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08.11.2018 | 08:18 | Artensterben 
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Dramatischer Rückgang bei vielen Insektenarten

Bonn - Untersuchungen in einigen Regionen Deutschlands belegen einen immensen Insektenschwund in den vergangenen Jahrzehnten.

Insektenvielfalt
Nach einer Autofahrt kleben heute kaum noch Mücken und Fliegen auf der Scheibe. Mittlerweile ist auch wissenschaftlich belegt: Es gibt viel weniger Insekten. Als Hauptverursacher sehen Naturschützer die Landwirtschaft - aber es gibt noch mindestens einen anderen Grund. (c) proplanta
Detailanalysen zeigen nun, welche Arten besonders im Sinkflug sind. «Es ist ein Rückgang, der sich durch ganz unterschiedliche Gruppen zieht», sagte die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Beate Jessel, am Mittwoch in Bonn.

So seien 96 Prozent der Köcherfliegenarten rückläufig. Bei Wildbienen nähmen die Bestände bei 52 Prozent aller Arten ab. «Auch bei den Laufkäfern und bei den Ameisen haben wir sehr hohe Gefährdungsgrade und Rückgänge zu verzeichnen.»

Neben vielen Verlierern gebe es auch einige Gewinner wie bestimmte Libellenarten. Sie profitierten möglicherweise von der Renaturierung von Gewässern oder auch vom Klimawandel. Die Verliererarten seien allerdings deutlich in der Überzahl.

Der Entomologische Verein Krefeld (EVK), der seit 1989 Insektenbestände misst, hatte bereits zuvor ermittelt, dass die Gesamtmasse flugfähiger Insekten an untersuchten Standorten in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Brandenburg in den vergangenen drei Jahrzehnten im Mittel um mehr als 75 Prozent abgenommen hat. Es sei vor allem dieser massive Rückgang der gesamten Biomasse, der beunruhige, sagte EVK-Vorstandsmitglied Martin Sorg in Bonn. Denn: «Ein normales terrestrisches Biotop ist ohne Insekten undenkbar.»

Die Bestände seien «unstrittig stark rückläufig», bestätigte Jessel. Anschaulich könne man das als Normalbürger am «Windschutzscheibeneffekt» sehen: Anders als vor 20 oder 30 Jahren kleben nach einer längeren Autofahrt kaum noch Mücken und Fliegen auf der Scheibe. Das sei natürlich noch kein wissenschaftlicher Beweis, aber anschaulich für jedermann.

Der Insektenrückgang habe viele Ursachen, die ineinander griffen. Hauptverursacher sei aber die intensive Landwirtschaft. «Wir brauchen dringend eine Wende in der Agrarpolitik hin zu einer naturverträglicheren Landwirtschaft», forderte Jessel.

Auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze mahnte einen Wandel beim Umgang mit Pestiziden an. «Die intensive Landwirtschaft ist hauptverantwortlich für den dramatischen Rückgang im Bestand von Bienen, Fliegen, Käfern, Schmetterlingen», sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Der natürliche Lebensraum der Insekten schwinde «beängstigend schnell».

Als eine weitere Ursache für den Insektenrückgang nannte Jessel Lichtverschmutzung. «Schon eine einzige Straßenlampe in der Nähe eines Gewässers entfaltet einen sogenannten Staubsaugereffekt.» Sie ziehe in einer Nacht so viele Köcherfliegen an, wie in einem Gewässerstreifen von 200 Metern Breite schlüpften. Die Tiere schwirren dann um die Lichtquelle herum, bis sie schließlich erschöpft zu Boden fallen oder zur leichten Beute für Fledermäuse werden.

