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16.05.2019 | 14:40 | Förderprogramme 

Baden-Württemberg vorbildlich beim Natur- und Artenschutz

Stuttgart - In den vergangenen Jahren wurden umfangreiche Regelungen für den Natur- und Artenschutz in Baden-Württemberg umgesetzt und Förderprogramme ausgebaut.

Vertragsnaturschutz
Am 19. Mai 2019 startet proBiene in Stuttgart die Unterschriftensammlung für das „Volksbegehren zur Rettung der Artenvielfalt in Baden-Württemberg“. Neben dem Klima- ist der Artenschutz eine der größten globalen Herausforderungen unserer Zeit. Baden-Württemberg ist mit einer Vielzahl von Förderprogrammen und Maßnahmen bundesweit ein Vorreiter. (c) proplanta
Baden-Württemberg stellte 2018 allein im Bereich der Landwirtschaft rund 160 Millionen Euro für den Natur- und Artenschutz bereit. „Wir haben nicht das Gefühl, als wäre der Artenschutz der Grün geführten Landesregierung unwichtig. Im Gegenteil: Baden-Württemberg ist bundesweit ein Vorreiter beim Natur- und Umweltschutz. Das dürfte auch den Initiatoren und Unterstützern des Volksbegehrens nicht entgangen sein“, betont Hauptgeschäftsführer Peter Kolb. Dass der Weg des kooperativen Umweltschutzes sehr erfolgreich ist, belegt die seit Jahren hohe Beteiligung unserer Bäuerinnen und Bauern an den Umwelt- und Naturschutzprogrammen.

Inzwischen wird eine Fläche von rund 45.000 Hektar mit einem Mittelvolumen von über 40 Millionen Euro im Rahmen des Vertragsnaturschutzes bewirtschaftet, gepflegt und im Sinne des Biotop- und Artenschutzes entwickelt. Mit dem Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt werden Maßnahmen wie Schaffung von Lebensräumen für bedrohte Arten, die Biotopvernetzung oder die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln umgesetzt. Im Rahmen des Förderprogramms für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT) wurden 2017 auf über 320.000 Hektar Maßnahmen des Umwelt- und Artenschutzes umgesetzt. Mit einem Anteil von 14 Prozent ökologisch bewirtschafteter Fläche und knapp elf Prozent der Betriebe nimmt Baden-Württemberg unter den Bundesländern beim Ökolandbau eine Spitzenstellung ein.

Die baden-württembergischen Bauern verzichten auf circa einem Viertel der landwirtschaftlichen Fläche (LF) auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger, auf weiteren fünf Prozent der landwirtschaftlichen Fläche reduzieren die Landwirte den Pflanzenschutzmitteleinsatz. 44 Prozent der besonders wertvollen Flora-Fauna-Habitat Mähwiesen Deutschlands liegen in Baden-Württemberg und werden von den hiesigen Landwirten extensiv bewirtschaftet. Auf einer Fläche von 22.000 Fußballfeldern säen Bauern Blühmischungen als Insektenfutter aus und bieten seit diesem Jahr Blühpatenschaften für Jedermann an, um die Blühflächen noch auszuweiten.

Bei allen Wünschen nach noch mehr Ökologie darf nicht vergessen werden, dass die Hauptaufgabe der Landwirtschaft die Lebensmittelerzeugung ist. „Wir sind verantwortlich für die Versorgung der Gesellschaft mit ausreichend, sicheren und hochwertigen Lebensmitteln. Dieser Aufgabe möchten wir auch zukünftig nachgehen. Deshalb muss es einen gesellschaftlichen Konsens geben, damit auch die Wirtschaftlichkeit der landwirtschaftlichen Betriebe gegeben ist, betont Kolb. Der Natur- und Umweltschutz darf nicht zum Treiber des Strukturwandels werden.

Die enormen Herausforderungen des weltenweiten Artensterbens und des Klimaschutzes benötigen internationale Antworten. Baden-Württemberg nimmt seine Verantwortung für den Artenschutz sehr ernst. Darüber hinaus sind der Artenschutz und der Erhalt der Biodiversität eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu deren Lösung jeder seinen Teil beitragen kann.

Landwirtschaft in Baden-Württemberg:

Betriebe im Land nach der amtlichen Statistik

In Baden-Württemberg gibt es nach der amtlichen Statistik 39.800 Betriebe. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt knapp 36 Hektar pro Betrieb (D rund 62 Hektar). Die überwiegende Mehrheit (89 Prozent) der landwirtschaftlichen Betriebe wird als Familienbetrieb, als sogenanntes Einzelunternehmen, geführt. In Baden-Württemberg wirtschaften ein Drittel dieser Einzelunternehmen im Haupterwerb und knapp zwei Drittel im Nebenerwerb.

