr als noch 2017, wie das Fisch-Informationszentrum jüngst mitteilte. Beliebt sind demnach allerdings vor allem importierte Fische und nicht die heimischen Arten aus Nord- und Ostsee sowie Teichwirtschaft.