Die Beobachtungen vieler Bürger über ein vergleichsweise geringeres Vorkommen seien nicht von der Hand zu weisen, sagte die Biologin Melanie von Orlow von der Bundesarbeitsgruppe Hymenoptera (Hautflügler) beim Naturschutzbund (Nabu) auf dpa-Anfrage.
Grund zur Sorge sieht die Expertin aber nicht. «Das ist nicht besorgniserregend.» Es gebe zudem auch immer noch Menschen, die von Problemen mit
Wespen berichteten. Allerdings kein Vergleich zum Vorjahr: In diesem Jahr habe das Team bisher ungefähr halb so viele Beratungen und Umsiedlungen von Hornissen, Hummeln, Wildbienen und Wespen absolviert wie im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. «2018 war es enorm.»
Trotz der aktuell verhaltenen Lage hält es von Orlow für möglich, dass sich Wespen in den nächsten Wochen noch stärker bemerkbar machen: «Ich denke, da kann noch etwas kommen.» Die beste Wespenzeit stehe eigentlich erst bevor. «Von Mitte August bis Mitte September werden die zudringlich und nervig.»
Ob es ein gutes oder schlechtes Wespen- und Hornissenjahr werde, könne man zumindest teilweise und regional an Wettereinflüssen im Frühjahr festmachen, erläuterte von Orlow. Bei einem sehr kalten, unangenehmen Frühjahr mit viel Nässe bis Mitte Juni könnten Nester und in der Folge auch die Insekten zugrunde gehen.
Solche Bedingungen hätten aber zum Beispiel im Berliner Raum in diesem Jahr nicht vorgeherrscht - trotzdem gebe es nicht so viele Wespen. «Wir können natürlich vermuten, dass es auch Krankheiten gibt, die den Tieren zusetzen und die man einfach nicht gut kennt», sagte die Biologin. Ob eingeschleppte
Erreger, ähnlich wie bei
Bienen, auch Wespen zu schaffen machen, sei praktisch nicht untersucht.
Generell könnten mehrere Faktoren die
Bestandsentwicklung beeinflussen. Auch die menschliche Wahrnehmung könne das Bild verzerren: Die Sommerferien und die Schönwetterphase seien in Berlin und Brandenburg etwa früher als in anderen Jahren gewesen. «Die Leute waren natürlich zu dem Zeitpunkt draußen aktiv, als die Wespen noch nicht so stark waren», sagte von Orlow.