Um der „Meinungsmache“ anderer Interessengruppen etwas entgegenzusetzen, haben sich gut eine Dutzend Viehzuchtorganisationen in der EU zur „European Livestock Voice“ zusammengeschlossen. Ziel sei es, sich den „Mythen und radikalen Ansichten über die Tierhaltung entgegenzustellen", erklärten die Organisationen auf ihrer ersten Veranstaltung am vergangenen Mittwoch (25.9.) im Brüsseler Europaparlament.
Die Viehzüchter zeigten sich überzeugt, dass das EU-Modell der Tierhaltung, das auf diversifizierten, lokalen und familiären landwirtschaftlichen Strukturen basiere, das Rückgrat der ländlichen Gebiete in der Europäischen Union bilde. Zudem hänge in der Gemeinschaft eine große Anzahl von Arbeitsplätzen und Industrien von der Tierhaltung ab. Überdies trage der Sektor zum Kreislauf der EU-Bioökonomie bei und sichere gleichzeitig eine „stabile und erschwingliche
Versorgung mit ausreichenden, sicheren und nahrhaften Lebensmitteln“.
Mitglieder der neuen Plattform sind unter anderem die Europäische Vieh- und Fleischhandelsunion (UECBV) sowie die Vereinigung der Europäischen Geflügelverarbeiter und -händler (AVEC).
Desinformation auf europäischer Ebene bekämpfenUnterstützung erhielt die Initiative vom österreichischen Europaabgeordneten Alexander Bernhuber. „Die heutige Debatte über die Tierhaltung ist häufig aufgrund mangelnden Wissens in der Gesellschaft geprägt“, monierte der Abgeordnete der Europäischen Volkspartei (EVP). So werde die Kluft zwischen
Konsumenten und Produzenten immer größer.
Bernhuber erinnerte daran, dass die europäischen Landwirte unter den weltweit höchsten Tierschutzstandards produzierten. Heutzutage besteht die Herausforderung darin, die wesentliche Arbeit der
Bauern über mehrere Kanäle an den Verbraucher zu kommunizieren. Die Initiative European Livestock Voice habe daher eine wichtige Plattform geschaffen, um über die beschriebenen Problem aufzuklären und die Desinformation auf europäischer Ebene zu bekämpfen, so der Österreicher.
Pragmatismus in die Debatten bringenDie EU-Agrarpolitikerin Clara Eugenia Aguilera García von der Fraktionen der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten (S&D) bezeichnete die Initiative als ein „positives Signal“ zur Aufklärung. Die landwirtschaftlichen Viehhalter setzen sich nachdrücklich für Qualität und
Nachhaltigkeit sowie die Gesundheit und den Schutz ihrer Tiere ein. Die Spanierin pochte darauf, die schwierigeren Wettbewerbsbedingungen der Viehhalter in der EU im Vergleich zu Drittstaaten im Auge zu behalten.
Auch der französische EU-Abgeordnete Jérémy Decerle von der liberalen Fraktion „Renew Europe“ (RE) begrüßte die Einführung der neuen europäischen Plattform zur Stützung der Tierhaltung. Diese leiste einen Beitrag dazu, vorgefasste Vorstellungen über den Beruf des Tierhalters zu zerstreuen und mehr Pragmatismus in die Debatten zu bringen.
„In einer Zeit, in der die Europäer gesünder und lokaler essen, aber auch ihre Umwelt besser schützen möchten, können die Landwirte eher Teil der Lösung als Teil des Problems sein“, hob Decerle hervor, der seit kurzem im Landwirtschaftsausschuss sitzt. Die Suche nach Lösungen beginne stets mit einem umfassenden und rationalen Blick auf die aktuelle Lage.