Landwirtschaftliche Fläche

In Baden-Württemberg wirtschaften die Bauern auf 1.413.400 Hektar landwirtschaftlicher Fläche. Davon sind rund 815.000 Hektar Ackerfläche und fast 547.900 Hektar Grünland.

Ökolandbau

Mit einem Zuwachs von fast 20 Prozent an ökologisch bewirtschafteter Fläche im Jahr 2018 liegt Baden-Württemberg im Ländervergleich mit an der Spitze. 14 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche ist ökologisch bewirtschaftet (197.751). Der Anteil der Öko-Betriebe ist gewachsen. Er liegt im Südwesten bei rund elf Prozent.

Neun Biomusterregionen gibt es in Baden-Württemberg

Landkreis Emmendingen, Breisgau- Hochschwarzwald, Stadt Freiburg; Bodensee/ Konstanz; Landkreis Biberach; Landkreis Ravensburg; Landkreis Hohenlohe und Schwäbisch Hall; Landkreis Ludwigsburg und Stuttgart; Landkreis Neckar-Odenwald; Landkreis Enzkreis und Landkreis Heidenheim „plus“.

Flächenfraß

Nach einem Rückgang des Flächenverbrauchs im Land ist dieser seit 2017 wieder angestiegen. Täglich gehen der Landwirtschaft rund acht Hektar wertvollen Acker- und Grünlandes durch Siedlungs- und Verkehrsmaßnahmen verloren. Wir bewegen uns beim Flächenverbrauch wieder auf
dem Niveau von 2008.

Baden-Württemberg hat eine Bodenfläche von 3.574.830 Hektar. Davon sind rund 15 Prozent Siedlungs- und Verkehrsfläche. 1.352.514 Hektar sind Wald und 1.418.500 Hektar landwirtschaftliche Fläche.

Freiwillige, kooperative Umweltleistungen durch die baden-württembergische Landwirtschaft

Im Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT 2017) ergreifen Landwirte unterschiedliche Maßnahmen für den Artenschutz. Zusammengerechnet engagieren sich die Bauern im Land auf einer Fläche von über 430.000 Fußballfeldern (320.000 Hektar). Darin sind beispielsweise Maßnahmen wie: Blühflächen, Fruchtartendiversifizierung, unterschiedliche Grünlandbewirtschaftungen, Erhaltung von Streuobstbeständen und Weinbausteillagen, Verzicht von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, Herbizidverzicht auf Ackerland, Begrünungen, Brache und Maßnahmen im Ökolandbau.

Vertragsnaturschutz

Die Landwirtschaft beteiligt sich im Vertragsnaturschutz mit extensiver Beweidung, Grünlandnutzung, Ackerbewirtschaftung, Umstellung von Ackernutzung auf extensive Grünlandnutzung, pflegende Bewirtschaftung und sonstige Maßnahmen. Insgesamt investiert das Land Baden-Württemberg rund 23 Millionen Euro jährlich für den Vertragsnaturschutz. Dazu wurden inzwischen fast flächendeckend Landschaftserhaltungsverbände eingerichtet. Diese haben durch ihre beratende Tätigkeit zu einem deutlichen Anwachsen der Flächen im Vertragsnaturschutz geführt. Alleine zwischen 2017 und 2018 konnten die Flächen um 1.400 Hektar auf nunmehr fast 40.000 Hektar anwachsen.

Im Bereich Arten- und Biotopschutz wurden zur Biotopentwicklung, Biotopneuauflage und Biotoppflege sowie weiteren Artenschutzmaßnahmen bisher 18,4 Millionen Euro aufgewendet (Stand 2018).

Ausgewiesene Gebiete für Natur- und Artenschutz in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg gibt es 429.367 Hektar FFH-Gebiet. 44 Prozent der FFH-Mähwiesen Deutschlands liegen im Land. Weitere Schutzgebiete sind: Landschaftsschutzgebiete 806.595 Hektar, Naturschutzgebiete 86.728 Hektar, Vogelschutzgebiete 398.215 Hektar, Naturdenkmale (flächenhaft) 6.542 Hektar, Naturpark 1.220.897 Hektar, Nationalpark 10.059 Hektar, Biosphärengebiet 148.505 Hektar.


