Insgesamt seien «stagnierende beziehungsweise leicht abnehmende Trends» zu verzeichnen, heißt es in einer Antwort des Bundesumweltministeriums auf eine Frage der Grünen. Jedoch schwankten die Mengen teils erheblich.
So würden in niederschlagsreichen Jahren mehr Nähr- und Schadstoffe über Flüsse eingetragen, die in die Ostsee münden. Die Stoffe stammten vielfach aus Landwirtschaftsflächen. Das Schreiben liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.
Im Jahr 2016 gelangten demnach zufolge 11.943 Tonnen Stickstoff aus Deutschland in die Ostsee. Im Jahr 2006 waren es nach Daten des Umweltbundesamts (UBA) 15.327 Tonnen. Zwischenzeitlich gab es aber auch einen Spitzenwert von 28.873 Tonnen im Jahr 2007. Der niedrigste Wert in der Zehn-Jahres-Spanne waren 9.630 Tonnen 2014.
Bei Phosphor gab es von 2006 bis 2016 einen Rückgang von 437 auf 371 Tonnen. Ein zwischenzeitliches Hoch gab es 2011 mit 842 Tonnen und ein Tief mit 357 Tonnen 2014. Beim Schwermetall Blei lag der Eintrag 2006 bei 1,2 Tonnen, 2016 waren es 417 Kilogramm.
Wenn zu viele Nährstoffe in die Ostsee gelangen, ist dies ein Umweltproblem. Wird das Meer überdüngt, vermehren sich nach Angaben des UBA mikroskopisch kleine schwebende Algen und große, festsitzende Algen stark. Dadurch kann Licht im Wasser fehlen, der Abbau der Algen kann wiederum zu Sauerstoffmangel führen.
«Beide Effekte senken die Qualität des Wassers», heißt es beim UBA. Häufigkeit, Stärke und räumliche Ausdehnung von «Totzonen» nähmen aufgrund der Nährstoffeinträge «deutlich zu».
Es treten demnach auch häufiger Blüten teils giftiger Algen sowie von Blaualgen auf. Algenteppiche driften dem Umweltamt zufolge auch immer wieder an die Strände Mecklenburg-Vorpommerns und Schleswig-Holsteins, so dass dort nicht gebadet werden kann.
Stickstoff ist ein unentbehrlicher Nährstoff für Lebewesen. Ein Problem entsteht, wenn zum Beispiel über Dünger mehr davon in den Boden gelangt, als die Pflanzen aufnehmen können. Dann kann er über Flüsse ins Meer gelangen.
In die Ostseezuflüsse Oder, Schwentine, Warnow, Peene und Trave gelange der größte Teil - etwa 80 Prozent - des Stickstoffs über landwirtschaftlich genutzte Flächen, schreibt das Umweltministerium. Das geschehe hauptsächlich über
Grundwasser und Dränagen, also Gräben oder Rohren zur Entwässerung des Bodens.
Phosphor gelange etwa zur Hälfte über
Agrarflächen in die Gewässer, vor allem durch
Bodenerosion - aber zu 40 Prozent auch über Kläranlagen und die Kanalisation, heißt es in der Ministeriumsantwort. Für die Landwirtschaft in Deutschland gelten seit Sommer 2017 strengere Düngeregeln. Dazu gehören etwa Obergrenzen für Stickstoff und längere Düngeverbote. Bis dies Wirkung zeigt, dürfte es aber noch dauern.
«Seit mehr als 10 Jahren bewegen sich die deutschen Nährstoffeinträge aus Stickstoff, Phosphor und Schadstoffen in die Ostsee auf einem viel zu hohen Niveau, obwohl bekannt ist, dass die Ostsee ein massives Problem mit
Überdüngung hat», kritisierte die naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen im
Bundestag, Steffi Lemke.
«Doch die Bundesregierung bleibt tatenlos, beklagt den Zustand statt endlich zu handeln.» Es brauche ein Ende der
Massentierhaltung und eine noch strengere Düngeverordnung.
Für die Ostsee sind solche nährstoffhaltigen Zuflüsse ein größeres Problem, da ihr Wasser nur langsam wechselt. «Die Ostsee braucht 30 bis 35 Jahre, um einmal den ganzen Wasserkörper auszutauschen», sagte Jochen Lamp, Meeresexperte der Umweltorganisation WWF.
In der Nordsee dauere das nur etwa vier Jahre. Sauerstoffreiches, frisches Wasser gelange vor allem mit Weststürmen in die Ostsee, die Wasser aus der Nordsee brächten. «Inzwischen ist der Wasserkörper der Ostsee auch in küstenfernen Bereichen überdüngt», sagte Lamp. Früher sei das Problem auf Buchten und die Umgebung von Kläranlagen begrenzt gewesen.