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07.05.2018 | 08:21 | Wildganspopulation 

Kreis Hildesheim will Gänse verjagen statt töten

Hildesheim - Die rasant steigende Zahl von Wildgänsen macht Landwirten in vielen Landstrichen Niedersachsens zu schaffen, da die Tiere Felder leerfressen und hohe Schäden verursachen.

Wildgänse
Gefräßige Gänse machen Landwirten zunehmend zu schaffen. Der Landkreis Hildesheim will die Vögel nun von den Äckern verjagen, wo große Trupps den größten Schaden anrichten. Ob das wohl funktioniert? (c) proplanta
Im jahrelangen Streit zwischen Bauern, Jägern und Naturschützern um den richtigen Umgang mit dem Problem startet der Landkreis Hildesheim nun ein Pilotprojekt, bei dem die Vögel von landwirtschaftlich wertvollen Flächen verscheucht werden sollen.

Die Hoffnung ist, dass die Gänse durch gezielte Attacken von Jägern auf große Trupps dazu gebracht werden, auf andere Flächen auszuweichen. Der Kompromiss stößt bereits in der Region Hannover auf Interesse, eine Dauerlösung ist er möglicherweise nicht.

«Die Entwicklung der Wildganspopulation ist eine Erfolgsgeschichte des Naturschutzes», meint Experte Hartmut Schlepps vom Landesbauernverband. Seit den 70er Jahren gebe es in Niedersachsen eine nie dagewesene Entwicklung der Population. Diese sei seitdem von einigen Tausend auf 60.000 bis 70.000 angewachsen.

Dazu kämen noch andere Arten wie Nil- und Kanadagänse, die allesamt kaum natürliche Feinde hätten und nur zu bestimmten Zeiten bejagt werden könnten. Zusätzlich habe das Land die Jagd in Schutzgebieten eingeschränkt.

Im Landkreis Hildesheim mit den vielen durch den Kiesabbau der vergangenen Jahrzehnte entstandenen Seenplatten ist die Gänseproblematik besonders drängend. Gemeinsam mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover, dem Ornithologischen Verein Hildesheim sowie dem Jägerlehrhof Springe hat der Kreis nun eine Strategie zum Eindämmen der Problematik erarbeitet, wie Umweltdezernent Hellfried Basse erklärt.

Seit Jahren nämlich richtet die zunehmende Zahl der Gänse erhebliche Fraßschäden bis zu vollständigen Ernteausfällen an - und dies in der Regel auf immer denselben Einzelflächen, wo sie Zuckerrüben- und Weizenpflänzchen großflächig wegfressen.

Genau dort sollen Jäger nun ansetzen und äsende Trupps auf frisch eingesäten Feldern unter Beschuss nehmen, damit sie auf andere Flächen ausweichen, wo sie keinen Schaden anrichten. Die Maßnahme habe auf das Leben und Brüten der Gänse keinen Einfluss, außerdem sei eine Verwechselung mit stark bedrohten Gänsearten auszuschließen. Mit dem Kompromiss seien alle Beteiligten zufrieden, meint Basse. Starten soll das Pilotprojekt in Kürze in der Gemarkung Barnten.

Der Naturschutzbund Nabu spricht mit Blick auf die Gänse von einem oft hausgemachten Problem. Die Gänse bewegten sich in einem vom Menschen geschaffenen Lebensraum, in dem Grünlandflächen seltener geworden seien, sagte Nabu-Referent Philip Foth.

Der Landesbauernverband bleibt skeptisch, was den Erfolg des Hildesheimer Projekts angeht. Die Zahl der Gänse sinke dadurch nicht, sondern werde nur auf andere Flächen gelenkt, sagt Experte Schlepps.

«Die Erwartung der Landwirte ist eher: Jagen statt Verjagen.» Bei Graugänsen sei das die beste Methode. Für die Nonnengans, die an der Küste in großer Zahl für Schäden auf Agrarflächen sorge, sei die Jagd allerdings verboten, da die Tiere unter die EU-Vogelschutzrichtlinie fallen.
dpa/lni
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