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18.07.2018 | 06:38 | Nitrateinträge 
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Nitrat im Grundwasser wird Fall für deutsche Justiz

Berlin - Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) will vor Gericht einen besseren Schutz des deutschen Grundwassers vor Nitrat aus der Landwirtschaft erstreiten.

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Vor kurzem erst kassierte Deutschland wegen der zu hohen Nitratbelastung im Wasser einen Rüffel. Jetzt verklagt die Umwelthilfe die Bundesregierung, um schärfere Regeln fürs Düngen zu erzwingen. Die Sache hat allerdings einen Haken. (c) proplanta
Die Klage und eine ausführliche Begründung seien beim Oberverwaltungsgericht in Berlin eingereicht, teilte die DUH am Dienstag in Berlin mit. Das im vergangenen Jahr verschärfte Düngerecht reiche nicht aus, um die EU-Grenzwerte in absehbarer Zeit einzuhalten, sagte Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Es gebe aber «überhaupt keinen politischen Willen in dieser Bundesregierung, das Düngerecht nochmal anzufassen».

Zuständig dafür ist das Bundeslandwirtschaftsministerium von Julia Klöckner (CDU), denn Nitrat im Wasser stammt größtenteils von Gülle in der Landwirtschaft. Der Stoff ist wichtig fürs Planzenwachstum, Rückstände in Wasser und Boden können Menschen und Natur schaden.

Dass Deutschland ein Nitrat-Problem hat, ist unbestritten: Die Bundesregierung selbst hatte in ihrem Bericht dazu 2016 eingeräumt, dass an 28 Prozent der Messstellen in Agrargebieten die EU-Grenzwerte von 50 Milligramm pro Liter im Grundwasser überschritten werden. 2017 wurde das Düngerecht nach langem Gezerre verschärft. Umweltschützer sind überzeugt, dass es trotzdem noch zu lasch ist. Auch das Bundesumweltministerium hätte sich strengere Regeln gewünscht.

Einen Haken hat der Streit allerdings: Wie das neue Recht wirkt, ist offen - der nächste Bericht ist erst 2020 fällig, es liegen noch keine neuen Messdaten öffentlich vor. Der Präsident des Bauernverbands, Joachim Rukwied, rechnet ohnehin nicht mit einer schnellen Wirkung: «Wasser hat ein langes Gedächtnis», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Wir gehen davon aus, dass wir erste positive Ergebnisse in einigen Jahren bekommen.» Man müsse jetzt «fünf bis sieben Jahre abwarten», dann könne man urteilen.

Erst im Juni hatte der Europäische Gerichtshof Deutschland wegen der zu hohen Nitratwerte verurteilt. Dabei ging es aber um das alte, noch nicht verschärfte Düngerecht. «Mittlerweile wurde die Verordnung deutlich verschärft», betonte das Bundeslandwirtschaftsministerium am Dienstag.

Inwiefern sie nach dem EU-Urteil weiter überarbeitet werden müsse, werde derzeit mit der EU-Kommission besprochen. Das Umweltministerium teilte mit, Ziel sei, den Schutz des Grundwassers weiter zu verbessern. Es müsse aber auch darum gehen, die EU-Subventionen für die Landwirtschaft stärker nach Umweltaspekten auszurichten.

Die Wasserwirtschaft fordert ebenfalls ein schärferes Düngerecht. «Auch die neue Dünge-Verordnung gewährt der Landwirtschaft derart viele Ausnahmen und Schlupflöcher, dass ein nachhaltiger Schutz der Böden und Gewässer auch weiterhin nicht möglich ist», sagte etwa Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Die Stadtwerke äußerten sich ähnlich. Es spreche einiges dafür, dass die Regelungen etwa für Sperrzeiten und fürs Düngen ungeeignete Flächen nicht reichten, sagte ein Sprecher des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU).

Zwar kann das Trink- und Leitungswasser in Deutschland bedenkenlos getrunken werden. Wasserversorger warnen aber, dass es immer tiefere Brunnen braucht und die Reinigung oder Verdünnung des Wassers aufwendiger wird, um die Grenzwerte einzuhalten - und das kann letztlich die Wasserpreise nach oben treiben.

Hinter der hohen Nitratbelastung steht auch das Problem der Massentierhaltung. Denn viele Tiere produzieren auch viel Gülle. «Das Scheitern sehen Sie auch an den Preisen im Regal», sagte DUH-Chef Jürgen Resch. «Sie finden aktuell Schweinefleisch für 2,99 Euro das Kilogramm aus deutscher Produktion.» Bei einem solchen Preisniveau und der «Erzeugungsindustrie» dahinter könne man nicht darauf hoffen, dass sich die Lage verbessere.

