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25.08.2018 | 15:57 | Alte Fischernetze 

Geisternetze werden zur Todesfalle

Bremen - Bunt und farbenfroh sind die Skulpturen der Fische, Haie und Schildkröten, die im Überseemuseum Bremen zu sehen sind.

Alte Fischernetze
Australische Ureinwohner wollen mit ihrer Kunst ein Zeichen setzen: Viele Tiere sterben jedes Jahr qualvoll in alten Fischernetzen, die herrenlos im Meer treiben. Doch nicht nur in Australien, auch in der Nord- und Ostsee machen die «Geisternetze» Probleme. (c) proplanta
Australische Ureinwohner haben sie aus alten Fischernetzen angefertigt - und wollen mit dieser farbenfrohen Kunst auf ein ernstes Problem aufmerksam machen.

«Die Netze werden an der Nordküste Australiens in großen Mengen angespült», sagt Stephanie Walda-Mandel, Kuratorin der Ausstellung. Insgesamt könne man mit den alten Fischernetzen, die in den Meeren treiben, einmal den Äquator umspannen. Die Ausstellung «Australische Ghostnets - Kunst aus dem Meer» wird am Donnerstag eröffnet.

Experten gehen davon aus, dass jedes Jahr rund 640.000 Tonnen Fischereiausrüstung in den Meeren landen. Große Teile stranden unter anderem an der nordaustralischen Küste, aber der Müll wird auch in Europa zum Problem: «Vor zwei Wochen wurde in der Ostsee ein 500 Meter langes Fischernetz geborgen mit unzähligen toten Seevögeln und Fischen darin. Das zeigt, wie nah diese Geisternetz-Problematik auch für uns ist», sagt Walda-Mandel.

Aus einem Forschungsbericht der Europäischen Union von 2016 geht hervor, dass europäische Fischereibetriebe jedes Jahr rund 25.000 Netze verlieren oder absichtlich über Bord werfen. Nach Schätzungen des WWF von 2011 waren es allein in der Ostsee 5.000 bis 10.000 Stück pro Jahr.

«Diese herrenlosen Netze können dann jahrzehntelang weiterfischen», sagt Stefanie Werner vom Umweltbundesamt der Deutschen Presse-Agentur. Und das weiterhin sehr wirkungsvoll: «Sie behalten bis zu 20 Prozent ihrer ursprünglichen Fischereikapazität», sagt die Meeresschützerin. So fangen sie weiter und werden zu einer herrenlosen Falle.

«Viele Tiere verhungern oder ersticken elendig», sagt Melanie Bergmann vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) der dpa. Neben Fischen und größeren Meeressäugern wie Delfinen sind auch Seevögel, Schildkröten und Krebse betroffen. Sie verheddern sich in den Geisternetzen und können sich oft nicht mehr befreien.

Auch an Land werden die alten Netze zur tödlichen Gefahr: Forscher haben in 97 Prozent aller Basstölpel-Nester auf Helgoland Kunststoffe gefunden - vor allem Netzreste, Leinen und Schnüre. Als Folge dessen starben deutlich mehr dieser Meeresvögel als sonst.

Die Netze aus dem Meer zu bergen, gestaltet sich als schwierig. «Man muss erstmal wissen, wo überhaupt welche liegen», gibt Bergmann zu bedenken. Nur wenige Fischer melden, wenn ihnen Fanggerät über Bord geht. Viele würden ihre alten Netze sogar absichtlich ins Meer werfen, um Entsorgungsgebühren im Hafen zu umgehen. «Man müsste mehr mit den Fischern zusammenarbeiten und ihnen zeigen, dass dieses Verhalten auch für sie nicht gut ist», argumentiert Bergmann.

Als Lösungsansatz könnte sie sich daher vorstellen, den Fischern eine kostenlose Entsorgung ihrer alten Netze in den Häfen zu ermöglichen. Auch könnten Netze markiert werden. «Es gibt Ansätze zur digitalen Markierung», sagt die Meeresschützerin Werner. Damit könne man die Netze eindeutig den Fischern zuordnen - und diese dazu bewegen, Verluste zu melden und altes Fanggerät nicht mehr achtlos über Bord zu werfen.
dpa/lni
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