In den kommenden Jahren sollen die ersten Tiere in Offshore-Meeresschutzgebieten der deutschen Nordsee angesiedelt werden. «Dort können die Austern vor Grundschleppnetzen geschützt werden und hoffentlich neue Bänke bilden», sagte Muschelexperte Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer.
Auch in den Niederlanden wird die Art Ostrea edulis wieder angesiedelt, dort mit Austern aus Norwegen, weiß Christof Goetze, ebenfalls von der Schutzstation Wattenmeer. «Wenn die Wiederansiedlung klappt, werden wir vielleicht in zehn Jahren die Europäische Auster wieder im Wattenmeer antreffen können - mehr als hundert Jahre nach ihrem Verschwinden durch Überfischung.»
Die Austernbänke in der Nordsee schienen früher unerschöpflich. Im Mittelalter holten Muschelfischer die Schalentiere massenhaft aus dem Meer, wie es etwa in einer Urkunde aus dem Jahr 1241 vermerkt ist. Im Jahr 1870 waren es dem Naturschutzbund (Nabu) zufolge rund fünf Millionen Austern.
Überfischung führte vor hundert Jahren zum Zusammenbruch der Bestände, wie Borcherding sagte.
Als dann im Eiswinter 1929 die Austern im Wattenmeer erfroren, ging es noch weiter abwärts. Die Art überlebte nur an den Felsküsten Westeuropas und Südnorwegens sowie im dänischen Limfjord. Und es sollte noch schlimmer kommen.
Beim Versuch, andere Austernarten heimisch zu machen, wurde um 1978 die kalifornische Austernkrankheit Bonamia nach Europa eingeschleppt. «Und brachte für die Restbestände der heimischen Auster den Zusammenbruch um weitere 90 Prozent», so Borcherding.
Eine Auster kann mehrere Jahrzehnte alt werden. Große Exemplare können jährlich rund eine Million
Larven produzieren. Diese siedeln sich gern auf den Schalen anderer Austern an.