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt wies in Osnabrück auf ein weiteres Umweltproblem in der Landwirtschaft hin - Nebenwirkungen der Phosphor-Nutzung: Zwar sei Pflanzenwachstum ohne einen funktionierenden Phosphorhaushalt nicht vorstellbar, sagte Generalsekretär Alexander Bonde. «Auf der anderen Seite hat sein Abbau gravierende Umweltauswirkungen, sein übermäßiger Gebrauch etwa in der Landwirtschaft kann Böden und Gewässer schädigen.»
dpa
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Kommentare 
kurri Altbauer schrieb am 22.07.2018 18:16 Uhrzustimmen(42) widersprechen(16)
Ich habe der Deutschen Umwelthilfe folgenden Brief geschrieben:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich bedanke mich für Ihren „Bettelbrief“, sie wollen angeblich für Sauberes Trinkwasser kämpfen. Für Sie ist die Landwirtschaft der Hauptverursacher des Nitratporblems!! Sie prangern uns Bauern für die nachteilige Entwicklung der Agrarpolitik, uns wie gewohnt an, wir sind der Sündenbock dem man alles in die Schuhe schieben kann1 Auch Sie verschweigen vieles und legen es nur zu Ihren Gunsten aus.
Die Blausucht der Säuglinge war in der Vergangenheit bekannt und gefürchtet. Der Brunnen der das Trinkwasser liefern sollte, lag meist nicht weit entfernt vom „Pumpsklo“ und der Jauchegrube. Heute gibt es nur noch den Begriff Blausucht.
Die Menschen benutzen das Trinkwasser zur Beseitigung ihrer Ausscheidungen. Dabei wird so manches das nicht in die Kanalisation gehört. Die Rückstände der Medikamente, die Rückstände der „Pille“ findet man in jedem Fließgewässer!
Sie Behaupten aus dem Nitrat würde das Nitrit entstehen, damit soll eine Verbindung zur Blausucht hergestellt werden! Meines Erachtens völliger Unsinn!
Durch den explodierenden LKW Verkehr gelangt viel NO in die Luft. Unsere Atemluft besteht zu 78% Stickstoff, 20,96 % Sauerstoff, der Rest sind Edelgase. In der Luft erfolgt durch Oxidation zu Nitrit (NO2), in einem weiteren Schritt wird Nitrat(NO3). Mit den Niederschlägen gelangen auf die Weise ca.50 kg. Nitrat auf jeden Hektar Land und Meere! Das wird immer wieder verschwiegen, es würde der Industrie schaden!
Sie haben vielleicht schon mal etwas von dem Mansholdplan gehört, er ließ von seinen Beamten diesen Plan „ausbrüten“,es war der Anfang des Höfesterbens und die Geburt der intensiven, industriellen Landwirtschaft. Er wollte nur noch Betriebe von 100 ha, 80 Kühe usw. entstehen..Bis heute sind fast 80% der bäuerlichen Betriebe aufgegeben worden. Unser „Experten“ brachten den Ausspruch „Wachsen oder weichen“ unters Volk, heute will es keiner gewesen sein1
Ich bin 88 Jahre alt, habe die Landwirtschaft von der Pike auf gelernt, habe 1955 meine Meisterprüfung gemacht. Fast alles was uns damals beigebracht wurde, ist schon längst überholt! Die Gülle kommt aus den bergigen Gebieten, dort gab es kaum Getreide. Also wurden die Ausscheidungen flüssig verrieselt! Mit Aufkommen der Mähdrescher riet man uns auf Gülle umzustellen. Die Strohbergung entfiel somit. Heute sollen wir zurückrudern, die Schweine sollen wieder Stroh zum spielen haben. Das kupieren der Ringelschwänze wird verboten. Was meint man dem Bauern noch alles zu zumuten? Allein die Aufzeichnungen der Düngermengen wird verlangt, es erfordert schon eine Bürokraft um allen Auflagen gerecht zu werden!
Abschließend noch etwas zu den Preisen. 1948 musste der Verbraucher 46% seines Einkommens für das tägliche Brot ausgeben, heute liegt man bei 10%.
1950 bekam der Bauer für 1dt Weizen 22,55€ , heute liegt der Preis bei 17 €. Das Brötchen kletterte um1260%. Die Elektrikerstunde stieg um 4243%, heute kassiert der Staat nochmals 19 % Mwst. die 1950 nur bei 0,5% und war im Stundenlohn schon enthalten.

Unser Nachwuchs verlässt das väterliche Erbe in hellen Scharen, er ist nicht mehr bereit die Plakerei der Eltern weiter zu machen. Sie wandern in die gewerbliche Wirtschaft ab, sie verdienen in weniger Arbeitszeit erheblich mehr. Das sollten Sie bitte auch mal bedenken und nicht mit den übrigen ins selbe Horn stoßen!
cource schrieb am 19.07.2018 08:32 Uhrzustimmen(20) widersprechen(27)
"..Zuständig dafür ist das Bundeslandwirtschaftsministerium von Julia Klöckner (CDU), denn Nitrat im Wasser stammt größtenteils von Gülle in der Landwirtschaft. Der Stoff ist wichtig fürs Planzenwachstum,..." fake news, denn gülle fällt zwangsläufig bei der massentierhaltungen an und muss demzufolge als sondermüll entsorgt werden und da haben es die massentierhalter geschafft mit entsorgungsprämien, die bauern dazu zu bringen ihre durchlässigen sandäcker begüllen zu lassen---pervertierte deutsche sondermülldeponie
Matonieri, B. schrieb am 18.07.2018 20:46 Uhrzustimmen(21) widersprechen(17)
Hallo DUH,
auch schon ausgeschlafen!?
Den Prozeß hättet Ihr schon vor 30 Jahren anstrengen können.
Jetzt hilft auch kein Aktionismus mehr. Das Nitrat ist jetzt auf dem Weg ins Grundwasser. Auch wenn die Landwirte heute auf eine 0 N-Düngung umsteigen würden, müßten wir 10 bis 30 Jahre warten bis die trinkwasserrelevanten Grundwasserleiter deutlich sauberer würden.
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