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21.09.2018 | 06:51 | Kritik an Bundeswehr 

Moorbrand ist Fall für Justiz

Meppen / Hannover - Der großflächige Moorbrand in Niedersachsen, den die Bundeswehr mit Raketentests entfacht hat, beschäftigt nun auch die Justiz.

Brandbekämpfung
Die Bundeswehr wirft Raketen auf einem Übungsgelände ab und verursacht so einen riesigen Moorbrand. Inzwischen qualmt es auf einer Fläche von mehr als 1.000 Fußballfeldern. Nicht nur die Justiz hat Fragen. (c) proplanta
Die Staatsanwaltschaft Osnabrück leitete ein Ermittlungsverfahren ein. «Da kommen Branddelikte in Betracht, insbesondere die Brandstiftung und möglicherweise auch Umweltdelikte, wenn besonders geschützte Gebiete wie Naturschutzgebiete betroffen sind», sagte Behördensprecher Alexander Retemeyer. Auf dem für die Bevölkerung gesperrten Gebiet bei Meppen brennt es seit Anfang September, nachdem von einem Bundeswehr-Hubschrauber Raketen abgefeuert wurden.

Anfangs versuchte die Feuerwehr, die Flammen auch aus der Luft zu löschen, doch der Brand breitete sich unterirdisch aus. Eine Fläche von mehr als 1.000 Fußballfeldern ist betroffen. In Teilen des Gebietes sei der Brand inzwischen eingedämmt, in anderen nicht, sagte ein Bundeswehrsprecher. Insgesamt sei das Feuer unter Kontrolle. «Der Brand kann sich nicht weiter ausbreiten.»

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) verschaffte sich am Donnerstag vor Ort ein Bild von der Lage. Im Innenausschuss des Landtags hatte er zuvor die Kommunikation der Bundeswehr kritisiert. «Die Informationspolitik der Bundeswehr ist nicht nachvollziehbar.»

Am Donnerstag waren rund 1.000 Einsatzkräfte vor Ort, darunter Feuerwehrleute der Bundeswehr, zivile Feuerwehren und das Technische Hilfswerk. «Größtenteils brennt es unterirdisch, also im Moor selbst», sagte der Sprecher. Erschwert wird der Einsatz, weil in dem seit 1876 als Übungsgelände genutzten Moor Munitionsreste vermutet werden. Aus Sicherheitsgründen können die Feuerwehrleute das Moorgelände nicht überall betreten.

Dass der Brand von der Bundeswehr verursacht wurde, stößt bei vielen Menschen auf Unverständnis. «Die Übungen der Bundeswehr im Moorgebiet mit Raketen und sonstiger Munition müssen ab sofort eingestellt werden», forderte Landtagsvizepräsidentin Meta Janssen-Kucz (Grüne).

«Der Schutz von Mensch und Natur im Nordwesten hat absoluten Vorrang.» Auch die CDU verlangte Aufklärung. «Ich erwarte von der Bundeswehr, dass sie erklärt, warum überhaupt bei der extremen Trockenheit mit Raketen geübt wurde und ob alle Sicherheitsvorschriften eingehalten wurden», sagte Landtagsfraktionschef Dirk Toepffer.

Wie das Umweltministerium mitteilte, führte der Moorbrand zu vorübergehend höheren Feinstaubwerten. An den Messstationen Südoldenburg und Oldenburg seien an den beiden Vortagen etwas höhere Werte gemessen worden, Grenzwerte seien nicht überschritten worden. «Die Rauchwolke führt zu einer massiven Feinstaubbelastung und ist eine Gefahr für die Gesundheit», sagte der Sprecher des Bundesverbandes der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner, Michael Barczok, der «Neuen Osnabrücker Zeitung». Am Donnerstag waren die Feinstaubwerte an den Messstationen laut Ministerium wieder unauffällig.

Um unterirdische Glutnester zu löschen, pumpen die Einsatzkräfte Wassermassen in den Boden. «Es wurden Kanäle gegraben und bestehende Kanäle mit Wasser gefüllt», erklärte der Bundeswehrsprecher. Um ein Ausbreiten des Brandes zu verhindern, wurde das Gebiet unter anderem mit großen Wasserschläuchen abgeriegelt. Zudem wurden Waldschneisen geschlagen, Büsche und Gehölz zerkleinert. So soll verhindert werden, dass sich der Brand durch Funkenflug erneut ausbreiten kann.

Für Freitag kündigte der Deutsche Wetterdienst (DWD) höhere Windstärken an, die den Brand weiter anfachen könnten. «Eine Kaltfront wird über das Gebiet ziehen», sagte DWD-Meteorologe Markus Eifried. «Dort sind Sturmböen von rund 75 Stundenkilometern möglich.»
dpa
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