«Im Südwesten kann praktisch kein Fluss mehr frei fließen», beklagten die Landesvorsitzenden der Umweltorganisationen Nabu und
BUND, Johannes Enssle und Brigitte Dahlbender.
Deutschlandweit seien nur acht Prozent der Bäche, Flüsse und Seen in einem guten Zustand, erklärten sie anlässlich einer Protestaktion am Rande der 43. Naturschutztage am
Bodensee (3. bis 6. Januar). «Grund dafür sind die massiven Eingriffe des Menschen in Flussläufe und Auen sowie Stoffeinträge aus der Landwirtschaft und der Industrie.»
Die Teilnehmer riefen zur strikten Einhaltung der
Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der EU auf. «Die WRRL ist der Garant dafür, dass unsere Flüsse und Bäche im Land sauberer werden», hieß es. «Klare Flüsse, Seen und Grundwasservorräte sind überlebenswichtig für Tiere, Pflanzen und uns Menschen.
Die EU-Richtlinie sichert damit auch den Schutz und Erhalt des Bodensees als größtem Trinkwasserspeicher Europas.» Der Schutz der Gewässer sei in Gefahr, da die EU «auf Druck der industriellen Landwirtschaft» die bisherigen Qualitätsstandards herabsetzen könnte.
Mit Blick auf die im Mai anstehenden Kommunal- und Europawahlen riefen die beiden Verbände zur Wahl von Parteien und Kandidaten auf, die sich aktiv für den
Naturschutz engagieren: «Die Europawahl ist richtungsweisend für den Umwelt- und Naturschutz, auch bei uns in Deutschland», sagten die Landesvorsitzenden laut einer Pressemitteilung. Mehr als 80 Prozent aller Umweltgesetze hätten ihren Ursprung in gemeinsamen Beschlüssen der EU-Mitgliedstaaten.
«Große Aufgaben wie der Einsatz gegen
Klimawandel oder Rückgang der
Artenvielfalt und die dringend notwendige Reform der europäischen
Agrarpolitik können wir nur mit einem starken, vereinten Europa bewältigen.»
Die Naturschutztage am Bodensee werden seit den 1970er Jahren veranstaltet. Insgesamt kamen nach Angaben der Verbände am diesjährigen Dreikönigswochenende rund 1.100 Aktive und Naturschutzinteressierte nach Radolfzell, um sich zu informieren, zu vernetzen und «neue Kraft und Motivation für ein aktives Naturschutzjahr 2019 zu schöpfen». Sie konnten demnach an fast 50 Vorträgen, Workshops und Exkursionen teilnehmen.