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11.07.2019 | 03:11 | Schafhaltung 

Mehr Forschung zu Herdenschutzmaßnahmen gefordert

Märkisch-Wilmersdorf - Deutsche Schafzüchter fordern mehr Geld für die Forschung zu Herdenschutzmaßnahmen.

Weidetierhaltung
Mehr als 1.000 Schafe starben 2018 in Deutschland durch Wolfsübergriffe. Bestehende Schutzmaßnahmen reichen aus Sicht der Schäfer nicht aus. Sie fordern nicht nur eine Regulierung des Wolfbestandes, sondern vor allem mehr Forschungsgelder. (c) proplanta
Es solle genauso viel Geld dafür bereitgestellt werden wie für die Wolfsbeobachtung, sagte der Geschäftsführer der Vereinigung Deutscher Landesschafszuchtverbände (VDL), Stefan Völl, am Mittwoch in Märkisch-Wilmersdorf (Teltow-Flämig). Außerdem forderte die VDL eine Obergrenze der Zahl an Wölfen sowie Weidetierschutzzonen, in die Wölfe nicht eindringen dürfen. Die Vereinigung vertritt etwa 190.000 Betriebe mit rund 1,6 Millionen Schafen.

«Hundertprozentigen Herdenschutz gibt es nicht», sagte Anette Wohlfarth, Vorsitzende des VDL-Arbeitskreises Beutegreifer. Herdenschutzhunde seien nicht überall einsetzbar, auch Schutzzäune könnten nicht überall aufgestellt werden. Deshalb soll laut VDL mehr zu Techniken geforscht werden, mit denen sich Wölfe etwa mit Hilfe von Licht oder chemischen Substanzen vergrämen lassen.

Die Materialkosten für die empfohlenen Schutzmaßnahmen würden derzeit zwar erstattet, der zusätzliche Arbeitsaufwand jedoch nicht, betonte der VDL-Vorsitzende Alfons Gimber. Laut Ingo Stoll, Sprecher VDL-Abteilung Berufsschäfer, kommen Schäfer in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise nur auf einen Stundenlohn von 5,75 Euro - weil die Weidetierhaltung so arbeitsintensiv sei. Die Gefahr durch den Wolf erhöhe den Arbeitsaufwand zusätzlich.

Die Vereinigung forderte deshalb auch Weidetierschutzzonen, in die der Wolf nicht eindringen darf. Außerdem soll ein selektiver und kontrollierter Abschuss möglich sein, um den Bestand gering zu halten. Im vergangenen Jahr wurden nach VDL-Angaben in ganz Deutschland rund 1.400 Tiere durch Wölfe getötet, davon etwa 85 Prozent Schafe und Ziegen. Insgesamt leben demnach schätzungsweise 1.000 Wölfe in 70 Rudeln in Deutschland.

Die Schäfer zeigten sich erfreut über den Bundesratsbeschluss zur Weidetierprämie. 30 Euro zusätzliche Förderung soll es künftig pro Mutterschaf und Jahr geben. Außerdem dürfen Wölfe laut dem Beschluss von Ende Juni bereits bei sogenannten ernsten Schäden abgeschossen werden, statt bislang nur bei erheblichen.

Schafherden werden in Deutschland vor allem zur Landschaftspflege von rund 430.000 Hektar Fläche eingesetzt. Sie erhalten dadurch Lebensräume für besondere Pflanzen und Insekten und verhindern eine Verwilderung der Flächen. Auch für den Küsten- und Hochwasserschutz sind Schafe nützlich, etwa indem sie auf Deichen den Boden festtreten.

Das Land Brandenburg hat in diesem Jahr nach Angaben des Umweltministeriums bislang sieben Wölfe töten lassen. Zwei davon seien zuvor durch ihr problematisches Verhalten aufgefallen. Die anderen fünf seien zuvor verletzt worden, durch Autos oder illegalen Beschuss.

Derzeit leben nach Angaben des Landesamtes für Umwelt (LFU) in Brandenburg 37 Wolfsrudel. Wölfe sind in Deutschland artenschutzrechtlich streng geschützt, um den Umgang mit den Tieren wird seit Jahren gestritten.
dpa/bb
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