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14.12.2017 | 14:18 | Pflanzenentwicklung 

Agrarwetter im Herbst 2017 zu nass

Offenbach - Im Gegensatz zum Vorjahr war der Herbst 2017 durchweg zu nass. Dies führte zu durchfeuchteten und häufig nicht befahrbaren Böden - anstehende Feldarbeiten wurden somit verzögert.

Agrarwetter im Herbst 2017
Deutscher Wetterdienst zur Pflanzenentwicklung im Herbst 2017: „Viel Nass von oben“ im Herbst 2017 ließ Bodenwasserspeicher überlaufen. (c) proplanta
Daneben konnten sich pilzliche Schaderreger vermehrt ausbreiten und erzwangen eine frühzeitige Weinlese. Die Temperaturen waren ähnlich mild wie im vergangenen Jahr, der Sonnenscheinreichtum hingegen blieb aus. Das berichtet der Deutsche Wetterdienst (DWD) über die Auswirkungen des Wetters auf die Landwirtschaft in Deutschland im Herbst 2017.

Kühl-nasser September mit schlechter Feldbefahrbarkeit und früher Weinlese



Nach dem heißen September 2016 folgte ein herbstlicher September 2017. Tiefdruck-gebiete bestimmten mit kühler Luft das Wetter in den ersten zwei Dekaden – der erste Herbststurm „Sebastian“ sowie der erste Frost traten auf. Für Zwischenhochs mit Wärme und Sonne war wenig Platz. Zum Monatsende hin nahm zwar Hochdruckeinfluss zu, ein Altweibersommer blieb jedoch aus.

Der zu kühle und trübe September mit meist leicht überdurchschnittlichen Niederschlägen erfreute sich keiner großen Beliebtheit bei den Landwirten. In der 1. Monatshälfte war der Winterraps verbreitet, teils aber ungleichmäßig aufgelaufen.

Positiv war nur: Der Zuflug des Rapserdflohs und Kohltriebrüsslers war gedämpft. Die Kartoffelernte setzte sich fort, zur Monatsmitte begann die Zuckerrübenkampagne. In der letzten Monatsdekade startete die Silomaisernte.

Die durch den Herbststurm abgeknickten Maisbestände mussten jedoch vor der vollständigen Abreife geerntet werden. Nicht nur bei der Ernte gab es durch den vielen Regen Befahrbarkeitsprobleme, sondern auch bei der Saatbettbereitung und Bestellung der Wintergerste – zum Monatswechsel lief diese auf.

Im Weinbau setzte die Weinlese sehr zeitig ein – lokal wurde sie recht zügig beendet, bevor noch mehr Regen die Fäulnis explodieren ließ. Mit dem Erreichen der Fruchtreife der Stieleiche begann ab der 2. Monatshälfte verbreitet der phänologische Vollherbst.

Weiterhin viel Nässe, aber auch Wärme im Oktober: Feldarbeiten auf Sparflamme



Im Süden dominierte meist Hochdruckeinfluss, den Norden überquerten Tiefdruckgebiete – teils mit Sturm- und Orkanböen durch „Xavier“. Besondere Wärme mit nochmals Sommertagen herrschte von der 2. bis zur 3. Dekade, bevor Herbststurm „Her-wart“ eine Abkühlung brachte.

Demnach fiel der meist durchschnittlich sonnige Oktober nicht nur niederschlagsreich im Norden sowie äußersten Süden, sondern auch insgesamt zu mild aus. Die Feldarbeiten mussten örtlich wegen eingeschränkter Befahrbarkeit unterbrochen werden bzw. in manchen Regionen waren sie nur an wenigen Oktobertagen möglich. Damit konnte gebietsweise die Aussaat von Wintergetreide nicht abgeschlossen werden. Noch stehende Maisbestände knickten bei den Stürmen vielfach ab, Bäume stürzten um. Wenn möglich, wurde die Ernte von Zuckerrüben, Kartoffeln und Silomais fortgeführt.

Witterungsbedingt wurde im Winterraps ein ansteigender Stängelfäule-Befall registriert. Während die Bedingungen für Schnecken günstig waren, wurde in der Regel kein erhöhtes Aufkommen von Blattläusen oder Rapserdflöhen festgestellt.

Mit dem starken Laubfall der Rotbuche, Stieleiche und spätreifender Apfel-bäume ging die Vegetationsperiode zu Ende, zum Monatswechsel startete damit oft der phänologische Winter. Vegetationsruhe kehrte jedoch noch nicht ein.

November-Niederschlag füllte Böden komplett mit Wasser auf



Im November zogen Tiefdruckgebiete über Deutschland hinweg, den Süden erreichten sie selten, wirkten sich dort aber mit milder Luft und stärkeren Niederschlägen intensiver aus. Nur ab und zu floss kältere Luft ein, mit erstem Schnee im Bergland.

Im Süden gab es oft Hochdruckwetter, typisch mit Nebel und Hochnebel. In den weniger klaren Nächten trat gelegentlich leichter bis mäßiger, über Schnee vereinzelt auch strenger Frost auf. Der November war meist wieder niederschlagsreich und wie der Oktober eindeutig zu mild, dieses Mal aber sonnenscheinarm.

Wenn die Möglichkeit bestand, was nicht immer und überall der Fall war, wurden die landwirtschaftlichen Arbeiten, wie die Zuckerrübenernte, das Ziehen der Winterfurche und die Aussaat von Winterweizen fortgesetzt bzw. endgültig abgeschlossen. Wegen der häufigen Regenfälle – besonders in der 2. Monatshälfte – wurden die Böden komplett mit Wasser aufgefüllt und konnten die Landwirte wiederholt kaum ihre Felder befahren.

Nach mehreren Anläufen kamen im kalten Novemberende die Wachstumsprozesse in der Natur zum Erliegen und die Vegetationsruhe kehrte ein. Der Monat bot für die Winterungen, auch für die spät gesäten, insgesamt gute Entwicklungsbedingungen ohne schädigende Einwirkungen. Massive Frostereignisse blieben auch aus.
DWD
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