Sonderprogramm der biologischen Vielfalt 2018/19

Die Ministerien für Umwelt, für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie für Verkehr verstärken mit dem Sonderprogramm ihre Anstrengungen zum Erhalt der Artenvielfalt. Es beinhaltet unter anderem Maßnahmen für Erhalt und Entwicklung von Natura 2000-Gebieten, Extensivierungsmaßnahmen in der Kulturlandschaft zur Schaffung von Lebensräumen für bedrohte Arten, Moorschutz und einen landesweiten Biotopverbund. Ziel des Sonderprogrammes ist die Sicherung heimischer Arten, Artengemeinschaften und ihrer Lebensräume – funktionsfähige, ökologische Wechselbeziehungen in der Landschaft zu bewahren, wiederherzustellen und zu entwickeln. Für 2018/19 hat das Sonderprogramm eine Mittelausstattung von 36 Millionen Euro erhalten. Davon stellt das Land für Monitoringsmaßnahmen 6 Millionen Euro zur Verfügung. Monitorings werden für Insekten, FFH-Arten, Brutvögel, Fledermäuse und Waldlebensräume betrieben.


Ökologische Vorrangflächen Baden-Württemberg (ÖVF)

Landwirtschaftliche Betriebe müssen seit 2015 grundsätzlich zunächst fünf Prozent ihrer Ackerflächen als ökologische Vorrangflächen bereitstellen. Diese Flächen müssen im Umweltinteresse genutzt werden (beispielsweise zum Erhalt von Hecken oder als Feldrand oder Pufferstreifen). Eine landwirtschaftlich produktive Nutzung bleibt unter bestimmten Bedingungen aber zulässig. Dazu gehört zum Beispiel der Anbau von Eiweißpflanzen, die den Stickstoff im Boden binden oder der Anbau von Zwischenfrüchten. Die Summe aller Maßnahmen hierfür liegt bei 94.627 Hektar. Maßnahmen sind bspw.: brachliegende Flächen, Hecken/ Knicks, Baumreihen, Feldgehölze, Feldraine, Flächen mit Zwischenfruchtanbau oder Gründecke, Flächen mit stickstoffbindenden Pflanzen, Honigbrache (einjährig), Miscanthus und Durchwachsene Silphie.

Pflanzenschutzmitteleinsatz

In Baden-Württemberg werden inzwischen fast ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche ohne beziehungsweise mit reduziertem Pflanzenschutzmittel-Einsatz bewirtschaftet; auf knapp einem Viertel der Fläche wird vollständig auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmaßnahmen verzichtet.

Eigeninitiativen der Landwirtschaft: Biodiversitätsprojekt der Landwirtschaft zur Erprobung praxistauglicher Maßnahmen:

„Lebendige Agrarlandschaften“ und F.R.A.N.Z, unter anderem gefördert von Bundesumweltministerium (BMUB), Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) und der Michael-Otto-Stiftung. F.R.A.N.Z. hat sich zum Ziel gesetzt, Maßnahmen zu entwickeln und zu erproben, welche die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft erhalten und erhöhen. Mittel- und langfristig sollen die Naturschutzmaßnahmen auch auf andere Betriebe übertragen werden. Hierzu ist es wichtig, dass sich die Maßnahmen gut in die betrieblichen Abläufe integrieren lassen und keine wirtschaftlichen Einbußen nach sich ziehen. Ebenso sollen Hemmnisse im bestehenden Förder- und Ordnungsrecht identifiziert und Optimierungen vorgenommen werden, damit die Landwirte die Naturschutzmaßnahmen umsetzen können. Maßnahmen können unter anderem sein: Extensivgetreide, blühendes Sommergetreide, Maßnahmen auf Grünland, mehrjährige Blühflächen.

BWblühtauf – Gemeinsam für Artenvielfalt

Unter dem Motto „BWblühtauf – gemeinsam für Artenvielfalt“ gehen die Bauern im Land mit ihrer Blühstreifenaktion ins neue Jahr. Schon heute säen die Landwirte in Baden-Württemberg auf einer Fläche von rund 18.000 Fußballfeldern (2017) und 22.000 Fußballfeldern (2018) Blühmischungen als Insektenfutter an. Diese Zahl möchten der Landesbauernverband und seine Landwirte gemeinsam mit seinen Mitbürgern ausbauen. Dazu können Interessierte eine sogenannte Blühpatenschaft erwerben: Auf der Übersichtskarte von www.bwbluehtauf.de den gewünschten landwirtschaftlichen Betrieb auswählen und den Landwirt über die angegebenen Kontaktdaten ansprechen. Individuelle Blühpatenschaft vereinbaren (Flächengröße, Laufzeit, Kosten pro Quadratmeter etc.). Der Landwirt sät die vereinbarte Blühfläche für den Paten in gewünschter Flächengröße ein. Zusätzlich tragen die Landwirte ihr bisheriges Engagement für die Artenvielfalt auf der Online-Plattform ein.
LBV
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