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27.07.2019 | 03:42 | Rekordtemperaturen 

Geschichtsträchtige Hitze lässt Experten schaudern

Offenbach - Als Tornado-Beauftragter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist Andreas Friedrich Stürme gewohnt.

Beängstigende Hitze
Die Hitze-Auswertung des Donnerstags macht deutlich: Das war historisch. Meteorologen macht die Rekord-Entwicklung große Sorge. (c) proplanta
Der Blick auf die gerade etwas abflauende Hitzewelle und die Rekordtemperaturen vom Vortag ließ den Meteorologen am Freitag allerdings eher schaudern. «So etwas hatten wir in Deutschland noch nie», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Vor 2019 sei in Deutschland erst zehn Mal überhaupt die 40-Grad-Temperaturmarke erreicht worden. «Jetzt hatten wir allein gestern mehr als 20 Stationen, die 40 Grad und mehr erreichten. Wir hatten an einem Tag das, was in Deutschland in 130 Jahren nicht passiert ist. Das ist so eindeutig, dass es für mich als Meteorologe schon beängstigend ist.»

Dass hier auch der Klimawandel eine Rolle spielt, ist für Friedrich eindeutig: «Es ist nicht der einzelne Hitzetag, es sind nicht die einzelnen 42 Grad. Aber wenn man einfach über längere Zeiträume guckt und die Häufungen sieht - das hätten wir mit einem kälteren Klima wie vor Beginn der Industrialisierung einfach nicht gehabt. Hier spielt die Erwärmung, für die der Mensch wesentlich mitverantwortlich ist, die entscheidende Rolle.»

Der vom DWD bestätigte Rekord wurde mit 42,6 Grad in Lingen registriert - und am Freitag auch offiziell bestätigt. Insgesamt 14 Wetterstationen überboten am Donnerstag den seit 2015 gehaltenen Hitze-Rekordwert von 40,3 Grad in Kitzingen. «An 53 DWD-Stationen wurden am Donnerstag 39 Grad und mehr gemessen, an 91 Stationen waren es 38 Grad oder mehr», so der DWD-Sprecher.

Zudem wurde in der Nacht zum Freitag an 117 Stationen eine sogenannte Tropennacht festgestellt, in der die Tiefstwerte nicht unter 20 Grad sinken. So wurde in Frankfurt/Main mit 25,7 Grad die heißeste Nacht in der Main-Rhein-Region seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen. Deutschlandweit war bereits in der Nacht zu Donnerstag im Pfälzerwald mit 26,2 Grad ein neuer Rekordwert für Tropennächte erreicht worden.

«Man muss ganz klar sagen, dass diese Werte, die wir erfassen und die in die Rekordbücher eingehen, natürlich nur Spot-Werte sind», so Friedrich. Er wollte nicht ausschließen, dass am Donnerstag auf dem Lingener Marktplatz und damit auf bebautem Gebiet womöglich sogar ein noch höherer Wert als 42,6 Grad erreicht wurde. Aber dort habe sich eben keine Messstation befunden.

Die Lingener Werte, immerhin deutlich vor den in Nordrhein-Westfalen «zweitplatzierten» 41,2 Grad von Duisburg und Tönisvorst, hatten Fragen aufgeworfen, ob das denn stimmen könne. Nach der Überprüfung der Messung bestätigte der DWD den Rekord.

An den dort gemessenen Temperaturen zweifele er auf keinen Fall, sagte Bodo Schreier vom DWD in Hamburg - dort wird die regionale Messnetzgruppe betreut, zu der auch Lingen gehört. Doch selbst für den Fall, dass dieser Hitzerekord nicht anerkannt worden wäre, hätte der Hitze-Donnerstag Wettergeschichte geschrieben - mit Rekorden in sechs Bundesländern. «Was wir hier erleben, das ist, als würde der 100-Meter-Rekord in der Leichtathletik plötzlich bei 9,0 Sekunden stehen», so Andreas Friedrich.
dpa
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