Insekten gelten als «Dienstleister am Ökosystem», denn sie bestäuben Obstbäume und Gemüsepflanzen, zersetzen Aas, Totholz und Kot. Außerdem sind sie eine Nahrungsquelle vieler anderer Tiere, etwa von Vögeln. Auch deren Zahl hat in den vergangenen Jahren stark abgenommen.
dpa
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Kommentare 
deereblau schrieb am 11.11.2018 21:36 Uhrzustimmen(16) widersprechen(13)
wenn von insektensterben die rede ist sollte die lichtverschmutzung als gröster insekten vernichtung mal hinterfragt werden .
agricola pro agricolas schrieb am 08.11.2018 17:33 Uhrzustimmen(38) widersprechen(16)
Lieber Waldläufer,

Sie vertreten Volkes Meinung, einfach und platt, scheren alles und jeden schlichtweg über einen Kamm, üben dabei Ihre Sicht der Dinge.

Der Eichenprozessionsspinner hat im heurigen Jahr sich als Insekt aufgrund der überdurchnittlichen Temperaturen explosionsartig vermehrt. Wer hat ihn rigoros, mit welchen Maßnahmen bekämpft? Die Fichtenmonokulturen, die Sie explizit aufführen, stellen in der heutigen Zeit welche Problematik dar im Hinblick auf die dortige Nährstoffdynamik!? Im Sommer und Spätherbst war landauf, landab, das Dauergejammere infolge Wespen- und Hornissenplage kaum mehr zu ertragen.

Unsere Kommunen stehen nunmehr vor übervollen Klärschlammlägern infolge der neuen DüVO. Ist Ihnen selbige Problematik nicht bekannt? In einem bayerischen Landkreis wurden innerhalb nur einen Jahres knapp 3.000 Tonnen Klärschlamm produziert; nur knapp 100 Tonnen sind letztmalig einer landwirtschaftlichen Verwertung zugeführt worden. Die Kommunen stehen nun unisono sprichwörtlich plötzlich alleingelassen im Regen.

Nitrat ist ein windiger Bursche, ohne diesen Grundnährstoff würde die pflanzliche Produktion von heute auf morgen um 90% reduziert. So wie die heutige Landwirtschaft produziert, ist das keineswegs auf „bäuerlichem Mist“ gewachsen; nehmen Sie doch endlich diejenigen in die Verantwortungspflicht, die im Verlaufe der vergangenen Dekaden genau dieses Wissen uns aufoktroyiert haben. Ein richtiger, vor allen Dingen wichtiger Adressat, da schmeißt aber wohlweislich niemand einen Stein aus dem eigenen Glashaus, in dem er sitzt - auch kein Waldläufer!

Die Bauern, die seit eh und je in einer Kreislaufwirtschaft denken, denen halten Sie unsere Grundwasserverschmutzung in mehr oder weniger alleiniger Ursächlichkeit vor!? - Wie viele Dichtigkeitsschäden z.B. infolge maroder Abwassersysteme werden in dieser Betrachtung vollkommen ignorant weggeblendet?

Ist Ihnen geflissentlich geläufig, wie brutal u.a. die Wasserwerker in unserer Bundeshauptstadt Berlin absaugen und damit die Grundwasserspiegel überproportional absenken!? Hier werden förmlichst in grandioser Dynamik selbige abgesenkt. Ist Ihnen bewusst, was da im Boden nicht nur kleinflächig abgeht, sondern in wirklich gigantischem Stile!? Davon vernehme ich nichts, Stillschweigen im ansonsten lauten Berlin. - Und, und, und...!

Meine Listung hier könnte unendlich lang werden, würde den zur Verfügung stehenden Rahmen allerdings absolut sprengen.

Für mich als Bauer ist ungemein frustrierend, dass ein Drittel unserer hochwertigsten Erzeugnisse noch nicht einmal einen Teller sehen, also direkt auf der Biomüllhalde landen. Von 16 Mio. Hektar LN würden um die 5 Mio. Hektar ausschließlich für Ihre Zwecke sofort zur Verfügung stehen, entlohnten auch Sie endlich unsere bäuerlichen Produkte ordnungsgemäß, schon morgen wären die vorgenannten Überproduktionen zu desaströsen Dumpingpreisen Geschichte. - Meinen Sie, Sie können die Vielzahl der in vielerlei Hinsicht unersättlichen Grundstückseigentümer dahingehend mit ins eigene Boot nehmen!? - Verzicht wäre Pflicht!

