Der betroffene Schafhalter-Hof fürchte nach dem tragischen Vorfall in Bad Wildbad (Baden-Württemberg) um seine Existenz und fordert Maßnahmen seitens der Politik.
«Wir hoffen, dass wir endlich ernstgenommen und gehört werden», sagte
Landwirt Gernot Fröschle am Mittwoch.
Landwirtschaftsministerium und Umweltministerium frischten unterdessen ihren Streit um den Umgang mit dem Raubtier wieder auf.
«Wir brauchen mehr Unterstützung und Geld - für mehr Personal, mit dem wir die Herden schützen können, und für Hochsicherheitszäune», sagte Schafhalter Fröschle. Den nötigen Schutz der Herde könne der
Betrieb aus eigenen Mitteln nicht stemmen. «Das geht uns absolut an die Existenz.» Daran ändere auch eine
Entschädigung für die getöteten Tiere nichts. Nach Fröschles Angaben wurden 43 Tiere im Zuge des Angriffs in der Nacht zum Montag getötet. Die Zahl könnte noch steigen, da einige verletzte Schafe noch behandelt würden.
Im Südwesten waren noch nie so viele Schafe getötet worden, seit das Raubtier hier wieder gesichtet wurde. Bundesweit betrachtet handele es sich aber nicht um die meisten je von einem Wolf gerissenen Schafe, sagte eine Sprecherin des Umweltministeriums in Baden-Württemberg.
In Sachsen etwa seien einmal rund 70 Tiere von einem Wolf getötet worden. Den Wolf ins Jagdrecht zu nehmen, wie es unter anderem das Landwirtschaftsministerium und die
Jäger wollen, sei keine Option. «Dann bräuchten wir trotzdem eine Ausnahmegenehmigung.» Einen Wolf zu schießen, sei aufgrund des Bundesnaturschutzgesetzes und europäischer Verordnungen verboten.
Mit einer Sonderregelung im Jagdrecht, könne man durchaus einen Wolf schießen, sagte hingegen eine Sprecherin des baden-württembergischen Landwirtschaftsministeriums. Dies werde beispielsweise auch in Sachsen so gehandhabt. «Wir müssen endlich definieren, ab wann ein Wolf zum Problem wird», sagte sie. Der Fall aus Bad Wildbad zeige nun exemplarisch, dass gehandelt werden müsse.
Der sogenannte Blutrausch, in den das Raubtier bei einer Attacke verfallen kann, sei für sich genommen aber noch kein auffälliges Verhalten, betonte erneut Johannes Erretkamps, Tierökologe bei der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt BW in Freiburg. Das Raubtier jage, solange sich noch etwas bewegt. Eine Eilanalyse soll nun mit letzter Sicherheit klären, ob tatsächlich ein Wolf verantwortlich ist. Man wisse zudem, dass seit einigen Monaten ein Wolf im Nordschwarzwald umherwandere.
Der betroffene Betrieb in Bad Wildbad kämpft nun an allen Fronten, die mögliche Entschädigung von durchschnittlich zwischen 150 und 200 Euro pro getötetem Mutterschaf sei völlig nachrangig, sagte Fröschle. Neben allen jetzt auf den
Hof zukommenden praktischen Belastungen sei auch die psychische Belastung enorm. «Wir können nachts kaum schlafen, es kann natürlich sein, dass der Wolf noch in der Gegend ist», sagte Fröschles Frau Karen. Aufgeben aber komme erst mal nicht in Frage.