Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach den Angehörigen der Unwetter-Opfer am Montag ihr Beileid aus. Die Unwetter, die in Italien wüteten, hätten «schreckliche Folgen», sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Seibert fügte hinzu, die Kanzlerin «teilt die Trauer des italienischen Volkes».
Seit mehr als einer Woche wüteten
Unwetter in weiten Teilen des Landes. Auf Sizilien starben allein am Wochenende 12 Menschen. Am Freitag wurde eine Deutsche auf einer Insel nahe Sardinien von einem Blitz erschlagen.
Am Montag beruhigte sich die Lage zwar etwas, Unwetter- und Überschwemmungsgefahr bestand allerdings immer noch, beispielsweise in Küstenregionen des Latiums, in Venetien, im Piemont und in Emilia-Romagna. Das Wetter sollte auch in den kommenden Tagen instabil bleiben, wie der Wetterdienst 3B Meteo berichtete.
Nach der Tragödie in einem Landhaus bei Palermo ermittelt die Staatsanwaltschaft: Schlamm- und Wassermassen hatten das Haus am Wochenende geflutet und neun Menschen getötet. Medienberichten zufolge sollte das Haus längst abgerissen worden sein, da es entgegen den Bauvorschriften zu nah an einem Fluss errichtet worden war. Nichtsdestotrotz war das Haus vermietet worden - und die Bewohner wussten von dem Risiko offenbar nichts.
«Warum wurden wir nicht gewarnt?», fragte der Familienvater, der sich als einziger aus dem Haus retten konnte, verzweifelt vor Journalisten. Er verlor Medienangaben zufolge seine Frau, zwei Kinder, seine Eltern und Geschwister. Seine Tochter überlebte, weil sie zum Zeitpunkt des Unglücks mit zwei weiteren Angehörigen Süßigkeiten kaufen gegangen war. Am Dienstag soll es eine Trauerzeremonie in Palermo geben.
Tragödien wie die in den vergangenen Tagen müssten ein Ende haben, forderte die Umweltschutzorganisation
WWF in Italien. Sie rief die Regierung in Rom auf, die Regionen und Kommunen mit Mitteln auszustatten, um effizient auf extreme Wetterereignisse zu reagieren.
Italien sei ohnehin besonders fragil und der
Klimawandel bringe neue Gefahren, sagte
Umweltminister Sergio Costa der Tageszeitung «Il Messaggero». «In sehr vielen Regionen sind schwerwiegende Schäden entstanden», sagte Transportminister Danilo Toninelli bei einem Besuch in Santo Stefano di Cadore in der Provinz Belluno, die besonders von Sturm und Regen getroffen wurde.
In großen Teilen Venetiens sei die Situation katastrophal, es herrsche «totale Verwüstung», schrieb Regionalpräsident Luca Zaia auf Facebook. Zaia hatte am Wochenende laut Ansa die Summe der Schäden auf eine Milliarde Euro geschätzt.
Zur Beurteilung der
Unwetterschäden können die italienischen Behörden ab sofort Satellitendienste der EU nutzen. Wie die
EU-Kommission am Montag mitteilte, wurde auf Wunsch des Landes hin der Copernicus-Dienst für Katastrophen- und Krisenmanagement (EMS) aktiviert. Darüber können unter anderem Lagekarten erstellt werden, die ein detailliertes Ausmaß der Schäden zeigen.
Der in der EU für Katastrophenschutz zuständige Kommissar Christos Stylianides machte deutlich, dass die EU auch in anderen Bereichen zu Hilfe bereit sei. «Wir stehen in dieser schweren Zeit solidarisch an der Seite des italienischen Volkes und der Behörden», sagte er.
Der Zivilschutz erklärte, an einem Antrag für Mittel aus dem EU-Solidaritätsfonds zu arbeiten. Dieser wurde nach den
Überschwemmungen in Mitteleuropa im Sommer 2002 eingerichtet und soll im Fall von Naturkatastrophen Hilfe leisten können.