Zu guter Letzt nochmals zum Thema „Mikroplastiken“: Es gibt kein Gewässer, wo selbige Anreicherungen unbekannten Ausmaßes dato nicht stattfänden. Dahingehend enthalten Sie sich wohl einer entsprechenden Gewichtung; wohingegen eine Giftigkeit von Nitrat sehr wohl auf jeder Tagesordnung steht, die so nur in der Literatur beschrieben wird, in Deutschland meines Wissens aber keine Blausucht verzeichnet wurde im Verlaufe der letzten Generationen. Kein Organismus kann im übrigen ohne Nitrat über längere Zeiträume existiere; weder Pflanzen, noch Insekten und Tiere, schon gar nicht das Individuum Mensch. Schon Paracelsus wusste: Einzig die Menge macht das Gift.
Waldläufer schrieb am 08.11.2018 15:58 Uhrzustimmen(14) widersprechen(30)
Mal ganz abgesehen von einem ganz subjektiven Eindruck in Feld, Wald und Garten, dass viele Insektenarten in ihrem Bestand bedroht sind und manche überhaupt nicht mehr zu beobachten sind : wenn ich in diesem Jahr durch die Fichtenwälder gegangen bin, in denen noch vor 2 Jahren alle paar Meter ein Spinnennetz den Weg versperrt hat, so war das in diesem Jahr eklatant anders. Der Grund dafür ist für mich eindeutig. Ohne Insekten, die gefangen werden können, sterben auch die Spinnen weg. Da wird dann auch kein Borkenkäfer mehr in einem Netz der Spinne gefangen. Wir sind auf dem besten Weg, daß "Der Stumme Frühling", den Rachel Carson schon vor Jahrzehnten beschreibt, Wahrheit wird. Ich empfehle erneut und immer wieder die Lektüre nicht nur dieses Buches, sondern zum Beispiel auch "Global2000", "Das Selbstmordprogramm" von Gordon Taylor, "Kein schöner Land" von Eckardt und Knauer, "Versuch und Irrtum" von Löbsack, "Der summende Wald" von Ruppertshofen.
Leider höre ich in Diskussionen mit Landwirten immer noch : wir haben keine Schuld ! wir tragen keine Verantwortung etc. etc. Liebe Land- und Forstwirte : es ist natürlich so, daß ihr im Fokus steht ! Fehlentwicklungen sind über Jahre nicht korrigiert worden. Wenn heute noch ein Landwirt beteuert, daß jahrzehntelange Gülleverklappung auf den Äckern nichts mit Grundwasserschäden zu tun hat, dann kann ich das zumindest nicht mehr hören. Und da nützt auch das Wegschieben der Verantwortung auf das Land, den Bund oder die EU oder womöglich jemanden anderes garnichts.
agricola pro agricolas schrieb am 08.11.2018 10:54 Uhrzustimmen(41) widersprechen(14)
„Die „scheinbare“ Welt ist die einzige, die „wahre Welt“ ist nur hinzugelogen.“ (Nietzsche)

Hochverehrte Frau Prof. Jessel,

in bereits bestens bekannter, viel geübter Manier melden Sie sich wieder einmal mit Ihrem Forderungskatalog in der Thematik INSEKTENSTERBEN zu Wort.

Sie mögen's kaum glauben, viele Bauern sind schon um Schritte voraus.

Seitens des Bundesamtes für Naturschutz in Schulterschluss mit dem Bundesumweltministerium in dieser Thematik zur Verfügung gestellte Forschungsgelder, um in der Praxis selbigen Problemstellungen zu Leibe rücken zu wollen, landen monetär aber leider vornehmlich in welchen gierigen Schlunden? Erprobte Mischkulturen in diesem Zusammenhang, die man durchaus einer positiven Evaluierung zuführen kann, werden paradoxerweise schlichtweg einfach unter den Teppich gekehrt. In erster Linie muss der Bauer in der Praxis ein degradierter Billigheimer in der Zuliefererkette auch solcher „ökologischer Zukunftsmodelle“ sein und bleiben. - PUNKT!

