Im Mai stieg das Thermometer an vielen Orten bereits auf 30 Grad oder sogar darüber hinaus. Das waren dann laut Definition des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ganz offiziell Hitzetage. Und auch die ersten Tropennächte gab es bereits vor dem kalendarischen Sommeranfang. Geht das jetzt so weiter?
Grundsätzlich halten sich Meteorologen mit langfristigen Vorhersagen zurück, denn zuverlässige Prognosen sind im günstigsten Fall nur bis zu zehn Tage im voraus möglich. Es gibt aber etwa beim Deutschen Wetterdienst Jahreszeitenmodelle, während beim Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) die Wissenschaftler die Daten der Zusammenhänge zwischen den Jahreszeiten untersuchen.
«Diese Zusammenhänge kann man nutzen, um eine gewisse Abschätzung zu machen, wie sich Jahreszeiten verändern werden», erläutert der PIK-Klimaexperte Peter Hoffmann. Zunehmend stelle etwa das Frühjahr die Weichen, wie sich der Sommer entwickeln kann.
«In diesem Frühjahr waren der April und Mai überdurchschnittlich heiß oder warm. Und diese Kombination könnte bedeuten, dass der Sommer später eher eine kühlere Phase einschlägt», sagte Hoffmann mit Blick auf die entwickelten Datenmodelle.
Zugleich dauern laut Hoffmann gewisse Witterungssituationen länger an. Auch im Sommer könne die Wetterlage daher über einen längeren Zeitraum hinweg im gleichen Zustand verharren - nur, dass dieser möglicherweise eher kühler ausfallen dürfte.
Diese Nachricht dürfte gut sein für Landwirte und
Förster vor allem im Norden und Nordosten Deutschlands. Denn dort hat der heiße Mai seine Spuren mit verdorrtem Gras und ausgetrockneten Wäldern und damit hoher
Waldbrandgefahr hinterlassen. Wer dagegen hoffte, dass die Sommerferien ähnlich sonnig-heiß werden, freut sich wohl weniger über diese Einschätzung.
Seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen sei die Temperatur in Deutschland gestiegen - seit den 60er Jahren ist zudem eine Beschleunigung festzustellen, sagt Hoffmann. «Die letzten Jahrzehnte weisen meist einen Anstieg der Temperatur in Deutschland von einem Grad pro 30 Jahren auf.» Auch die Zahl der heißen Tage habe sich in den vergangenen Jahrzehnten fast verdoppelt. «Der
Klimawandel ist in vollem Gang», sagt der Wissenschaftler. Allerdings: «Das passiert nicht von heute auf morgen, sondern schleichend.»
Umso wichtiger ist es, bei Anpassungsmaßnahmen nicht zu zaudern - selbst wenn der Sommer 2018 tatsächlich etwas kühler ausfallen sollte. «Wenn wir weitermachen wie bisher, sind durchschnittlich vier Grad mehr auch in Deutschland noch in diesem Jahrhundert sehr wahrscheinlich», sagt Hoffmann. Extreme wie etwa der Hitzesommer 2003 könnten dann in naher Zukunft, bis Mitte des Jahrhunderts, zur Normalität gehören.
In der Landwirtschaft führten die Wärmerekorde im April und Mai jedenfalls schon im Frühjahr zu Erscheinungen, die sonst erst im Sommer auftreten. So begann die Sommerlinde laut
DWD im Vergleich zu den Vorjahren um 10 bis 14 Tage verfrüht zu blühen. Üblicherweise sei dies ein erstes Zeichen für den «phänologischen Hochsommer».
Starkregen und
Hagel führten örtlich zu schweren Schäden auf den Äckern. Und auch tierische
Schädlinge wie Kriebelmücke, Läuse, Kirschfrucht- und Kirschessigfliege sind in diesem Jahr nach DWD-Angaben reichlich unterwegs.
Die warmen Temperaturen begünstigen zudem die Ausbreitung eingewanderter Arten wie der Tigermücke oder der Gelbfiebermücke, die über Reise- oder Warenverkehr eingeschleppt wurden und das Risikogebiet von Krankheiten vergrößern, die sie übertragen.
Wissenschaftler der Frankfurter Goethe-Universität und der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung gehen jedenfalls davon aus, dass die Ausbreitung von solchen
Infektionskrankheiten in den nächsten 10 bis 50 Jahren zunimmt.
Noch aber ist die Wahrscheinlichkeit einer Malaria-Infektion am heimischen Badesee äußerst gering. Und auch die
Wasserqualität stimmt, wie das
Umweltbundesamt bereits Ende Mai berichtete. Denn 98 Prozent der Badegewässer in Deutschland erfüllten die Qualitätsanforderungen der EU-Badegewässerrichtlinie.