Dabei ist vollkommen irrelevant, ob z.B. in Mischkulturen mit einem dortig zusätzlichen Blühpflanzenanteil sich gerade die von Ihnen mehr und mehr schmerzlich vermissten Wildbienen neben einer unverkennbaren Insektenvielfalt in Summe, fröhlich tummeln oder auch nicht. Im Ergebnis sind auch solche Studien einzig auf das betriebswirtschaftliche Portfolio der zuarbeitenden Industrie ausgerichtet. Man verbrennt im Rahmen dessen vollkommen schmerzbefreit Steuergelder in Millionenhöhe, die im Zuge dessen mehr oder weniger stillschweigend über ein sehr begrenztes Zeitfenster einfach „veratmet“ werden.

Wenn dabei quasi noch Zukunftswissen als positives Nebenprodukt in der Praxis zusätzlich in den Vordergrund gerückt werden könnte, dass in ernährungsphysiologischer Hinsicht (menschliche Versorgung mit alternativen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren vom Acker), eine desaströse Verseuchung unserer Weltmeere mit Mikroplastiken stellt aktuell schlichtweg die brutale Faktizität dar, es dazu also durchaus Alternativen gibt, so findet selbst das wenig Widerhall in den nach außen hin abgeschotteten Administrationen der dafür zuständigen bundespolitischen Institutionen. Ein dort mutmaßlich angesiedeltes Desinteresse lässt den Praktiker deren verriegelte Schlossportale erst gar nicht passieren,
geschweige denn, dass sich unsere berufsständische Vertretung hier gefordert sähe. Untätigkeit auf weiter Flur!!!

Es erscheint mithin weitaus einfacher und verwaltungstechnisch ist das sicherlich auch wesentlich leichter zu handhaben, dass man anstelle dessen fortwährend alibihaft weiterhin Steuergelder verprasst u. die „ KONVENTIONELLEN BAUERN als das BÖSE schlechthin“ stringent am medialen Pranger der Brunnenvergifter und Insektenvernichter belässt.

Nein, so einfach werden wir es dieser „Fachkompetenz“ aber nicht machen! - Hier ist vielleicht an anderer Stelle endlich auch das Steuerschwarzbuch gefordert, das seitens des Bundes der Steuerzahler dieser Tage erst wieder seine Stimme erhoben hat.

Wer im übrigen als Praktiker die Jubelveranstaltungen sogenannter Netzwerker besucht, die Crème de la Crème jener fachkompetenten Visionäre, zumindest auf dem Bildschirm, wo Selbstbeweihräucherung geradezu die jeweiligen Tagungsräume schwängert, wird förmlichst von äußerst realen Erkenntnishorizonten weggefegt:

Die „DUMMEN“ sind und bleiben
- in erster Linie die Vielzahl der noch ackernden Bauern,
- „grandioserweise“ aber ebenso auch jene wortreich betrauerten Insekten,

denen gerade auch Ihre Beflissenheit, hochverehrte Frau Prof. Jessel, zumindest medial in regelmäßigen zeitlichen Abständen zuteil wird.

Schauen Sie doch endlich einmal auch hinter die Kulissen, ob ein dahingehend verurteilendes Gedankengut in Bezug auf die konventionelle Landwirtschaft überhaupt noch zeitgemäß ist.

Wir Bauern arbeiten in und mit der Natur, diese stellt ganz einfach unsere (Über)Lebensgrundlage dar; auch sämtliches Wissen darum haben wir Ihnen somit ganz sicher, ohne elitär erscheinen zu wollen, schon um Zeiten voraus!
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